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Ewiger Schwur

Ewiger Schwur

Titel: Ewiger Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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Todesurteil unterzeichnet.«
    Michael hatte geseufzt und den Kopf geschüttelt. »Brends …«, hatte er angesetzt, aber Brends war nicht länger bereit gewesen zuzuhören.
    »Sie war mein Zwilling!«, hatte er gerufen. »Und ich habe sie dir anvertraut. Wie hast du das bloß tun können?«
    Wie hast du mir das antun können?
    Er hatte das Schwert gezogen und sich auf den älteren Engel gestürzt.
    »Brends«, hatte Michael es noch einmal versucht und war dem ersten Hieb ausgewichen. »Tu das nicht. Hör mir zu.«
    »Hast du sie getötet?« Er starrte seinen Mentor an und spürte eisigen Hass, der sein Herz gefrieren ließ. Wenn Michael ein kaltblütiger Killer war, was war dann mit ihm?
    »Ja«, hatte Michael geseufzt. »Ich nehme an, man könnte sagen, dass ich es getan habe. Oder«, hatte Michael traurig hinzugefügt und Brends mit diesen allzu vertrauten Augen angesehen, »du hast es getan.«
    »Michael hat sie getötet.«
    »Ich
habe sie getötet«, sagte er. »Ich habe sie zu ihm geschickt. In den Tod. Ich habe sie mit einem Ungeheuer gepaart, und sie ist hingegangen.«
    »Nein«, widersprach sie. »Es war nicht deine Schuld.«
    »Keine Sorge.« Er schlüpfte in den ledernen Staubmantel. »Alles wird gut, Baby.« Sie hasste den wegwerfenden Tonfall in seiner Stimme. Sie wollte keine Plattitüden hören. Nein, sie wollte die
Wahrheit.
    »Brends, sag mir, womit wir es hier zu tun haben.«
    »Abtrünnige sind nicht so kompliziert, wie du dir vorstellst.« Er zuckte die Achseln, ein träges Rollen seiner Schultern. »Sie haben keine höheren kognitiven und vernünftigen Fähigkeiten, Mischka«, entgegnete er geduldig. »Sie sind Bestien. Nicht mehr.«
    Sie hatte in die Enge getriebene Tiere gesehen. Und sie hatte Eilor von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden. Der Mann mochte zum Abtrünnigen geworden sein, aber er war nicht dumm. Es war nicht so, als locke man einen tollwütigen Hund in die Falle, und sie sagte das auch.
    »Aber genauso ist es.« Brends schüttelte den Kopf. »Vertrau mir, Baby.«
    Weil er so zuversichtlich war, dass nichts danebengehen konnte, eskalierte ihre Furcht auf irrationale Weise. Es war die drohende Gewalt, nicht wahr? Es konnte ihr doch unmöglich etwas ausmachen, ob die Flügel ihres gefallenen Engels angesengt wurden?
    »Bleib hier«, sagte sie. »Bleib bei mir. Es muss eine andere Möglichkeit geben, Eilor aufzuhalten. Wir könnten uns gemeinsam etwas überlegen.«
    Er seufzte, kam einen Schritt auf sie zu und zog sie in eine harte Umarmung. Als er seinen heißen, starken Körper an ihren drückte, wollte sie sich um ihn winden wie eine Katze auf einem sonnigen Fleckchen. Es gefiel ihr zu sehr, begriff sie. Sie bewunderte seine Hitze, das beruhigende Gewicht.
    »Ich werde zurückkommen,
Dushka«,
versprach er. »Ich werde immer zu dir zurückkommen.«
    Seine Lippen fanden in der Dunkelheit die ihren. Zart knabberte er an ihrem Mund, gab wortlose Versprechen auf Wonne ab. Flammen leckten an ihrer Haut, und sie war plötzlich ganz feucht.
    Nun, zum Teufel.
    Sie wusste genau, dass er seine Worte ernst meinte, oder glaubte, dass er sie ernst meinte. Das war schließlich das Problem. Wie konnte er etwas garantieren? Insbesondere, wenn dieser verdammte Psychopath von einem Killer draußen in der Dunkelheit auf ihn wartete?
    Absolut unmöglich.
    Er trat von ihr weg, schlug den Kragen seines Mantels hoch und ging zur Tür. »Sieht so aus, als würde es Regen geben«, bemerkte er schließlich und sah hinauf in den pflaumenblauen Himmel. »Ein Sturm zieht auf.«

20
    Er ging nicht, trotz seiner Worte, aber der Regen kam, rauschte durch den dicken Teppich aus Grün, der das Seehaus einhüllte. Die stechenden Tropfen waren kühl, aber berauschend. Vielleicht gehörte es zum elementaren Wesen der Engel: Sie hatten eine intime Verbindung zur Natur, zu dem wechselhaften Wetter und den Winden. Zuerst regnete es in kleinen Tröpfchen; noch bevor Brends die schützende Hülle des Hauses verließ, konnte er das Trommeln gewaltigen Regens hören, der immer näherrückte.
    Durch ihr Band sah Mischka Bilder von Brends, blitzartige Erinnerungen, bruchstückhafte Augenblicke aus längst vergangenen Jahrzehnten. Ein Sommerhäuschen. Aristokratische Teepartys in der luxuriösen, einschläfernden Hitze des Sommers. Seiten von alten Romanen und noch älteren Werken tanzten durch seinen Kopf. Er hatte diese Jahrzehnte genossen, obwohl er verborgen hatte, wer und was er war. Hier auf der Veranda waren sie

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