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Ewiger Schwur

Ewiger Schwur

Titel: Ewiger Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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nicht wohlfühlte. Obwohl dieses Rinnsal von Gefühlen ihre neue Beziehung weniger seelenlos erscheinen ließ, weniger opportunistisch, musste sie zugeben, überwältigt zu sein. Der Mann, der neben ihr einherschritt, war ihr plötzlich ein Unbekannter. Überwältigend sinnlich. Und sehr, sehr fremd. Dass sie in der Sache mit drinsteckte, war über ihren Kopf hinweg geschehen, und sie wussten es beide. Sie hatte nie flüchtigen Sex gehabt, und letztlich war an der Nacht, die sie in Brends’ Armen verbracht hatte, rein gar nichts Flüchtiges gewesen. Sie waren ein Bündnis eingegangen, das sie bis auf den Grund ihrer Seele spürte. Also, wie ging es jetzt weiter? Am Ende wusste sie nicht einmal, ob Brends überhaupt eine Seele hatte.
    Gewiss, er hatte altmodische, elegante Manieren, wenn er Mischka nicht gerade fest gegen eine Wand drückte und einen erotischen Angriff auf ihre Nervenenden unternahm. Jetzt stellte er ihre Reisetasche auf dem Gehweg ab und öffnete ihr mit einer lässigen Drehung des Handgelenks die Autotür.
    »Steig ein«, sagte er angespannt. »Wir haben einen langen Weg vor uns.« Er blickte zum Himmel auf, der sich langsam verfinsterte. »Ich will so weit wie möglich kommen, bevor es wirklich dunkel ist.«
    Ihm einen Tritt zu versetzen, hätte ihr wahrscheinlich nur verstauchte Zehen eingebracht. Es hätte ihm gewiss keine Lektionen in Sachen Sensibilität erteilt. Sie ließ sich in den Wagen gleiten, und das teure Polster gab sanft unter ihrem Gewicht nach. Niemand konnte ihrem gefallenen Engel vorwerfen, sich unters gemeine Volk zu mischen. Offenbar hatte er beschlossen, dass er sich, wenn er schon flügellos leben musste, auf andere Weise schadlos halten wollte.
    Sie wollte Informationen, daher hinderte sie ihn daran, die Tür zu schließen. Galantes Benehmen konnte da warten. »Du weißt, wo wir hinfahren? Du weißt, wo Pell hingegangen ist?«
    »Ja.« Er nickte knapp, gab aber keine Einzelheiten preis. Informationen aus ihm herauszuholen, war schlichtweg unmöglich, dachte sie, während sie ihm zusah, wie er um den Wagen herum zur Fahrerseite ging.
    Es würde ganz bestimmt eine lange Fahrt werden.
    Jede Menge Zeit zu entscheiden, ob Brends tatsächlich ein seelenloses Ungeheuer war – oder ob sie die Chance eines Lebens ergreifen und ihm ihr Herz schenken konnte.
    Es wäre ein verdammtes Pech, wenn Mischka den Handel bereute.
    Nicht, dass Brends wirklich erwartet hätte, sie würde ihn
ihnen
vorziehen, dem mustergültigen Paar mittleren Alters, das missbilligend zusah, wie er Mischkas Gepäck in den SUV lud und sich bereit machte, mit einem Teil ihrer Familie davonzufahren.
    Er hatte stets einen fairen Preis für alles bezahlt, was er sich nahm – und mehr denn je wollte er den verdammten Abtrünnigen. Die Flügel. Auf den Flügeln stand
Michael
geschrieben. Und er hatte seine fast unsterbliche Lebensspanne dem Ziel gewidmet herauszufinden, wie er Michael zu Fall bringen konnte. Der Abtrünnige war vielleicht genau das, was er dazu brauchte.
    Er würde diese Spur nicht aufgeben. Er konnte es nicht. Also musste er alles Notwendige tun, auch wenn es bedeutete, seine Bündnispartnerin unter Druck so weit zu bringen, dass sie M City mit ihm verließ.
    Folgendes war nötig: Er musste Mischka, eindeutig in seiner Obhut, fortbringen und dazu ein hinreichendes Spektakel veranstalten, um die Aufmerksamkeit des Abtrünnigen zu erregen. Dann würde er ihnen folgen. Er würde also auch die Stadt verlassen, und daher würden keine menschlichen Zivilpersonen Schaden davontragen, genau, wie Zer ihn angewiesen hatte.
    Was keine Wahl zwischen zwei schlechten Möglichkeiten bedeuten musste. Mischka würde lernen, Befehle entgegenzunehmen, gewiss, aber er würde sie beschützen, ganz gleich, was geschah. Wichtig war sie selbst als Köder. Sie würde Hushais Mörder zu ihm führen.
    Er würde sie beschützen.
    Er war jetzt um den Wagen herumgegangen und stieg ein. Er konnte es nicht ertragen, nicht in ihrer Nähe zu sein. Die getönten Fenster würden sie abschirmen.
    Er drehte sich zu ihr und zog sie zu sich. Er hätte sie eindringlicher warnen sollen, aber er war egoistisch, und auch jetzt war seine innere Bestie eifersüchtig, denn selbst nach der vergangenen Nacht gehörte sie ihm nicht. Er passte nicht in das allzu makellose Heiligtum von Mischkas Wohnung. Passte beim besten Willen nicht hinein.
    Also würde er nehmen, was er bekam.
    Er ließ die Lippen über die zarte Haut ihres Kinns gleiten und

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