Ewiger Schwur
Lächeln verkniff und das Papier wieder auf seine ursprünglichen Ausmaße zusammenfaltete, runzelte Brends die Stirn.
»Persönlich«, formte sie mit den Lippen. Scheiße, diese ganze Sache war persönlich. Und dann kehrte sie zu ihrem ursprünglichen Gesprächsthema zurück, als hätten sie sich nie davon abgewandt. »Schneller für Sie vielleicht, aber wenn Sie den Abtrünnigen draußen lassen, wird er töten, während Sie darauf warten, dass er in Ihre Falle tappt.«
Wahrscheinlich. Aber das wären menschliche Opfer, was akzeptabel wäre. Er öffnete den Mund, doch sie kam ihm zuvor. »Und ja, es spielt eine Rolle. Sie können nicht einfach weiter Menschen töten, Brends, selbst wenn Sie der Ansicht sind, dass wir auf Ihrer kosmischen Richterskala keine großen Werte erreichen. Auch wir zählen.«
Genau. Offensichtlich zählte es für sie. »In Ordnung«, sagte er zu seiner eigenen Überraschung. »Also, was erwartest du, hier zu finden? Eine Notiz vom Killer, der seinen Modus Operandi erklärt und seine nächsten Schritte umreißt?«
Sie warf ihm einen Blick zu, den zu interpretieren er kein Problem hatte.
»Suchen Sie weiter.«
Genau. Wenn es ihr so viel bedeutete, würde er diesen belanglosen Haufen menschlicher Hinterlassenschaften durchsuchen. Zumindest musste jemand die persönlichen Gegenstände einpacken, um sie Ming Johns Familie zurückzuschicken. Dieser Jemand konnte geradeso gut er sein.
Er klappte sein Handy auf. Zwanzig Minuten später hatten sie einen Stapel Pappkartons zur Verfügung. Mischka sah ihn an. »Was ist?« Er musterte sie. »Du willst ihre Sachen ordnen? Na schön. Wir werden sie auch einpacken – irgendjemand muss sie nach Hause schicken.«
»Mein Gott«, sagte sie und sah ihn an, als sei ihm ein zweiter Kopf gewachsen. »Der große, böse Dämon zeigt Herz.«
Eigentlich nicht. Er würde schneller hier wegkommen, wenn Mischka nicht ständig alles wieder von vorn durchsuchte. Und es würde alles vereinfachen, wenn sie nicht behaupten konnte, dass sie etwas übersehen haben mussten. Wenn Mischka Baran ihm wegen dieser Geste etwas gewogener wäre, nun gut, das wäre ein zusätzlicher Pluspunkt, nicht wahr?
Zwei Stunden und zehn Kartons später hielt er eine billige Bibel in Händen und nahm sich vor, Mischka Baran in sein Team von Spürhunden aufzunehmen. Die Bibel war eine Standardausgabe und stammte aus einem Hotelzimmer. Doch eingeklemmt zwischen den hauchdünnen Seiten war ein Blatt mit Ausdrucken einer Genealogie-Website. Einige Telefonnummern waren an den Rand gekritzelt.
»Genealogie?« Mischka beugte sich vor, um die Ausdrucke zu lesen.
»Ja. Sie könnte nach längst verschollenen Verwandten gesucht haben. Jedoch hatte sie offensichtlich die Angewohnheit, Genealogieforen zu lesen.« Die Ausdrucke datierten über einen Zeitraum von sechs Monaten, und Ming John hatte offenbar regelmäßig Beiträge verfasst.
»Oder auch nicht.« Mischka kaute nachdenklich an ihrer Unterlippe. »Sie ist hierhergekommen, um ihr Russisch aufzupolieren, nicht, um nach längst verschollenen Tanten und Onkeln zu suchen.«
»Das hat sie zumindest behauptet.« Er öffnete ihren Reisepass und untersuchte das Bild. Es war kaum daumennagelgroß. Als er auf das Foto drückte, erschien über dem Pass ein kleines 3-D-Bild, das sich traurig an Ort und Stelle drehte. Übrig gebliebene Pixel, die keine Rolle mehr spielten. Ming John würde nie mehr nach Hause kommen.
Mischka ging schnell die Papiere durch. »Sehen Sie sich das an!«
Er beugte sich vor, wobei er den Geruch ihres Haares genoss. Sie warf ihm einen Blick zu, sagte jedoch nichts. Eins zu null für ihn, entschied er. Sie deutete auf einen der Namen, den Ming John gefunden hatte. Pelinor.
»Pell war mit Ming John verwandt«, sagte er.
Mischka schüttelte den Kopf. »Meines Wissens nach nicht. Zumindest nicht nah. Diese Ahnentafeln weisen nicht auf eine nahe Verbindung hin, nur auf eine entfernte Verwandtschaft.«
Am unteren Rand dieses Familienstammbaums standen noch andere Namen. Pell. Mischka. Und mindestens zwanzig weitere. Alle weiblich. Alle über den gesamten Globus verstreut, wenn man sich an die Namen halten konnte. Also, was verband sie miteinander?
»Kommt Ihnen irgendeiner davon bekannt vor?«
Er verneinte, obwohl er das Gefühl hatte, als sollte er einen kennen.
»Besteht irgendwie die Möglichkeit, dass sie Stammgäste in Ihrem Club sind?«
»Du meinst, wir suchen einen Fanatiker, einen Dämonenhasser?«
»Immerhin
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