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Ewiges Verlangen

Ewiges Verlangen

Titel: Ewiges Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wright
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Mistkerle.
    Aber als er die Arme anhob, geschah nichts. Er blieb am Boden, und der kühle Wind pulsierte um seinen Körper. Hinter ihm starteten drei Vögel und flogen über seinen Kopf, wobei sie krächzten und ihn verspotteten.
    Gottverdammt, er wollte wieder bei Sara im Bett sein, den Arm um ihre Taille legen, um sie noch unmöglich näher an sich heranzuziehen, bis sie miteinander verschmolzen.
    Sein Schwanz zuckte, seine Schulter wurde warm – die offene Wunde, die sie vor einer Stunde mit ihren Lippen berührt hatte, schloss sich nun wieder. Eine weitere unerklärliche Sache.
    Er schloss erneut die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Kommt schon, ihr Bastarde. Ich weiß, dass ihr mich spüren könnt. Er wartete, mehrere Augenblicke verstrichen, aber nichts geschah. Sie spielten mit ihm, er wusste es – sie liebten es, mit ihm zu spielen.
    Er konnte nicht länger stillstehen, trat zum Rand des kleinen Felsvorsprungs und blickte über das schneebedeckte Tal hinweg. Er verfluchte die herrschenden zehn. Einhundert Jahre lang hatte er ohne sie auf der Welt existiert, und jetzt bat er praktisch darum, vor sie treten zu dürfen. Noch nie hatte er wahrgenommen, wie bitter sich die Geschlossenheit eines Kreises anfühlte …
    Seine Gedanken erstarben in seinem Geist, und als er spürte, wie er von dem Hang hinabgerissen wurde, grinste er zufrieden. Sie hatten ihn gespürt.
    Es geschah blitzschnell. Er wurde wieder ein paar Sekunden in Dunkelheit umhergeworfen und dann am Boden abgesetzt.
    Er brauchte einen Augenblick, um sich zurechtzufinden, um wieder klar denken zu können, aber als es so weit war, nahm er Kampfhaltung ein, die Hände erhoben, sein Blick bemüht, alles auf einmal wahrzunehmen. Aber es war nicht so, wie er es in Erinnerung hatte. Kein Sand, keine herrschenden zehn, die hinter einem Tisch saßen, ihre Blicke auf ihn gerichtet. Er befand sich in seiner alten Credenti in Montauk. Und es war Sommer.
    Was, zum Teufel …?
    Zunächst fragte er sich nur, welches Spiel ihm zugemutet wurde – wurde er in der Zeit zurückversetzt oder fand etwas ähnlich Verwirrendes statt –, aber dann erkannte er, dass der Orden tatsächlich doch hier sein könnte. Er reiste mehrmals im Jahr, besuchte Credenti , hielt Vorträge und lehrte die Vampire, wie sie als Reinblütige leben sollten, was essen, wie sich vereinigen. Das wurde die Triba genannt. Und um eine Gemeinschaft zu verunsichern und seine ach so große Macht zu demonstrieren, änderte der Orden häufig die Jahreszeit, normalerweise zu etwas Gegenteiligem – Herbst zu Frühling, Winter zu Sommer.
    Alexander wandte sich um und lief auf das Feld zu, das gestern noch knöcheltief mit Schnee bedeckt gewesen war. Jetzt, unter dicht belaubten Bäumen und mit dem Geruch des in der Nähe befindlichen Strandes, war es ein malerischer Flecken roter und purpurfarbener Blumen. Als Alexander weiterging, sah er Unreine auf dem Feld arbeiten, Unkraut jäten und die zarten Blüten pflücken und in Körbe legen. Sie schauten auf, als er vorüberging, und wandten den Blick dann wieder ab, aber ihre reinblütigen Nachbarn, die in Gruppen von ungefähr zehn Leuten im Schatten der vielen dicht belaubten, das Feld säumenden Bäume saßen, ignorierten sein Herannahen völlig. Alle Reinblütigen lauschten einem Mitglied des Ordens. Jedenfalls fast alle. Alexander erblickte seine kleine Schwester Evaline, die mit ihrer Mutter und Theydon unter einer Weide saß. Alle drei saßen mit gekreuzten Beinen da, die Rücken kerzengerade, und lauschten dem weißhaarigen weiblichen Mitglied des Ordens. Evaline lächelte ihm kurz zu, wurde aber mit einem raschen Ruck an ihrem Kinn, damit sie wieder zum Orden blickte, von ihrem Vater zurechtgewiesen.
    Alexander schürzte die Lippen. Er merkte, wie sein Beschützerinstinkt für dieses Mädchen geweckt wurde, spürte die Blutsverbindung, die man nur schwer ignorieren konnte. Aber genau das würde er tun, denn sie würde ihn, gleichgültig, welches Interesse sie im Moment an ihm zeigte, durch das Konzil und die Erziehung ihrer Eltern beizeiten schmähen.
    »So bald zurück?«
    Alexander wandte sich um und sah Cruen hinter sich stehen, dessen rotes Gewand im Sonnenschein glänzte und dessen erstaunliche blaue Augen durch das einzelne schwarze kreisförmige Brandmal auf der linken Seite betont wurden und aller Welt verkündeten: »Ich bin der Orden.«
    »Wir haben ein Problem«, erwiderte Alexander.
    »Wir?«
    »Wusstest du, dass Dare mit

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