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Ewiger Schwur

Ewiger Schwur

Titel: Ewiger Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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lebte. Denn wenn die Menschen die Wahrheit begreifen würden, würden sie links und rechts Knöpfe drücken, mehr als bereit, die Hälfte ihres Planeten in die Luft zu jagen, wenn sie die Ausgestoßenen des Himmels dabei mitnehmen könnten.
    Sein Blick flackerte. »Also den Abtrünnigen schnellstmöglich zur Strecke bringen. Ich kapier schon. Ich werde mich darum kümmern.«
    Leider hatte der Seelendurst immer mehr der ursprünglichen Dämonenkrieger in vernunftlose Bestien verwandelt, die von Blutgier und primitivem Instinkt geleitet wurden. Sie töteten entweder, um diesen Durst zu stillen, oder ihre vernünftigeren Brüder sperrten sie in den Reservaten ein, die Brends gegründet hatte. Brends hatte riesige Gebiete der russischen Steppe erworben, wo die Raubtiere in Rudeln umherstreifen, wo sie jagen und heulen konnten. Wo die Bestie frei umherwandern konnte und der Mann wusste, dass er keine Unschuldigen in Stücke reißen würde. Er hatte Reservate in Sibirien errichtet. Zwei in den afrikanischen Savannen. Und weitere in Grönland und in der amerikanischen Wüste. Menschliches Militär besetzte die Wachtürme an den Grenzen. Die hohen, mit Draht gekrönten Mauern waren mit der neuesten Sensortechnologie ausgestattet, und wer sie berührte, fand den Tod. Alles dazu geschaffen, damit die Bestien nicht entkommen konnten.
    »Keine zivilen Opfer. Keine offensichtliche Sachbeschädigung. Jage ihn, unbedingt. Bring ihn in die Reservate oder töte ihn. Es ist mir egal, wofür du dich entscheidest. Aber tu es, ohne die gesamte menschliche Welt auf deine Taten aufmerksam zu machen, Brends. Keine Kollateralschäden.«
    Er tötete nicht wahllos – nur wenn die Situation es rechtfertigte. »Na schön. Keine Kollateralschäden, aber« – er betrachtete das Video – »ich werde die Frau brauchen.«
    »Die Tote?«
    »Nein. Die da.« Sein Daumen liebkoste das erstarrte Bild von Mischka Baran. »Unser Abtrünniger hat sie entdeckt; er hat ihr Bild auf seinem Videoplayer. Wenn ich nicht danebenliege, wird er sie als Nächste jagen.«
    »Du siehst deine Pflicht darin, sie zu beschützen?«
    »Nein.« Zum Teufel, nein. Das Einzige, was er beschützte, war sein Herr. Und seine Brüder. Der Rest der Welt konnte zur Hölle fahren. Schließlich waren die gefallenen Engel bereits zur Hölle verurteilt worden. Und es hatte sich als nicht so schlimm erwiesen, wie Michael gehofft hatte. »Sie ist der Köder.«

6
    Eilor war lediglich ein Werkzeug.
    Vor einem Jahrhundert hatte Cuthah dem Dämon seine Flügel zurückgegeben – vorübergehend –, und Eilor konzentrierte sein obsessives Verlangen nach Gewalt als Gegenleistung auf die Frauen, die Cuthah ihm bezeichnete. So hatten beide etwas davon.
    Eilors Morde interessierten Cuthah nicht. Das waren Kriegsopfer, und während die Toten auch grausame Erinnerungen an gewisse Kosten waren, so waren sie am Ende nur ein Mittel zum Zweck. Kalte, rohe Macht. Die Macht, den Himmel neu zu formen. Vier Ränge von Engelswächtern waren alles, was noch zwischen ihm und dem letzten Thron stand. Die Gefallenen auszustoßen, war ein Geniestreich gewesen. Ihre Art, die Herrschaften, waren grimmige Kämpfer gewesen. Jetzt jedoch musste er dafür sorgen, dass sie dort blieben, wo sie waren.
    Raus aus der Gleichung.
    Ohnmächtig.
    Schon bald würde Michael keine Fragen mehr stellen. Drei Jahrtausende hatte der Mann gewartet und sich gefragt, warum keins seiner geliebten Mitglieder der Herrschaften in den Armen seiner Seelenverwandten Erlösung gefunden – oder auch nur gesucht – hatte. Und in der Zwischenzeit schwand die Zahl der Seelenverwandten mit jedem verstreichenden Jahr. Wenn diese beiden tot waren, würden vielleicht nicht mehr als ein Dutzend noch übrig sein. Und Cuthan würde sicherer sein, als er es sich jemals erträumt hatte.
    Weil Michael sein Wort immer hielt. Und er hatte geschworen, dass die Gefallenen niemals in den Himmel zurückkehren würden, bis sie ihre Seelenverwandten gefunden hatten.
    Natürlich verstand Eilor dieses größere Bild nicht. Immerhin war er bloß ein Werkzeug, was bedeutete, dass er manchmal einen Fehler beging. Einen großen Fehler.
    Zum Beispiel hatte Eilor keine Ahnung, dass Cuthah, der Stellvertreter des Erzengels Michael, schon kurz nach dem Fall mögliche Seelenverwandte identifiziert hatte. Und wären die Gefallenen nicht daran interessiert, von dieser kleinen Tatsache zu wissen? Natürlich hatte Cuthah nicht die Absicht, dieses Wissen mit ihnen zu teilen.

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