Ewiger Schlaf: Thriller
der Bank auf und ab. »Ich bin nicht sicher, ob er mir meine Erklärungen abgekauft hat.«
»Kann sein. Vielleicht denkt er, dass du etwas mit ihr hattest. In diesem Fall wird er die Sache nicht fallen lassen. Aber wenn sie nicht noch etwas anderes finden, das diese Vermutung stützt, hast du zumindest noch ein paar Tage Gnadenfrist. Ich erzähle dir noch etwas anderes Ermutigendes: Offenbar haben sie in Eves Haus nichts gefunden, das dich belastet. Wäre es der Fall, hätten sie bereits dein Haus und dein Büro durchsucht.«
Waters unterbrach seine nervöse Wanderung. Erleichterung durchströmte ihn wie ein kühlendes Getränk.
»Also«, sagte Penn. »Du sagtest, du müsstest noch etwas anderes mit mir besprechen. Etwas Erschreckendes.«
»Ja.« Waters setzte sich Penn gegenüber auf einen schmiedeeisernen Stuhl und stellte seinen Kaffeebecher auf den Boden. »Lily war letzte Nacht nicht sie selbst.«
Penn neigte den Kopf. »Was meinst du damit?«
»Im Bett. Sie war ganz anders als sonst ... sehr aggressiv. Sie tat Dinge, die sie vorher noch nie getan hatte.«
Penn zuckte mit den Achseln. »Frauen tun das manchmal. Sagtest du nicht, dass Lily sich durch Eves Tod eurer Eheprobleme bewusst geworden sei?«
»Ja. Sie sagte, sie würde sich Mühe geben.«
»Na also. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.«
»Du weißt, dass Frauen nicht von sexueller Dysfunktion nahtlos zu maximaler Selbstsicherheit übergehen. Aber das war noch nicht alles. Als Lily im Bad war, bevor wir miteinander schliefen, ging ich ihr nach. Sie konnte mich nicht sehen. Sie blickte in den Spiegel, als ob sie sich selbst kaum wiedererkannte. Und dann drehte sie eine Haarsträhne fest um einen Finger und zwirbelte sie zu einer Locke.«
Penn schüttelte den Kopf. »Das ist doch Irrsinn. Weil Mallory ihre Haare so gezwirbelt hat und weil du Eve ein paar Mal dasselbe hast tun sehen, glaubst du, dass Mallorys Seele jetzt im Körper deiner Frau ist?«
»Ich weiß, das hört sich verrückt an ...«
»Ich habe Caitlin hundert Mal ihr Haar zwirbeln sehen.«
Waters wartete einen Augenblick, bevor er fortfuhr. »Es ist eine ganz natürliche menschliche Geste. Aber bei Mallory war sie die erste Stufe zu ihrer Selbstverstümmelung. Man nennt das Trichotillomonie. Sie zog sehr fest am Haar. Genau wie Eve. Und jetzt Lily.«
»Selbst in deinem Fantasie-Universum, wo die Gesetze der Physik aufgehoben sind – wie soll Mallorys Seele in Lily gekommen sein?«
»Ich habe dir ja erzählt, wie Eve es mir erklärt hat: durch Sex. Eve starb, während wir Sex hatten, Penn. Oder kurz danach. Und am nächsten Tag war ich völlig desorientiert. Ich hatte Blackouts, kann mich an nichts erinnern.«
»Das halte ich für völlig normal bei einem Mann, der glaubt, gerade einen Mord begangen zu haben.«
»Am selben Tag schlief ich mit Lily. Sie hatte einen Orgasmus, und danach ging es mir besser. Aber dann verbrachte sie den halben nächsten Tag im Bett und schlief, um sich anschließend wie eine ganz andere Person zu verhalten.«
Penn stand von der Bank auf und bedeutete Waters, ihm auf einen der Pfade durch den großen Garten zu folgen, den sein Grundstück und das von Caitlin Masters bildeten.
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit, John. Ich habe gezögert, sie zu erwähnen, als wir uns das erste Mal unterhielten, aber ...«
»Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, zimperlich zu sein.«
Penn sah ihm in die Augen. »Ich hoffe, du wirst dich daran erinnern.«
»Sprich dich aus.«
»Lily könnte mit drinstecken. Vielleicht hat sie von Anfang an gemeinsame Sache mit Cole gemacht.«
» Was? Das ist doch Wahnsinn.«
Penn nickte und ging weiter. »Mit Sicherheit. Aber ich war trotzdem der Meinung, ich sollte diese Möglichkeit ansprechen.«
»Warum?«
Der Anwalt blickte ihn beinahe entschuldigend an. »Wenn du von einem Gericht für unmündig erklärt würdest oder wegen Mordes ins Gefängnis kämst, würde das Coles Macht in der Firma vergrößern. Aber seine Fähigkeit, diese Macht in Bargeld umzuwandeln, wäre begrenzt.«
»Er könnte eine Menge teure Geräte verkaufen, wenn ich im Knast säße.«
»Ja, aber das eigentliche Geld eurer Firma steckt in der Ölproduktion, nicht wahr? In den monatlichen Ausschüttungen und den Reserven, die du hältst. Ich nehme an, die sind Millionen Dollar wert, oder?«
»Ja.«
»Und ich bin sicher, deine Anteile an der Produktion sind deutlich höher als die von Cole.«
»Ja.«
»Verstehst du, worauf ich
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