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Ewiger Schwur

Ewiger Schwur

Titel: Ewiger Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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verurteilt worden. Er reizte. Er verführte. Er beherrschte.
    Er schob den uralten Vorhang beiseite und starrte hinaus in die Nacht. So weit entfernt von M City war das Niemandsland, das sich zwischen den Städten erstreckte, dunkel. Hier war nur der schwache magische Nebel, der die schmale Mondsichel umgab. Ohne künstliche Beleuchtung gleich welcher Art waren die Sterne unheimlich hell, ansonsten gab es nur eine dicke, schwarze Decke aus Dunkelheit.
    Ja, auch das war ein neues Gefühl. Er hatte in der Dunkelheit nie mehr gesehen als ein bequemes Werkzeug, eine weitere Waffe in seinem Arsenal, weil es im Schutz der Dunkelheit viele Methoden gab, einen anderen zu töten.
    Plötzlich war ein Rascheln hinter ihm, beinahe unhörbar, aber er wusste Bescheid.
    »Geh ins Bett.« Er drehte sich nicht um. Teufel, er wusste immer, wann sie in der Nähe war, und bei diesem augenblicklichen, sinnlichen Wissen wurde sein Blut heiß und sein Schwanz dick. Ihre Seele rief nach seiner eigenen verdammten Seele, ein Sirenengesang von willkommen heißendem Licht und Wärme. Er wollte nicht so empfinden.
    Wie Sex war Dunkelheit schlichter.
    Er ließ andere an der Begrenzung patrouillieren, die er früher am Abend festgelegt hatte. Für den Moment war sie sicher genug, befand er und widerstand dem Drang, sich umzudrehen und sie in die Arme zu nehmen. Sie war zornig, rief er sich ins Gedächtnis zurück. Intimität wäre ihr nicht willkommen, nicht jetzt, wo er sie hingehalten hatte.
    »Kommst du ins Bett?« Also streckte sie die Hand nach ihm aus, trotz ihres Streites. Er hatte getan, was richtig war – er hatte sie
beschützt
–, warum also hatte er das Gefühl, als würde er sie von sich stoßen? Was spielte es schon für eine Rolle, wenn er nie zuvor so empfunden hatte – verdammt, er hatte jahrtausendelang gar nichts
empfunden.
Er hatte von geborgten Gefühlen gelebt, und keines von ihnen,
keines,
hatte ihn auf das hier vorbereitet. Er befand sich am Rand eines unbekannten Abgrunds, und er verlor niemals – niemals – die Kontrolle. Er würde auch nicht jetzt damit anfangen.
    »Nein«, knurrte er. »Geh zurück.« Er sollte diese Begrenzung ein weiteres Mal überprüfen. Nichts und niemand kam an Mischka Baran heran.
    »Ah, ja.« Trotzdem ging sie nicht, sondern stand da mit ihren nackten Füßen auf dem hölzernen Boden. Es war zu kalt für sie, um barfuß zu sein. Er sollte sie in die Arme nehmen und zu der behaglichen Wärme des Bettes zurückbringen. Aber er tat es nicht. »Brends.« Ihre Stimme war zögernd. »Ist alles okay?«
    Nein. Es war definitiv
nicht
alles okay. Sie hatte seine Welt auf den Kopf gestellt und glaubte jetzt, Worte würden alles wiedergutmachen. Stattdessen griff er sich ärgerlich in den Nacken. Dieser verdammte Juckreiz. Es fühlte sich an, als würde sich etwas unter seine Haut graben. Verdammte freie Natur.
    »Geh ins Bett, Liebes.« Er konnte das dunkle Versprechen seiner eigenen Stimme hören. Sie wussten beide, was geschehen würde, wenn er seinen Begierden endlich nachgab und mit ihr ging.
    Er mochte die Dunkelheit. Es gab weniger Spiegel, weniger Lichter – weniger Spiegelbilder. Sein Gesicht war eine lebende Erinnerung an seinen Sturz. Als ob er die visuelle Erinnerung gebraucht hätte! Er hatte ein Glücksspiel gewagt – und verloren. Zum Teufel mit Michael! Er hatte sich seinen Weg selbst gewählt, und dank Mischka Baran und dem Killer auf ihrer Fährte war er einen Schritt näher daran zurückzugewinnen, was er verloren hatte.
    Stunden später, als er nicht länger gegen sein Verlangen ankämpfen konnte, in ihrer Nähe zu sein, und vor ihrem Bett stand, begrüßte ihn der sanfte Rhythmus ihres Atems. Sie schlief.
    Lautlos schlüpfte er aus seinen Kleidern und ließ das schwere Gewicht des Staubmantels und seiner Stiefel auf den Boden gleiten. Die Staubwolke, die er aufwühlte, sprach klarer als Worte von der Verlassenheit des Sommerhauses, in dem sie ihr Basislager errichtet hatten. Niemand, weder menschlich noch nichtmenschlich, war seit Jahren hier gewesen. Sie waren die Ersten.
    Nichtsdestoweniger behielt er seine Waffen in Reichweite; die Landschaft rings umher wirkte still, aber er hatte nicht so lange überlebt, ohne vorsichtig zu sein. Als er sich neben seine Partnerin legte, verlagerte sie sich etwas wegen seines Gewichts. Er rückte sie zurecht und drückte sie an seine Seite. Einen Arm über sie gelegt, frei, nach der Waffe zu greifen, wenn nötig. Als Letztes schob er die

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