Ewiger Tanz der Liebe
war, Kate fand einfach keinen Schlaf. Eigentlich hatte sie erwartet, dass die Nacht viel ruhiger sein würde als in der Stadt. Schließlich war der Dschungel nicht so dicht bevölkert. Hier gab es keinen Verkehrslärm oder laute Streitereien zwischen Betrunkenen. Aber mit den Dschungelbewohnern und ihren vielstimmigen, ein wenig beängstigenden Geräuschen hatte sie nicht gerechnet.
Da war zunächst der Gesang der Vögel, der nach Anbruch der Nacht durch das lautstarke Quaken der Frösche und das gelegentliche Geschrei eines Babys im Dorf abgelöst wurde. Dann kam das Schnauben und Grunzen eines Tieres ganz in der Nähe und das Geschrei der Affen, das klang, als würde jemand gefoltert.
Obwohl es nicht Kates erste Nacht im Dschungel war, war es doch die Erste nach der Begegnung mit dem Mann, der für sie gefährlicher war als ein Raubtier. Mit klopfendem Herzen lag sie da, und wenn sie einmal nicht auf die unheimlichen Laute achtete, dachte sie sofort an Alec und durchlebte noch einmal den ganzen Tag, jedes Wort ihrer Unterhaltungen, jeden Kuss, jede zärtliche Berührung, jeden glühenden Blick.
Kate war daran gewöhnt, allein zu leben. Doch nie, mit Ausnahme der ersten Nächte, nachdem sie Las Vegas und Alec verlassen hatte, hatte sie sich so einsam gefühlt. Sie warf sich hin und her, sodass die Hängematte schwang wie auf hoher See.
Obwohl die Sonne schon vor Stunden untergegangen war, hatte sich die Luft nicht abgekühlt. Und der Regen hatte, wie immer, alles nur schlimmer gemacht. Ihr Baumwollnachthemd war durchgeschwitzt und klebte unangenehm an ihrer erhitzten, feuchten Haut. Sie überlegte, das Nachthemd auszuziehen, doch völlig nackt an diesem ihr unbekannten Ort würde sie sich zu verletzlich fühlen. Daher litt sie stumm weiter.
Das hast du jetzt davon, dachte sie, dass du dich an diesen gottverlassenen Ort begeben hast. Und wofür? Bestenfalls für die Chance, deinen Mann mit in die Stadt zu schleppen. Na schön, er hatte in die Scheidung eingewilligt, und das war einer der Gründe für ihre Reise hierher gewesen. Warum also deprimierte es sie, dass er sich so schnell einverstanden erklärt hatte?
Nein, meldete sich eine innere Stimme, er hat lediglich erklärt, dass er seinen Freund bitten wollte, sich nach den hiesigen Scheidungsgesetzen zu erkundigen. Woher willst du wissen, dass Alec nicht nur so tut, als sei er mit allem einverstanden, um dich hier so lange wie möglich festzuhalten?
Das würde er niemals tun, gab sie sich selbst die Antwort. Kate mochte momentan zwar in vieler Hinsicht verunsichert sein, aber in dieser Frage war sie sich absolut sicher. Er war bedingungslos aufrichtig und sagte stets, was er dachte. Damals auf dem Bankett des Schriftstellerkongresses hatte er ihr in die Augen gesehen und mit sinnlich-heiserer Stimme geflüstert: „Sie sind die schönste Frau in diesem Raum, und ich will Sie.“ Konnte man noch freimütiger sein?
Er hat mich nie belogen, dachte Kate, und er ist nicht hinterhältig. Andererseits waren da diese Zweifel. Sei vernünftig, ermahnte sie sich. Ein Mann würde alles tun, um eine Frau ins Bett zu bekommen, auch wenn es bedeutete, dafür auf List und Lügen zurückgreifen zu müssen.
Irgendwann fiel sie doch in einen unruhigen Schlaf und wurde von erotischen Träumen geplagt, bis sie aufwachte, weil sie austreten musste. Sie machte die Propangaslampe neben der Hängematte an und schaute auf die Uhr. Erst zwei Uhr morgens. Verdammt, bis zum Morgengrauen würde sie es nicht mehr aushalten. Das bedeutete, dass sie allein einen kleinen Spaziergang durch die Dunkelheit machen musste.
Sie schob das Moskitonetz zur Seite und stieg mit müden Knochen aus der Hängematte. Dann zog sie ihre Wanderstiefel an – nachdem sie sie zuerst ausgeschüttelt hatte, um sicherzugehen, dass weder Schlangen noch Insekten sich darin einen Unterschlupf für die Nacht gesucht hatten. Da sie nicht weit gehen musste, band sie die Schuhe nicht zu. Sie nahm die Laterne, ein paar Taschentücher, holte tief Luft und öffnete die Tür.
Die Dschungelnacht war pechschwarz und voller huschender Schatten. Kate redete sich ein, dass es sich nur um Blätter und Palmwedel handelte, die sich im Wind bewegten. Um die Nerven zu behalten, ignorierte sie die Tatsache, dass absolut kein Lüftchen wehte. Etwas huschte zu ihren Füßen durch die fauligen Blätter.
Kate sprang zurück und presste sich eine Hand auf den Mund, um nicht laut zu schreien. Mit der anderen hielt sie die Laterne
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