Ewiger Schlaf: Thriller
solche Nähe zwischen ihnen geschaffen, wie er sie zwischen zwei Menschen für unmöglich gehalten hätte. Die gewünschte Wirkung war jedoch ausgeblieben.
»Ich werde dich nicht schneiden.«
Sie ließ die Decke fallen und streckte die Arme aus. Tiefe Kratzer zerfurchten die Haut auf den Innenseiten beider Unterarme; wahrscheinlich stammten sie von ihren Fingernägeln. Sie hatte geblutet, aber die Decke hatte das meiste Blut abgewischt.
»Was machen ein paar Schnitte mehr schon aus?«, sagte sie. »Du weißt gar nicht, wie sehr ich das brauche.«
»Warum? Warum brauchst du das?«
Sie packte sein Handgelenk und zog ihn aufs Bett. Er versuchte zu widerstehen, aber sie verschloss seinen Mund mit ihrem in einem beinahe böswilligen Kuss. Sie versuchte nicht einmal, ihn auszuziehen; stattdessen zog sie ihn auf sich, griff nach unten und zerrte ihm die Hose auf, und ihre Faust schloss sich um sein Glied wie die Hand eines Dämons. Er schrie vor Schmerzen auf.
Mit einer heftigen Bewegung drehte sie Waters auf den Rücken und versuchte, sich auf ihn zu setzen und ihn in sich aufzunehmen. Sie war noch nicht so weit, wollte aber nicht mehr warten. Sie schloss die Augen und ließ sich hart auf ihm nieder.
Wieder schrie er auf, während Eve keinen Laut von sich gab. Sie begann sich mit langsamer Beharrlichkeit zu bewegen, steigerte sich dann zu einer ausdruckslosen, mechanischen Dringlichkeit, die Waters das Gefühl gab, als wäre er nicht einmal Teil des Aktes. Sie brauchte bloß eine Minute, dann kam sie, und ihr Gesicht verzerrte sich so sehr, als hätte sie die Kontrolle über ihre Nerven verloren. Als sie auf ihm zusammensank, war er sicher, dass sie sich endlich dem Schlaf überließ. Doch nur wenige Sekunden später schlang sie die Arme um seinen Rücken und rollte ihn im Bett herum, wobei sie ihre ganze Kraft einsetzte, sodass nun er auf ihr lag.
Als er in ihre Augen sah, wurden sie groß, als würde ein Stromschlag hindurchjagen, und er sah etwas in diesen Augen, das er zuvor noch nie gesehen hatte: Angst.
»Was ist?«, fragte er. »Was stimmt nicht?«
»Halt den Mund«, zischte sie, ließ ihre Hände an seinem Hals hinuntergleiten und drückte ihn tiefer. »Du bist noch nicht fertig.«
»Eve ...«
»Nenn mich nicht so!«
Sie krümmte die Finger zu Klauen und grub sie in seine Brustmuskeln; dann verhakte sie die Fersen hinter seinen Oberschenkeln. Jetzt schien wieder alles so zu sein wie in den letzten zwei Wochen, und er begann sich zu bewegen. Sein Körper war geladen mit der Energie, die er in den letzten vierundzwanzig Stunden ohne Eve aufgestaut hatte. Mit jedem Stoß trieb sie ihn an, kratzte mit den Händen über seinen Rücken. Der gemeinsame Rhythmus ihrer Hüften trieb ihn auf den Höhepunkt zu, doch er hielt sich zurück, unsicher, was sie von ihm brauchte.
»Schneide mich, Johnny ... bitte.«
»Nein.«
»Du musst mich schneiden!«
Er hatte Eve noch nie so gesehen. Hinter ihrer Leidenschaft hatte er stets Arroganz gewittert und die Gewissheit, dass sie ihn beherrschen und besitzen konnte. Heute jedoch trübte Unsicherheit ihre Augen. Wie Mallory war sie auf der Flucht vor ihren Dämonen und benutzte dabei den Sex. Aber wovor flüchtete sie? Und warum wollte sie geschnitten werden? Bis heute Abend sollte er sie immer nur Mallory nennen. Davon war jetzt keine Rede mehr.
»Bitte«, flehte sie. »Tu mir weh.«
Waters schob seine Hände unter ihren Rücken, stemmte seine Knie gegen die Matratze und hob sie vom Bett hoch. Jetzt hatte er die richtige Hebelposition, und er riss sie an sich oder drückte sie zurück, wie es ihm beliebte, machte sie mit seinem Zögern schier wahnsinnig. Sie kämpfte darum, sich an ihm festzuhalten.
»Bitte!« , stieß sie hervor, und ihr Atem ging abgehackt. »Mach, dass ich ... mach, dass sie weggeht.«
Er registrierte ihre Worte nur als Ansporn; ihre Bedeutung ging in der Heftigkeit ihrer Vereinigung unter. Er stieß heftiger, und doch verlangte sie immer mehr. Ihre Schreie waren keine Worte mehr, sondern gutturale Silben, wie jedes Säugetier sie verstehen könnte. Waters schaltete den bewussten Verstand aus und stieß weiter in sie hinein, wie ein Mann auf der Flucht, der spürt, dass seine einzige Hoffnung zu überleben der Weg durch eine undurchdringliche Mauer ist.
»Mach, dass es aufhört!«, schrie sie. »Sie soll aufhören!«
Sein Herz raste, kämpfte verzweifelt darum, sein verhungerndes Gewebe zu versorgen, und für einen Augenblick verlor er seine
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