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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Schulter ihres Begleiters hinweg zu sehen ist. Der Mann sprach lebhaft zu Eve, und Waters fragte sich, ob er bemerkte, dass ihre leuchtenden Augen auf ihn gerichtet waren.
    »John? Stehst du hier an?«
    Aufgeschreckt drehte Waters sich um und bemerkte, dass er den Weg zur Bar versperrte. »Tut mir Leid, Andrew.« Er schüttelte dem Anwalt aus Natchez die Hand. »Vielleicht brauche ich doch keinen weiteren Drink.«
    »Natürlich brauchst du noch einen. Ich habe von Jackson Point gehört. Ertränk deinen Kummer, mein Freund.«
    Als Waters wieder zur Veranda blickte, war Eve Sumner verschwunden. Er schaute nach rechts zur hinteren Treppe, aber sie war nicht unter den Gästen, die dort standen. Dann sah er nach links, zur nordöstlichen Ecke des Hauses, doch auf diesem Teil der Veranda sah er nur Schatten. Er wollte den Blick schon abwenden, als Eve Sumner um die dunkle Ecke kam, grüßend ihr Glas hob und sich dann in den Schatten zurückzog wie eine Fata Morgana. Waters stand wie versteinert da. Ein metallisches Summen erfüllte sein Inneres, als hätte jemand in seinen Brustkorb gegriffen und an Drähten gezogen, von deren Existenz er bisher nichts geahnt hatte.
    »Was kann ich Ihnen anbieten?«, fragte der Barkeeper. »Noch einen Bombay Sapphire?«
    »Ja«, brachte Waters mühsam heraus. »Bitte einen Doppelten.«
    »Sehr gern, Sir.«
    Eve hatte gewusst, dass er nach ihr gesucht hatte. Und nicht nur das. Es schien, als habe sie den Moment vorhergesehen, da er den Blick heben und in die Ecke schauen würde, die sie verbarg. Natürlich war es auch möglich, dass Eve ihm nachspioniert hatte, aber dies schien unwahrscheinlich; es hätte für alle, die sich in der Nähe aufhielten, sehr seltsam ausgesehen. Und doch war sie eine Sekunde, nachdem er in diese Richtung geschaut hatte, aus der Ecke hervorgetreten, um genau zu ihm hin zu grüßen.
    Waters nahm einen Schluck von seinem Drink, schaute sich suchend nach seiner Frau um und sah sie oben auf der Hoftreppe. Sie kam mit dem Geschäftsführer der Bed & Breakfast-Pension von Dunleith aus dem hinteren Teil der Anlage. Offensichtlich hatte sie sich in dem Neubau herumführen lassen. Sie fing Waters’ Blick auf und teilte ihm stumm mit, dass sie bereit war, die Party zu verlassen. Obwohl Lily nur etwa fünfzehn Meter entfernt war, wusste Waters, dass sie für die Strecke zehn Minuten brauchen würde, da sie auf dem Weg von mindestens drei Personen angehalten würde. Er nippte am Gin und blickte hinauf zur überfüllten Veranda.
    Inzwischen hatte der Alkohol den kollektiven Blutkreislauf der Party erreicht. Die Dixieland-Band stimmte eine schwungvolle Version von »When the Saints Go Marching In« an, und mehrere Paare begannen zu tanzen. Die meisten Frauen trugen paillettenbesetzte Kleider und glitzernde Masken, die das Licht in bunten Blitzen reflektierten; ihre Stimmen wurden lauter und vermischten sich zu einem erregten Stimmengewirr, das über den Hof hallte. Die Männer sprachen weniger, lachten aber mehr, und Geschichten von der Hirschjagd in den nahen Wäldern mischten sich mit leiseren Kommentaren über diverse weibliche Gäste. Waters fühlte sich fehl am Platz. Er jagte etwas Selteneres als Tiere, leblos zwar, aber unglaublich schwer zu erwischen. Manchmal jagte er eher in Bibliotheken als draußen auf dem Feld, was den Nervenkitzel der Pirsch aber keineswegs verringerte. Doch nach drei kräftigen Drinks träumte er abermals den alten wehmütigen Traum, wieder nach Alaska oder Neuguinea zu reisen, mit dem Helikopter über Gletscher zu fliegen und sich in Vulkankrater abzuseilen. Mit diesem Traum kehrte auch die Erinnerung an Sara Valdes zurück, bis ihr argloses Gesicht sich in den verführerischen Blick Eve Sumners verwandelte, und Waters’ Haut begann zu glühen. Dann flackerte Eves Gesicht und verschwand – und zurück blieb das unverwechselbare Antlitz von Mallory Candler. Mallory war seit zehn Jahren tot, doch niemand auf dieser Party würde sie jemals vergessen ...
    »Stopp«, sagte er laut. »Himmel.«
    Er stellte sein Glas auf einem Tisch ab und rieb sich die Augen. Er kam sich dumm vor, weil er sich von Eve Sumner so sehr aus dem Konzept bringen ließ. Was war eigentlich so merkwürdig an ihrem Benehmen? Sowohl Lily als auch Cole hatten ihm erzählt, dass sie nichts anbrennen ließ, und aus irgendeinem Grund hatte sie ihn als nächste Eroberung ausgewählt. Alles, was darüber hinausging, war unvorstellbar. Sie steht auf verheiratete Männer, hatte

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