Ewiges Verlangen
nie bekommen. Sara betrachtete die Laborwerte mit wachem Interesse und dachte, dass Pete wahrscheinlich Recht damit hatte, dass sich die Cops und der Sozialdienst um die Mutter kümmern sollten. Leider tat Sara in solchen Situationen selten das, was »richtig« war. Stattdessen tat sie, was sie tun musste, um die Antworten zu bekommen, die sie …
Sara beugte sich auf ihrem Sessel vor, und ihr Puls schlug jäh heftiger. Sie starrte auf die Akte, auf die Laborwerte. »Du lieber Himmel!«
Sie griff zum Telefon und wählte den Anschluss des Schwesternzimmers der Station für Jugendliche. Als bereits beim zweiten Klingeln abgenommen wurde, schrak sie zusammen. »Hier ist Dr. Donohue. Ist Pearl McClean in ihrem Zimmer?«
»Dr. Donohue, Pearl wurde vor einer Stunde entlassen.«
Alles Blut wich aus Saras Gesicht. »Was?«
»Sie haben die Entlassung selbst unterschrieben.«
»Nein.« Eine Hand stahl sich von hinten auf Saras Mund, und die andere Hand nahm das Telefon und riss es aus der Wand.
Sara trieb instinktiv ihren Absatz in den Knöchel des Angreifers, packte seine Hand und krallte sich in seine Haut. Aber wer auch immer es war, er hielt sie mit eisernem Griff fest.
»Sie können Pearl vergessen«, flüsterte der Mann, sein Mund nahe an ihrem Nacken. »Sie ist jetzt beim Commander.«
Saras Augen weiteten sich, und ihre Nasenflügel flatterten bei dem Versuch einzuatmen. Verdammt, nein!
Tom Trainer.
Sie biss in seine Hand und zuckte zusammen. Ihre Zähne schmerzten, fühlten sich lose an …
Tom riss sie an sich, ließ eine Hand auf ihrem Mund und legte seinen anderen Arm über ihren Bauch. »Ich habe Sie vermisst, Dr. Donohue.«
Saras Kampfgeist machte sich bemerkbar, wollte ausbrechen, heftig werden. Sie rammte ihm den Ellenbogen in den Bauch, immer wieder, aber er zuckte kaum zusammen.
»Ich habe davon geträumt, Sie wieder in den Armen zu halten, Sie zu berühren«, sagte er mit trauriger Stimme. »Ich dachte jedes Mal daran, wenn er mich berührte. Es war so, als wären wir alle zusammen. Wir drei. Vielleicht soll es so sein.«
Sara erinnerte sich an eine Technik, über die sie in einer Fallstudie gelesen hatte, hielt den Atem an, wölbte ihren Rücken leicht durch, drehte sich in Trainers Arm und hielt inne, als sie ihm ins Gesicht sah. Dann rammte sie ihm, ohne nachzudenken, ein Knie hart in die Leistengegend. Als er die Luft einsog, tat sie es erneut, ein gewaltiger Stoß direkt auf die Hoden. Aber er wich nicht zurück und tat auch nichts anderes, als schwer zu atmen und sie so fest an sich zu pressen, dass sie kaum noch Luft bekam.
Er lächelte zu ihr hinab. »Ich sehe anders aus, oder? Ich fühle mich auch anders. Ich bin anders.«
Das durfte sie nicht interessieren. Sie kämpfte in seinen Armen.
»Ein Freund hat sein Blut mit mir geteilt«, sagte Tom.
Sara erstarrte einen kurzen Moment und sah zu ihm hoch. »Das Blut geteilt …« Oh Gott. Das war ihr entgangen. Der Ausdruck in Toms Augen – sie hatte ihn schon zuvor gesehen. Die Schnitte, der Ausdruck der Freude in Pearls Augen – auch sie hatte Blut getrunken.
»Eifersüchtig?« Tom beugte sich herab und fuhr mit der Zunge über Saras Halsansatz. »Ich würde dir nur zu gerne zeigen, wie man das macht.«
Sara kämpfte gegen ihn an, aber sie konnte nur flach atmen.
»Meine Fänge sind nicht so scharf wie einige andere, aber sie werden genügen.« Er lachte leise. »Zu schade, dass dein Lieblingspatient nicht Zeuge deiner Umwandlung werden kann.«
»Was?«, gelang es ihr auszustoßen. »Welcher Patient?«
»Derjenige, der immer vor uns anderen kommt.«
Gray? Gott, nein. Ihre Augen suchten Toms wahnsinnigen Blick. »Wo …?«
»Warum liebst du ihn so sehr?« Ein Knurren entrang sich Toms Kehle, und er ließ sie los, packte ihre Schultern, schob sie rückwärts und rammte sie gegen die Wand.
Nach Atem ringend, mit schmerzendem Rücken, schrie Sara: »Was haben Sie getan? Sagen Sie es mir sofort, Sie kranker Mistkerl!«
Tom ließ eine Hand unter ihr Kinn gleiten, während seine Handfläche Druck auf ihre Luftröhre ausübte. »Ich hätte dir alles gegeben. Hätte alles für dich getan. Die ser Dahinvegetierende konnte nicht einmal deinen Namen sagen.«
Sie trat um sich und kämpfte wie eine Wildkatze. Aber es hatte keinen Zweck, sie bekam kaum noch Luft.
Dann wurde Tom plötzlich von ihr fortgerissen. Sie sank auf den Boden, umklammerte ihre Kehle und versuchte einzuatmen, wobei sie sich fühlte, als müsste sie sich übergeben
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