Ewiger Schwur
»Anscheinend haben einige dieser Frauen ganz, ganz weit unten am Stammbaum einige gemeinsame Vorfahren.«
Bei der nächsten Suche machte ihr Magen Anstalten zu rebellieren. Zehn Namen waren auf der ersten Seite. Drei dieser Frauen waren tot. Zeitungsfotos blitzten auf ihrem Laptop auf. Ermordet.
»Er tut das schon seit Jahrzehnten«, sagte Brends angesichts der Daten grimmig.
»Also müssen wir Pell finden«, erwiderte sie verzweifelt.
Er hielt ihrem Blick stand. »Oder wir warten.«
»Worauf? Auf die nächste Leiche?«
»Ja.« Er streckte eine Hand aus und tippte auf eine Taste, um die Suche noch einmal ablaufen zu lassen. »Etwas in der Art.«
»Nein«, widersprach sie heftig. »Das können Sie nicht, Brends. Sie lassen meine Cousine nicht vor einem wahnsinnigen Dämon baumeln wie ein Stück rohes Hähnchenfleisch an einer Schnur.«
»Wir sind keine Piranhas, Schätzchen.«
»Nein, ihr seid kalte Bastarde«, sagte sie verbittert. »Wahrscheinlich der Grund, warum man euch überhaupt aus dem Himmel rausgeworfen hat.«
»Ich halte mich nicht an die Regeln«, sagte er, und angesichts dieses kalten Ausdrucks in seinen Augen hielt sie jäh inne. Er meinte jedes Wort ernst. »Ich breche sie. Frag Michael.«
»Michael?«
»Erzengel des Himmels, der mir mächtig auf die Nerven gegangen ist. Er war zu dem Schluss gekommen, dass er bei mir mal eingreifen musste, dass ich eine Lektion brauchte, was passiert, wenn die Wächter des Himmels nicht spuren. Ich war da entschieden anderer Meinung.« Der bösartige, harte Tonfall in seiner Stimme sagte ihr deutlicher als Worte, wie er seine abweichende Meinung formuliert hatte. Heftig.
Der Ausdruck auf ihrem Gesicht sprach wahrscheinlich Bände. Verdammt. Sie konnte nicht in der zweiten Reihe parken, ohne über ihre Schulter nach einem Verkehrspolizisten Ausschau zu halten. Also so eine Art kosmisches »dummes Arschloch«? Das war ganz und gar nicht ihre Liga. Doch ein Teil von ihr bewunderte einen solchen Schneid. Der andere Teil war damit beschäftigt, sich zu überlegen, dass es nicht der weiseste Schritt war, sich ein Sofa mit der himmlischen Entsprechung eines verurteilten Straftäters zu teilen.
»Sie sind gegangen.« Er sah sie an, und Scheiße, da fiel es ihr wieder ein. »Gefallen, meine ich.« Na, wenn das nicht der Fauxpas des Jahrhunderts war! Er mochte sich von der Heerschar des Himmels getrennt haben, aber es war keine freundschaftliche Trennung gewesen, und er hatte diese spezielle Schlacht nicht gewonnen.
»Das ist nach Strich und Faden in die Hose gegangen«, knurrte er. »Bemitleide mich nicht,
Dushka.
Ich würde es wieder tun.«
Verdammt. Sie bemitleidete ihn nicht. Sie
beneidete
ihn. Er hatte alle Regeln gebrochen, dann die Bestrafung auf sich genommen und sie ebenfalls zu seiner Sache gemacht. Sie öffnete den Mund, um ihm das zu sagen, und schloss ihn dann wieder. Warum sollte er ihr glauben?
»Warum?«, fragte sie stattdessen.
Er griff nach ihrer Hand, und sie überließ sie ihm und genoss den Kontrast zwischen seiner dunkleren Haut und ihrer blasseren Färbung. Seine mächtigen, warmen Finger schlangen sich um ihre, verschluckten sie und umgaben sie mit Hitze und maskuliner Stärke.
»Vielleicht breche ich einfach gern die Regeln.« Sie zog, aber er wollte sie nicht loslassen. »Du hast einen unartigen Jungen gesucht, Mischka«, knurrte er. »Es sollte dich nicht überraschen, dass du einen gefunden hast.«
Er war nicht einfach ein unartiger Junge, oder?
Dumm,
schalt sie sich. Er war kein renovierungsbedürftiges Haus, das sie vielleicht erwerben wollte, und sie war nicht auf dem freien Markt. Nicht so richtig. Er hatte vollkommen klargemacht, dass er ihr erst helfen würde, wenn sie seinen Preis bezahlte.
»Sie hatten einen Grund«, sagte sie und wusste es plötzlich genau. Er war zu diszipliniert, zu
irgendetwas,
um den Himmel aus einer Laune heraus verworfen zu haben. Und er war nicht der einzige Engel, der gefallen war. Tausende von ihnen waren hinausgeworfen worden, wenn sie sich richtig an ihre Stunden in der Sonntagsschule erinnerte. Also hatte es einen verdammt guten Grund geben müssen.
»Anarchie, Baby«, sagte er leichthin. »Wir haben einen Kampf gesucht, und wir haben ihn verloren.« Der harte Ausdruck in seinen Augen besagte jedoch, dass er diese Niederlage nicht leicht verkraftet hatte. »Verlierer werden mit einem Tritt in den Arsch aus dem Himmel befördert. Das steht im Gesetzbuch.«
»Ihr habt ein Gesetzbuch?«
Seine
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