Ewiger Tanz der Liebe
Er war fort. Obwohl Kate sich am liebsten umgedreht und weitergeschlafen hätte, dachte sie daran, dass er jederzeit seine Meinung über die Scheidung ändern konnte. Aus diesem Grund durfte sie ihn nicht den ganzen Tag lang allein lassen.
Nachdem sie sich mit Sonnencreme und Insektensalbe eingerieben hatte, zog sie Shorts und Wanderstiefel an, setzte ihren Hut auf und hängte sich die Kameratasche um. Dann verließ sie die Hütte und folgte ihrem Instinkt. Sie fand Alec am Fluss an der Stelle, wo sie gestern angelegt hatte. Er war dabei, ein Motorboot mit elektronischen Geräten zu beladen.
„Guten Morgen“, begrüßte er sie freundlich lächelnd. „Ich habe nicht erwartet, dich hier zu sehen.“
„Ich würde dich gern begleiten, um ein paar Fotos zu machen. Falls du nichts dagegen hast.“
„Nein. Es ist nett, Gesellschaft zu haben.“ Er bot ihr die Hand, um ihr an Bord zu helfen. „Vielleicht bringst du mir Glück.“
„Darauf würde ich mich lieber nicht verlassen.“ Sie betrat das Deck und war froh, dass das Boot weitaus stabiler war als der Einbaum von gestern. „Seit ich aus New York abgereist bin, hatte ich jedenfalls schon genug Pech.“
„Also wird es Zeit, dass sich das ändert.“
„Ich kann nur hoffen, dass du recht hast.“
Kate lächelte zur Begrüßung Rafael zu, der vom Unterdeck heraufkam. „Guten Morgen.“
„Guten Morgen. Darf ich Ihnen sagen, wie reizend Sie heute Morgen aussehen, Kate? Ich nehme an, Sie haben gut geschlafen?“
„Den größten Teil der Nacht.“ Sie vermied es, Alec anzusehen, da er sie zweifellos daran erinnern würde, wie sie sich ihm buchstäblich in die Arme geworfen hatte.
„Vielen Menschen fällt es schwer, in fremder Umgebung zu schlafen“, sagte Rafael.
Kate glaubte, einen amüsierten Unterton zu hören, beschloss jedoch, dass sie sich irren musste.
„Ich habe Rafael wegen unseres Problems gefragt“, meinte Alec. „Anscheinend ist es gar nicht so schwierig, die Ehe zu beenden.“
„Stimmt das?“, wandte sie sich mit einer Gelassenheit an Rafael, die ihren Schmerz verbarg.
„Alec übertreibt ein bisschen. So ganz einfach wird es nicht“, warnte Rafael. „Es wird ein Formular notwendig sein, unterschrieben und notariell beglaubigt von einem Beamten der Regierung.“
„Ich verstehe.“ Kate wusste, worauf er hinauswollte. „Und ich nehme an, allzu viele Regierungsbeamte gibt es in Santa Clara nicht, oder?“
„Ich fürchte nein. Sie sind alle in der Hauptstadt.“
„Und wo liegt die?“
„Ungefähr eine Dreitagesreise flussabwärts. Mit dem Flugzeug sind es aber nur ein paar Stunden.“
„Das klingt ja gar nicht so schlecht“, fand Kate und sah zu Alec, der auf der anderen Seite des Bootes mit den Tauen beschäftigt war. „Meinst du, wir können heute noch los?“
„Tut mir leid, Darling.“ Alec schüttelte den Kopf. Wegen der dunklen Sonnenbrille konnte sie seine Augen nicht erkennen, doch allzu bedauernd klang er nicht. „Ich habe die heutige Suche schon lange geplant.“
„Und da kommt es auf einen Tag mehr oder weniger an? Nach all der Zeit?“
„Ja, es kommt tatsächlich darauf an. Das Global Positioning System arbeitet mit Hilfe von Satellitenkommunikation, und wie du sicher im Naturkundeunterricht gelernt hast, umkreisen diese Satelliten die Erde …“
„Ich weiß, was Satelliten sind, Alec.“
„Selbstverständlich weißt du das. Aber sieh mal, heute ist der einzige Tag, an dem alle acht genau in einer Reihe stehen.“
„Und das macht einen Unterschied?“
Alec mied den Blick seines Freundes. „Absolut“, log er unbekümmert. „Ich habe Monate auf diese Konstellation gewartet, die mir eine genaue Positionsbestimmung ermöglicht, damit ich das Flussbett mit meiner Schatzkarte vergleichen kann.“
„Du besitzt tatsächlich eine Schatzkarte?“
„Natürlich. Ich habe dir damals alles darüber erzählt. Ich fand sie in dem Logbuch eines alten Kapitäns, das ich in Barcelona kaufte.“
„Die Schatzkarte eines Kapitäns? Und du bist sicher, dass es kein Preis ist, den irgendein Kind aus einer Cornflakes-Packung gewonnen hat?“
„Ach was.“ Falls er sich durch ihren Sarkasmus beleidigt fühlte, so ließ er es sich zumindest nicht anmerken. „Das Logbuch ist echt und stammt aus einem respektablen Antiquariat.“
„Wenn es echt ist, wieso hast du dann den Schatz noch nicht gefunden? Du bist schon fast ein Jahr hier unten.“
„Ich weiß exakt, wie lange ich schon hier bin, Kate“,
Weitere Kostenlose Bücher