Ewiger Schlaf: Thriller
betete, dass es schnell vorbeiging, und hoffte, dass sie es überstehen würde. Aber sie überstand es nicht. Er erwürgte sie. Ich wusste, er würde es tun. Ich wusste es die ganze Zeit, Johnny! Und ich konnte nichts tun, ihn aufzuhalten ...«
Waters zog sich die Bettdecke über die Brust.
»Ich hätte beinahe den Verstand verloren. Vielleicht wurde ich wirklich verrückt. Ich weiß es nicht. Ich wollte unbedingt seinen Körper verlassen. Ich dachte daran, ihn während der Zeit zu töten, als ich die Kontrolle hatte. Dann hätte ich ihn davon abhalten können, noch mehr Frauen Schlimmes anzutun. Aber ich wollte nicht sterben. Ich hatte meine eigene Leiche gesehen, Johnny. Ich hatte die andere Frau gesehen, wie sie dalag ... wie eine Kerze, die jemand ausgepustet hatte. Gott vergib mir ... Ich wollte nicht, dass mir das auch passiert, Johnny.«
Eve wischte sich die Augen. Waters nahm ihre Hand und hielt sie. Es schien sie so weit zu beruhigen, dass sie fortfahren konnte.
»Seine Frau war eine erbärmliche Kreatur, völlig von ihm abhängig. Er hatte selten Sex mit ihr. Sex war für ihn, was er mit seinen Opfern tat. Aber auch wenn er bei seiner Frau war, war er sehr grob, und das schien sie irgendwie zu befriedigen, irgendein Bedürfnis nach Bestrafung. Es war so krank. Einmal, während ich an Selbstmord dachte, hatte er Sex mit ihr. Während des Akts fühlte ich mich wie in dem Augenblick, als er mich vergewaltigt hatte. Es war nicht das gleiche Gefühl, aber die gleiche Intensität eines Gefühls. Ich wollte so sehr aus ihm heraus. Und ich war dieser anderen Person so nah ... diesem Menschen, der kein Ungeheuer war. Ich war körperlich in ihr, verstehst du? Sie näherte sich dem Höhepunkt, und da fühlte ich ...«
»Was?«
»Als ob sich eine Tür öffnete. Und im Moment ihres Höhepunkts verschwand die Person, die sie war ... der individuelle Teil ihrer Persönlichkeit. Alle Gedanken und Erinnerungen glitten ab in dieses Nichts. Die Ekstase ihres Höhepunkts löschte ihre Individualität aus. Weißt du, was ich meine? Während dieser Sekunden wurde sie eine leere Hülle, ein Körper ohne Seele. Und in dem Augenblick, als ich begriff, was geschah, war es auch schon vorbei. Im einen Moment sah ich sie an, im nächsten Moment ihn. Ich war in ihr, Johnny. In ihrer Seele. Und ich fühlte mich, als wäre ich aus einem Gefängnis entkommen.« Eve sah ihn an, und ihre Augen flehten um Verständnis. »Verstehst du?«
»Du sagst, dass deine Seele ...«
»Ich weiß nicht, ob es meine Seele ist. Das liegt außerhalb meines Begreifens. Aber was immer wir sind, was auch immer das menschliche Bewusstsein ist – dieser Teil von mir wanderte von seinem Körper in den ihren, genau wie zuvor, als ich so verzweifelt überleben wollte.« Sie drückte seine Hand. »Bitte sag mir, was du denkst.«
»Erzähl mir den Rest.«
Sie blickte hinauf zum Baldachin. »Das war vor zehn Jahren. An die Zeit zwischen damals und jetzt ... möchte ich nicht denken.«
»Erzähl es mir.«
Eve schloss die Augen und sprach mit gleichgültiger Stimme weiter. »Das Denken der Frau war längst nicht so wirr und aufgewühlt wie das ihres Mannes. Auch sie hatte als Kind furchtbare Dinge erlitten, aber sie hatte anders darauf reagiert. Sie hatte ihre Wut nach innen gerichtet, gegen sich selbst. Deshalb sprach sie auf seinen Missbrauch an ... sie glaubte, sie verdiene es. Als ich in ihr war, verstand ich es. Ich konnte sie viel besser kontrollieren als ihn – ich konnte über eine viel längere Zeit hinweg wach bleiben, ich konnte denken. Und je mehr ich dachte, desto deutlicher wurde mir, dass mir eine einzigartige Chance geschenkt worden war. Wie, wusste ich nicht ... ich weiß es immer noch nicht. Aber ich musste diese Chance nutzen. Es war, als wäre ich bei einem Schiffbruch über Bord gegangen. Jeder, der mich kannte, hielt mich für tot, sodass die alten Verpflichtungen wegfielen. Mein Mann, meine Kinder ... für sie war ich tot. Und ich konnte an nichts anderes denken als daran, was in dem Augenblick geschehen war, als ich zu sterben glaubte. Woran ich gedacht hatte. In diesem Moment beschloss ich, alles zu tun, um dich zu finden.«
Zum ersten Mal hatte Waters wirklich das Gefühl, neben Mallory Candler zu liegen. Dieses zielstrebige, besitzergreifende Denken, das Mallory in den Wahnsinn getrieben hatte, lag eindeutig auch in Eves Stimme. Sie schlug die Augen auf und stützte sich auf einen Ellbogen.
»Ich meine, ich wusste ja, wo du
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