Ewiger Tanz der Liebe
bist dort gewesen?“
„Ja. Und ich hatte eine fantastische Zeit. Es ist sicher nichts für Kontrollfreaks, man muss sich schon ganz und gar darauf einlassen.“
„Dad meinte, du man müsste seine Denkart auf das Fließen des Ganges einstellen.“ Sie lächelte, obwohl ihr bei der Erinnerung Tränen in die Augen traten.
„Das ist die indische Art, das intellektuelle Denken auszuschalten.“
Kate fand es erstaunlich, dass sie außer Sex noch etwas gemeinsam hatten, und konzentrierte sich auf das nächste Bild, auf dem George Campbell einen Fliegenfischer festgehalten hatte, der seine Angel an einem vereisten Fluss auswarf. Die kahlen Bäume und die dicken Schneeflocken ließen sie trotz der drückenden Hitze beinah frösteln.
„Weswegen du dieses Bild aufgehängt hast, kann ich verstehen“, meinte sie.
„Es erinnert mich an Montana.“
„Dort wurde es auch aufgenommen.“ Sechs Monate vor dem Tod ihrer Eltern.
„Außerdem wirkt es wie so eine Art geistige Klimaanlage. Deinem Vater gelang es auf geniale Weise, den Betrachter in die Szene hineinzuziehen.“
„Er liebte seine Arbeit“, sagte Kate leise.
„Das merkt man.“ Alec zögerte. Dann fügte er hinzu: „Man sieht es auch in deinen Arbeiten.“
Die Tatsache, dass er zwei von ihren Bildern gekauft hatte, freute und erstaunte sie gleichermaßen. „Als wir uns kennenlernten, hattest du diese beiden noch nicht.“ Sie betrachtete das Foto, das einen Vater mit seinem Sohn zeigte. Die beiden ließen am Strand von Atlantic City einen bunten Drachen steigen. Das zweite Bild zeigte die große Hand des Mannes auf der kleinen des Jungen, während sie beide die weiße Drachenschnur hielten.
„Ich habe später nach Arbeiten von dir gesucht. Ich habe noch mehr gekauft, aber ich kann sie nicht alle gleichzeitig mitnehmen. Außerdem war ich besorgt, sie könnten in der Regenzeit durch die Feuchtigkeit Schaden nehmen.“
Alec verblüffte sie immer wieder aufs Neue. „Welche hast du noch gekauft?“
„Das mit dem Hund des alten Mannes, der die Schafe hütet. Die explosive Frontalaufnahme der Jockeys, die ihre Pferde über die Ziellinie treiben. Das kleine Mädchen im Kimono, das einer alten Frau Tee einschenkt. Bei deinem Gespür für Menschen und Atmosphäre wundert es mich, dass du dein Talent mit dem Lektorieren von Liebesromanen vergeudest.“
„Äußerst erfolgreichen Liebesromanen“, fügte sie steif hinzu. „Für mich ist es keine Talentvergeudung. Vielen Menschen, mich eingeschlossen, bringen diese Romane Freude, denn sie spiegeln die Gefühlswelt der Frauen wider. Das ist etwas ganz anderes, als immer nur zu lesen, wie Männer uns sehen. Ich bin jedenfalls stolz auf meinen Beitrag bei der Entstehung unserer Bücher.“
„Na schön, ich nehme meine Kritik zurück. Vielleicht ist es keine Talentvergeudung. Und ich zweifle nicht daran, dass du eine ausgezeichnete Lektorin bist. Aber ein besonderes Talent wie deines oder das deines Vaters ist ein zweischneidiges Schwert. Du hast eine Pflicht, deine Vision mit der Welt zu teilen.“
„Ich muss aber auch essen. Als mein Vater anfing, erlaubte ihm das Gehalt meiner Mutter, die bei einem Verlag arbeitete, sich die Ausrüstung zu kaufen, die er benötigte, um die bestmögliche Arbeit zu machen. Anfangs hat sie ihm sogar seine Reisen finanziert.“
Als ihre Eltern starben, hätte vom Erlös eines einzigen George-Campbell-Bildes eine sechsköpfige Familie ein Jahr lang leben können. Nach dem Tod ihrer Großmutter hatte Kate feststellen müssen, dass Helen Campbell nahezu jeden Cent seines Vermögens für den Unterhalt ihrer riesigen Villa und des ebenso großen Sommerhauses aufgebraucht hatte. Kates gesamtes Erbe belief sich auf dreißigtausend Dollar, was zwar eine hübsche Summe Geld war, jedoch bei Weitem nicht ausreichte, um ihr den Start einer neuen Karriere zu ermöglichen.
„Ich sehe darin kein Problem. Da du jetzt einen stinkreichen Ehemann hast, kannst du deinen Job aufgeben.“
„Ich habe dir schon gesagt, dass du nur auf dem Papier mein Ehemann bist.“ Und selbst wenn die Ehe keine Farce wäre, bezweifelte Kate, dass der starke Drang der Campbells nach Unabhängigkeit es ihr erlauben würde, Alecs Hilfe zu akzeptieren.
„Schau dir das nächste Foto an, und dann sag mir das noch mal“, schlug er vor.
Seufzend betrachtete sie das Bild, das sie nur zu gut kannte. Immerhin bewahrte sie dasselbe in ihrer Nachttischschublade auf. Es war bei ihrer Hochzeit aufgenommen, und in ihrem
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