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Ewiger Schwur

Ewiger Schwur

Titel: Ewiger Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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Klinge unter das Kissen.
    Er träumte vom Engelssturz.
    Die Schlacht war vorüber.
    Brends flog durch den Himmel, und, oh Gott, jeder Zentimeter von ihm schmerzte. Schmerz war sein neuer bester Freund, ein scharfes, rohes Brennen, das nicht nachließ, wenn er die Augen schloss. Die Luft bog und faltete sich um ihn herum, kräuselte sich, während er flog, aber er wusste, dass die Welt sich nicht verändert hatte.
    Er
hatte sich verändert.
    Wenn er Glück hatte, würde er das versteckte Basislager in den Bergen erreichen, aber das stetige Tropfen von Blut an seiner Seite war eine Warnung. Er beschleunigte das Tempo. Zeit war ein Luxus, den er sich nicht länger leisten konnte.
    Wie konnte man verlieren, wenn man im Recht war? Zer hatte nicht gelogen; Brends wusste das mit Bestimmtheit. Sein Bruder war ehrlich. Kämpfe gegen Michael und das, wofür Michael steht, und setz dich ein für eine bessere Zukunft deiner Familie, der Ehefrauen und Kinder deiner Brüder. Er konnte diesen Ruf nicht überhören, nicht nach dem, was seiner Schwester widerfahren war. Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, bevor er sie in Begleitung dieses Ungeheuers weggeschickt hatte, hatte sie ihn mit diesen bernsteinfarbenen Augen angesehen, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte, und sie hatte ihn schwören lassen, dass er keine unnötigen Risiken eingehen würde. Vielleicht war sie hellsichtig gewesen, oder vielleicht war es nur das, was Schwestern zu Brüdern sagten, wenn sie zu einem Rendezvous ausgingen. Aber der Schwertstreich, den er in seiner Seite empfangen hatte, war jetzt ein Hohn auf diesen Schwur.
    Zum Teufel mit aller Vorsicht, befand er, wenn ihre ganze Lebensart auf dem Spiel stand. Da war ein Verräter in ihren Reihen, also verteidigte er. So einfach war das.
    Der allzu weit entfernte Berg vor ihm kippte scharf weg, und die Schwerkraft tat das Übrige und riss seinen Körper abrupt in die Tiefe.
    Er verblutete, erkannte er auf irgendeiner benommenen Ebene, weil selbst sein fast unsterblicher Körper dieses unbarmherzige Ausbreiten von Rot nicht auf ewig aushalten würde.
    Ein letzter Flügelschlag, und er rollte schwer vom Himmel, stürzte auf den unbekannten, fremden Boden unter ihm zu. Erde. Nein. Er lebte im Himmel. Er lebte in dieser goldenen Landschaft, aber die dramatischen Berge und Wolken seines Heimatlandes verblassten schnell über ihm, und Furcht stieg in dem geheimen Ort seiner Seele auf, der Frieden begehrte, keine blutigen, tödlichen Schlachten. Dem Teil, der nur in die Berge zurückkehren wollte und zu den anderen Engeln, die sich dort versteckten, um sich zu schützen, während Brends und Zer und die anderen losmarschierten, um die Welt von Michael zu befreien, weil es einige Ungeheuer gab sowie einige Verbrechen, für die man zahlen musste.
    Brends’ Magen rebellierte. Fliegen war unmöglich. Seine Flügel waren nutzlos, bleierne Gewichte auf seinem nackten Rücken. Er spürte sie, konnte sie aber nicht entfalten.
    Als schließlich der qualvolle Schmerz durch ihn hindurchschoss, schrie er. Überall ringsumher schrien andere gefallene Engel, heulten ihr eigenes Entsetzen heraus.
    Seine Flügel waren fort. Abgerissen wie von einer unsichtbaren riesigen Hand. Wie eine Amputation brannte der Schmerz in seinem Körper. Die Landschaft war überschwemmt vom roten Blut der Tausenden von Engeln, die fielen. Andere rollten genauso hilflos wie er durch den Himmel. Tausende und Abertausende. Er war noch nie zuvor hilflos gewesen und hieß das Gefühl auch jetzt nicht willkommen. Dann nahm er die letzten Überreste seiner Kontrolle zusammen und kämpfte darum, den Sturz zu verlangsamen, um das Kommando über seinen plötzlich schweren, sperrigen Körper zurückzugewinnen. Wie machten Menschen das? Wie lebten sie mit ihren unbeholfenen, flügellosen Körpern?
    Da waren Tausende von Engeln, einige bloß kleine Punkte in der Luft, andere näher und groß genug, dass Brends die Verzweiflung sehen konnte, den Zorn, der ihnen auch ins Gesicht geschrieben stand. Sie hatten wirklich verloren. Die Neuigkeit zerschmetterte ihn.
    Michaels Stimme erfüllte die Luft. Der Boden rauschte schneller heran. »Ihr habt gegen den Himmel gekämpft. Ihr habt verloren, und jetzt zahlt ihr. Keiner von euch darf in den Himmel zurückkehren. Ihr seid verstoßen. Eure Gesichter verdunkeln sich und eure Gestalten dehnen sich aus und zeichnen euch als Dämonen, die Gefallenen, sodass die Menschen erkennen können, welche von uns Engel sind und

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