Ewiger Schwur
welche nicht. Ihr werdet Dämonen sein, verdammt zu einem unsterblichen Leben der Buße, bis ihr eure Seelenverwandten findet, eure fehlenden Hälften. Eure verlorenen Seelen.«
Er konnte nur denken:
Aber ich habe nichts Unrechtes getan.
Das warst
du.
Der Traum-Zer fing seinen Blick auf. »Erinnere dich«, flüsterte er heiser. »Erinnere dich daran, wofür wir kämpfen.« Brends beobachtete hilflos, wie sein kühner, tapferer, grimmiger Anführer auf dem Boden aufschlug. Der Engel, der sie gegen Michaels Tyrannei aufgewiegelt hatte, als sie entdeckt hatten, dass Michael Brends’ Schwester vergewaltigt und grausam ausgeweidet hatte.
Hilflos.
Aber
nicht für immer. Halb verwandelt – halb golden und herrlich und halb dunkel und schwarz – kämpfte Brends gegen die Transformation und seinen Sturz, bis er landete – hart. Da verschwand der Himmel über ihm und verbarg sich vor seinen Augen, während das Licht verblasste.
18
Fremde Betten waren ätzend. Nach einer rastlosen Stunde, in der sie Brends beobachtet hatte, der unermüdlich vor ihrem Fenster auf und ab gegangen war, hatte der Schlaf schließlich gesiegt. Brends konnte seine Probleme verarbeiten oder auch nicht, aber es wäre töricht gewesen, die ganze Nacht darauf zu warten, zu welcher Entscheidung er kommen würde. Vielleicht wäre es morgen besser.
Vielleicht käme Mischka sich morgen nicht so roh vor.
Zu schade, dass der Albtraum, der ihr einen Besuch abstattete, das Memo nicht bekommen hatte.
Ihr Traumkörper war groß und stark. Sie flog, und die Luft vibrierte bei jedem machtvollen Flügelschlag. Ein silbern geflügelter weiblicher Engel, das Gesicht beinahe unheilig in der schieren Vollkommenheit seiner Symmetrie, kreischte stumm, als sich die unbekannte Klinge in ihrer rechten Hand hob und dann herabfiel. Ein dunkelrotes Band erschien um seinen Hals, und dann fiel sein Kopf grauenerregend zu Boden, und ein blutiger Stumpf blieb zurück, ein blitzender Vorwurf.
Und dann fiel sie. Ihr Körper war ein totes Gewicht, das durch die Luft herabsank. Warum fiel sie? Warum fühlte es sich so an, als sei ihr Körper entzweigerissen worden? Sie hatte noch nie zuvor davon geträumt zu fallen, aber jetzt konnte sie nicht aufhören. Und sie wusste, dass es schlimm war. Sie war so stark, aber das Blut erstickte sie, und der Boden kam rasend schnell näher. Sie kannte diese harte Oberfläche.
Sie war schon früher gefallen.
Sie war schon früher auf
diese
Weise gefallen.
Sie kämpfte gegen die Fänge des Schlafes an, aber der Boden hob sich ihr immer weiter entgegen, und sie konnte dem unausweichlichen Aufprall unmöglich entgehen. Konnte man im Schlaf sterben? Bruchstücke von Bildern blitzten an ihren Augen vorbei. Sie hielt sie fest zusammengepresst, denn wirklich, sie musste den Aufprall nicht sehen. Dunkle Bilder von Gewalt und höhnischen Gesichtern. Ein erhobenes Schwert, das in Flammen aufging. Die herbe Melodie einer unbekannten Sprache.
Es war wichtig, das Geschehen auseinanderzusortieren. Die Bilder waren dunkel, höhnisch. Jemand hatte jemanden getötet, der ihr sehr viel bedeutete. Michael. Der Zorn war plötzlich, gewiss. Ihr Traum-Ich glaubte der Anschuldigung. Michael war schuldig.
Das war nicht ihr Traum. Mit einer großen Anstrengung riss sie sich aus dem Schlaf und setzte sich im Bett auf.
Neben ihr schlief Brends.
Träumte.
Sein Körper zuckte, und die rasche Bewegung seiner Augenlider und das heftige Heben und Senken der Brust verrieten ihn.
Sie konnte diesen Traum nicht abschütteln. Mischka wusste genau, dass Brends nicht beabsichtigt hatte, dass sie seine Träume beobachtete. Vielleicht wusste er nicht, wozu das Bündnis imstande war. Und vielleicht beobachtete er auch ihre Träume. Dieser Gedanke verursachte ihr Unbehagen. Privatsphäre war wichtig. Privatsphäre war
gut.
Dennoch war es nach wie vor ein ziemlich gutes Gefühl, hier neben Brends zu liegen und ihn im Schlaf zu beobachten. Sie dachte für eine Minute darüber nach. Hier zu sein, war mehr als ein gutes Gefühl. Er atmete jetzt gleichmäßiger, tief und ruhig. Vielleicht träumte er von etwas Besserem.
Es sollte ihr nicht so viel bedeuten.
Sie stützte sich auf dem Ellbogen ab und sah auf Brends hinab. Er war ihr Geliebter. Irgendwie schien das unwirklicher zu sein als alles andere. Ein Anflug von Erheiterung brachte sie zum Lächeln. Anscheinend tat sie es mit Stil, wenn sie schon beschloss, die Nacht mit jemandem zu verbringen. Ein zauberhafter, über
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