Ewiger Schwur
Pell gut ging, dass ihre Cousine, selbst wenn sie aus einem Impuls heraus ein Bündnis mit Dathan geschlossen hatte, diese Entscheidung nicht bereute. Sie musste den Handel nicht bereuen, weil, wirklich, warum nicht die Regeln in den Wind schießen? Sie genoss diese Überlegung. Vielleicht brauchte sie Brends nicht zu verlieren. Jetzt nicht, niemals.
Pell starrte sie an, was bedeutete, dass Mischka auf eine Frage nicht reagiert hatte. Verdammt. Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar und drückte die andere fester auf das Lenkrad.
»Geht’s dir gut?«, wiederholte Pell ihre Frage, und Mischka wandte den Blick lange genug von der Straße ab, um ihre Cousine von der Seite anzusehen. Sie war vierhundert Meilen von zu Hause entfernt, verbündet mit einem gefallenen Engel, und ein abtrünniger Engel war ihnen auf den Fersen. Es bestand also nicht die entfernteste Möglichkeit, dass es ihr gut gehen könnte.
»Sag du es mir!«, antwortete sie stattdessen. »Geht’s dir gut?«
»Ja. Blöde Frage. Schon gut.« Pell lehnte sich in ihrem Sitz zurück und schlug die Beine übereinander. »Höfliches Geplauder hilft hier nicht weiter. Weißt du, was da hinten los ist?«
Pell hatte nicht gefragt? Hatte nicht
verlangt,
es zu erfahren? Brends war im Rückspiegel nicht länger zu sehen. Sein großer Körper war verschwunden, aber das Gefühl von Verlust war noch größer. Jede Sekunde brachte sie weiter von ihm weg, und wenn sie jetzt schon so angespannt war, wie würde sie sich dann erst fühlen, wenn sie M City erreichten? Er hatte gesagt, ihr Bündnis würde enden, wenn er sie zu Pell gebracht hatte, daher würden diese Gefühle wahrscheinlich verblassen, aber es fiel schwer, es zu glauben. Wie konnte es einfach so vorüber sein? Wie konnte er sie gehen lassen?
»Du willst wirklich fortgehen?«, fragte sie und lenkte den SUV an den Straßenrand. »Ich meine, da du es ernst meinst und so.«
Pell musterte sie. Vielleicht war sie nicht so entspannt, wie sie wirkte. Sie strich mit den Fingern über den Stoff des Sicherheitsgurtes. »Nein«, sagte sie schließlich. »Natürlich nicht.«
»Also, warum gehst du dann?« Vielleicht würde Pells Antwort ihr helfen, ihren eigenen inneren Konflikt besser zu verstehen. Vielleicht gab es einen wirklich
guten
Grund, warum sie den SUV wenden und direkt in das Zentrum eines Kampfes Paranormaler fahren wollte, von denen einer ihr bestimmt einen Tritt in den Arsch versetzen würde.
Pell richtete jetzt ihre volle Aufmerksamkeit auf den Gurt. »Dathan wollte, dass ich gehe«, sagte sie, als wäre das eine Erklärung. Seit wann hatte Pell angefangen, Befehle von einem Dämon entgegenzunehmen? Teufel, seit wann
tat
sie das? Der SUV wurde langsamer, die Landschaft auf der anderen Seite des kugelsicheren Glases war kein konturloser Nebel mehr.
»Zurück?«, fragte Mischka, und Pell sah ihr in die Augen. Nickte.
»Zurück«, stimmte sie zu. »Vielleicht mache ich einen Fehler, aber das Bündnis fühlt sich richtig an. Er fühlt sich richtig an. Dathan ist der erste Mann, der mir begegnet ist, der solche Gefühle in mir weckt.«
»Heißer Sex?«, fragte Mischka leichthin, aber sie musste sicher sein, dass Dathan mehr war als nur ein Liebhaber. Sie suchte auf der Straße nach einer geeigneten Stelle zum Wenden. Dann konnten sie zurückfahren und den Kampf an der Mauer unterstützen. Oder beobachten, befand sie. Manchmal schadete es mehr, als dass es half, wenn man sich einmischte.
»Mehr als das.« Pell schüttelte den Kopf. »Er ist keiner meiner Fehler, Mischka. Mein Fehler war, nicht früher begriffen zu haben, wer er war. Er war immer da, aber ich habe es nicht gesehen. Obwohl«, fuhr sie fort und warf ihrer Cousine einen kurzen Blick zu, »das eine Menge Fehler sind, mit denen man leben kann. Ich weiß auch nicht so genau, ob er stubenrein ist.«
Vielleicht hatte ihre Cousine recht. Sie hoffte es, denn der Ausdruck auf Pells Gesicht zeigte, dass sie sich bis über beide Ohren in Dathan verliebt hatte, Fehler hin, Fehler her. Die Vorstellung von einer Beziehung zwischen den beiden schien ihr jetzt nicht mehr so fremd. Vielleicht lag es daran, dass sie selbst ein wenig mit dem Paranormalen gespielt hatte. Oder weil sie selbst nicht ganz menschlich war. Schnell setzte sie ihre Cousine über den DNA -Test ins Bild und genoss den Schock, den Pell nicht ganz verbergen konnte.
»Du bist nicht menschlich«, wiederholte Pell, als müsse sie die Idee erst verdauen. »Nicht hundertprozentig«,
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