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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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zwei Schwangerschaftsabbrüche vornehmen lassen – beide Babys waren von ihm gewesen. Die erste Abtreibung hatte ihren Absturz in die Geisteskrankheit ausgelöst, und Waters wusste, dass Mallory die Abtreibungen auch nach ihrer Heirat und der Geburt von drei gesunden Kindern niemals verwunden hatte.
    »Sag es mir, Johnny«, beharrte Eve, und ihre Augen wichen keine Sekunde von seinem Gesicht.
    Er konnte sich nur mühsam dazu durchringen, sie in einer nicht-sexuellen Situation als Mallory anzusprechen, doch er schien keine Wahl zu haben. »Ich habe oft daran denken müssen, was passiert ist«, sagte er vorsichtig. »Ich habe sehr viel nachgedacht. Und ich glaube immer noch, dass es zu diesem Zeitpunkt die richtige Entscheidung war. Ich weiß, dass du nicht dieser Meinung bist, aber ...«
    »Das meine ich nicht«, sagte sie. »Denkst du manchmal daran, wie sie wohl gewesen wären? Eine Mischung aus dir und mir. Sie wären jetzt einundzwanzig und zweiundzwanzig. Ist dir das klar?«
    Waters bekam eine Gänsehaut, als hätte er versehentlich eine Schlange berührt.
    Eve schlug die Arme um den Oberkörper und schaukelte langsam vor und zurück. »Aber so denke ich nicht an sie«, fuhr sie fort. »Ich sehe sie als Kinder vor mir. Drei und vier Jahre alt. Ein Junge und ein Mädchen, Johnny. Es waren ein Junge und ein Mädchen – ich habe die Ärzte gefragt.«
    Er hatte es schon tausend Mal gehört, doch es schmälerte seine Furcht nicht. Wenn Mallory Gedanken wie diese zuließ, betrat sie eine psychologische Gefahrenzone, in der die Vorstellung ihrer verlorenen Kinder alles andere vertrieb und ihre Schuldgefühle und ihr Zorn verzweifelt nach einem Objekt suchten, an dem sie sich entladen konnten. Selbst wenn Eve nur glaubte, dass sie Mallory war, wenn ihre Illusion so weit ging, würde es die Gewalt ihres Ausbruchs nicht verringern. Sie saß dreißig Zentimeter von ihm entfernt; ihr nackter Körper war so reglos wie der eines meditierenden Yogi. Dennoch verströmte sie Gefahr wie eine gewundene Schlange.
    »Hast du Angst, Johnny?«
    Er kämpfte darum, seine Stimme unter Kontrolle zu halten. »Nein.«
    »Es gibt nichts, wovor du dich fürchten müsstest.«
    »Ich weiß.«
    »Gut. Dann schlaf weiter.«
    »Ich sollte jetzt gehen«, sagte er mit Blick auf die Uhr.
    Sie schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Schlaf weiter. Ich wecke dich rechtzeitig.«
    Er drehte sich wieder um und schloss für eine Stunde die Augen, schlief aber nicht. Wie ein Mann, der seine erste Nacht im Gefängnis verbringt, lag er wach, in Erwartung einer Faust, eines Messers oder etwas Schlimmeren. Es erforderte seine ganze Willenskraft, nicht aus dem Bett zu springen und aus dem Zimmer zu stürmen.
    Nachdem er der Suite schließlich entronnen war, schwor er sich, Eve nie wiederzusehen. Als sie ihn am nächsten Tag anrief, log er und sagte ihr, Lily würde über Nacht die Stadt verlassen, und er müsse bei Annelise zu Hause bleiben. Eve erbot sich, zu ihm zu kommen und in den Sklavenquartieren auf ihn zu warten, doch er sagte, er könne sich auf keinen Fall mit ihr treffen, wenn Annelise im Haus sei. Sie versuchte, sich ungezwungen zu geben, rief dreißig Minuten später aber wieder an. Ob er nicht für ein paar Stunden einen Babysitter finden und in dieser Zeit ins Hotel kommen könne? Nein, sagte er; Annelise würde Lily davon erzählen. Eve rief noch zweimal an und versuchte es mit mehreren Vorschlägen, doch Waters blieb standhaft. In dieser Nacht, nachdem Lily und er Annelise ins Bett gebracht hatten, saß er bis zur Morgendämmerung auf der Veranda, wie ein einsamer Siedler, der seine Familie auf den Great Plains bewacht. Er wusste nicht genau, wovor er sich fürchtete, aber er wusste, dass er nicht schlafen konnte.
    Mehrere Male sah er die Scheinwerfer von Autos, die ihre Fahrt vor dem Haus verlangsamten. Ein Wagen stieß sogar in die Einfahrt und parkte, den Motor im Leerlauf. Das war in einer Touristenstadt nichts Ungewöhnliches; ständig verirrte sich jemand. Doch als der Wagen am Ende der Einfahrt stand, verborgen von den Bäumen und der Dunkelheit, spürte Waters, dass hinter den hellen Lichtern ein schwarzer Lexus stand und dass hinter dem Steuer Eve Sumner saß und dass ihre Augen so wachsam waren wie in der Nacht zuvor, als sie ihn im Schlaf beobachtet hatte. Er überlegte, sein Handy einzuschalten, wollte Eve aber keine Chance geben, ihn auszufragen oder gar zu irgendetwas zu überreden.
    Kurz vor der Dämmerung ging er hinaus zu den

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