Ewiger Schwur
durch das zierliche Gitterwerk größtenteils vor dem Regen geschützt, und es war so, als stünden sie unter einem gigantischen Wasserfall. Das Wasser rann und tröpfelte, wand sich seinen Weg vom Himmel herab. Mit dem Wasser kamen die Düfte: zerquetschtes Gras, der erdige Geruch von nassem Boden und ein ganz leiser Hauch von Tieren. Keine Straßen, keine Gebäude, kein menschlicher Gestank. Er hatte vergessen, wie viel wohler er sich hier draußen fühlte, selbst im Freien, abseits der künstlichen Lichter und Farben von M City.
Sie genoss es, sich mit ihm zusammen zu erinnern und dieses kleine Stück von ihm zu ihren eigenen Erinnerungen zu machen.
Er zog den schweren Lederstaubmantel wieder aus, in den er gerade hineingeschlüpft war, und verstaute ihn unter einer Bank. Er würde die Wärme des Mantels erst sehr viel später benötigen. Seine schweren Cowboystiefel kamen als Nächstes, bis er nur noch in Baumwoll-T-Shirt und Hosen dastand. Wind peitschte ihm das Haar ums Gesicht.
Er zögerte, dann nahm er das lederne Halfter für seine beiden Wurfmesser ab. Stählern. Tödlich scharf fingen die geschwungenen Kanten der Klingen das Licht auf. Seine Hände fuhren über die Sammlung. Die Werkzeuge seines Gewerbes. Sie hatte von ihrer Existenz gewusst. Hatte den Grund dafür verstanden. Aber sie zu sehen, war etwas anderes. Sie strich mit dem Finger über eine scharfe Kante und achtete nicht auf den grellen Schmerz. Er kämpfte. Er verteidigte.
Er würde sie beschützen.
So viele Waffen. So viele Arten zu verletzen.
Und zu verteidigen.
Während sie unentschlossen zögerte, trat er von der Veranda. Hier fühlte er sich wohler, hier im wilden, ungezähmten Wetter des freien Landes, denn dem Regen in der Stadt fehlte die rohe Leidenschaft dieses wilden Ansturms. Ganz kurz nach seinem Fall war es ihm beinahe so erschienen, als könne er in das Antlitz des Sturms hinauffliegen, der auf die Berge einhieb, und die heulende Luft würde ihn nach oben saugen und ihn zurück in den Himmel katapultieren, wo er nicht länger fliegen konnte. Der Wind presste den feuchten Stoff an seinen Körper, und da warf er den Kopf zurück.
Niemand würde ihn zähmen. Nicht Michael. Nicht sie.
Durch ihr Band speiste sie ihn mit ihrer Ehrfurcht und, ja, mit ihrer Erregung. Ließ ihn wissen, welche Gefühle er in ihr weckte. Was der Anblick des durchweichten Stoffs, der sich an straffe, männliche Brustwarzen schmiegte, mit ihr machte, wie sehr sie sich wünschte, diese starken Arme und Beine zu berühren. Regentropfen verschwanden in einer quälenden Prozession unter dem Stoff seines Shirts und zeichneten feuchte Pfade auf seine goldene Haut.
Heidnisch. Ungezähmt.
Er gehörte ihr.
»Komm heraus zu mir«, sagte er, ohne die Augen zu öffnen. »Tanz mit mir.« Er streckte seine große Hand nach ihr aus, und sie ergriff sie, ließ sich von ihm hinaus aus dem Schutz der Veranda und hinein in die Nässe des Regens ziehen.
»Spürst du das?« Sein Gesicht spannte sich an, und er legte den Kopf in den Nacken. »Dafür leben wir, Mischka. Für Augenblicke wie diesen.«
Die dunklen Umrisse der neuen Tinte auf seinem Rücken waren eine machtvolle Erinnerung, als er sich von ihr abwandte. Er war fremd, aber auch wieder nicht. Hart, mächtig. Und ja, sie wollte ihn. Die Muskeln seines Rückens bewegten sich, als sei ihr Blick eine körperliche Berührung, die er spüren konnte. Vielleicht konnte er es tatsächlich. Sie hätte tausend Jahre leben und dieses Band zwischen ihnen nicht zur Gänze verstehen können.
Vielleicht war es aber auch nicht so wichtig, es zu verstehen. Es zu spüren war viel wichtiger.
Der kalte Biss des Regens war belebend. Ihre Brustwarzen richteten sich verlangend unter ihrer Bluse auf. Entzückt erlaubte sie ihm, sie an sich zu ziehen, und sie tanzten sacht auf der Stelle zu imaginärer Musik. Der Regen fiel unaufhörlich, und ihre Kleider klebten langsam an ihren Beinen.
»Es ist wunderschön«, flüsterte sie. Lauter zu sprechen, wäre ihr wie Blasphemie erschienen.
»Ja«, stimmte er zu. Er zog sie an sich, bis sie still in dem trommelnden Regen ruhte. Das Stechen der Tropfen auf Schultern und Köpfen, zwischen ihren Körpern, war seltsam einschläfernd. Sie atmete ein und sog seinen warmen, erdigen Duft tief in ihre Lungen.
Sie war nicht überrascht, als er den Kopf langsam zu ihrem herabsenkte und seine Lippen sanft auf ihre drückte. Der einfache Druck dieser Lippen wärmte sie, ein heißer Kontrast zu
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