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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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er nach Dingen, die er bei früheren Besuchen möglicherweise zurückgelassen hatte. Socken, Unterwäsche, ein Stück Papier. Als er nichts fand, ging er zurück ins Badezimmer. Hier war etwas, das wusste er. Etwas Gefährliches. Sein Erbrochenes? Nein. Das Abflusssieb. Er hatte jede Nacht hier geduscht, bevor er wieder nach Hause gefahren war. Es würden Haare im Abfluss sein, die man mit hundertprozentiger Sicherheit als die seinen identifizieren konnte. Winzige Philips-Schrauben hielten das Sieb auf dem Abfluss fest. Er hatte keinen Schraubenzieher bei sich, nicht einmal ein Taschenmesser.
    Schneide mich, hatte Eve gebettelt.
    Was hätte er benutzen sollen? Er lief zurück ins Schlafzimmer und durchsuchte ihre Handtasche. Tatsächlich fand er ein kleines Taschenmesser darin. Ein Gerber. Er nahm es mit ins Badezimmer, doch die schmale Spitze konnte bei den Schrauben nicht viel ausrichten. Wieder wühlte er in der Handtasche und fand ein Stück blaues Notizpapier, auf dem seine private Telefonnummer stand. Als er das Papier in die Hosentasche steckte, sah er ein flaches kleines Kunstleder-Etui. Darin fand er ein Mini-Werkzeugset; eines der Werkzeuge war ein Schraubenzieher. Kein Philips-Kopf, aber ein Standardkopf, der wahrscheinlich funktionieren würde. Er ging wieder in die Duschkabine, schraubte das Abflusssieb ab und zog das Haar und die Soße heraus; dann warf er den Unrat vom Balkon auf den regennassen Parkplatz. Während er das Sieb wieder festschraubte, merkte er, wie seine Selbstbeherrschung zerbröckelte. Es wurde Zeit zu gehen.
    Mit einem Waschlappen fasste er den Türknauf an und warf einen letzten Blick in die Suite – nicht aus Sentimentalität, sondern weil er einen Beweis zurückgelassen hatte, den er nicht zerstören konnte. In der Leiche auf dem Bett. In Eve. Wahrscheinlich war es möglich, diesen Beweis zu zerstören oder ihn zumindest zu verfälschen (das Bild vom Putzwagen des Zimmermädchens flackerte vor seinem inneren Auge auf), aber dazu war er nicht im Stande. Er schaffte es gerade noch, ein BITTE NICHT STÖREN -Schild draußen an den Türknauf zu hängen.
    Dann stand er wie versteinert mit seinem Schirm im Gang. Der Weg ins Erdgeschoss erschien ihm voller Gefahren. Der Gang. Der Aufzug. Das Zwischengeschoss. Die Treppe. Die Lobby. Der Wachmann. Einen Moment erwog er, zurück in die Suite zu gehen und zu versuchen, an den äußeren Balkonen zum Parkplatz hinunterzuklettern, aber das war lächerlich. Sie waren rutschig vom Regen, und selbst wenn er sich nicht umbrachte, konnte jeder, der unten die Straße entlangging, ihn mühelos sehen.
    Beweg dich!, schrie eine Stimme in seinem Kopf. Willst du deine Frau und dein Kind verlieren? Willst du, dass der Rest deines Sexuallebens im Knast stattfindet?
    Er setzte den rechten Fuß nach vorn, hielt inne und ging dann raschen Schrittes auf die Fahrstühle zu, den Blick fest auf den Teppich geheftet. In Gedanken war er bereits zwei Blocks entfernt, in seinem Auto.
    Sieh es vor dir, sagte die Stimme. Du musst nur deinen Körper dorthin bewegen, wo deine Gedanken bereits sind.
    Er öffnete seinen Schirm, sobald er die Lobby erreicht hatte, und benutzte ihn, um sein Gesicht vor dem Wachmann zu verbergen. Als er auf die Straße trat, peitschte der Regen ihn wie ein Rachegeist, und Donner hallte von den Wänden des Hotels wider, ließ die Luft in seinen Lungen beben. Er zog den Schirm dicht an seinen Kopf und rannte los.

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    11
    E in Zimmermädchen entdeckte Eve Sumners Leiche kurz nach zwölf Uhr mittags. Die Neuigkeit verbreitete sich nicht ganz so schnell wie die von Danny Buckles’ Kindesbelästigung an der St. Stephens, doch bis 14 Uhr hatten klingelnde Telefone und lautlose E-Mails den größten Teil der Geschäftswelt von Natchez über Eves Tod informiert. Kurz darauf kam Sybil mit fassungsloser Miene in Waters’ Büro und sagte ihm, dass »diese Immobilien-Lady, diese Eve Irgendwas« im Eola Hotel tot aufgefunden worden sei. Vergewaltigt und ermordet, mit durchschnittener Kehle, besagte das Gerücht. Diese Entstellung der Tatsachen half Waters, eine entsetzte Miene aufzusetzen, doch als er Sybil nach Einzelheiten fragte, stellte sich heraus, dass sie keine wusste.
    Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, stand Waters auf, ging hinaus auf den Balkon und starrte über den Fluss auf die Ebenen von Louisiana. Sein Sehvermögen schien ungewöhnlich klar zu sein. Der Regen der vergangenen Nacht hatte den Staub aus der Luft gefiltert,

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