Ewiges Verlangen
Geisteskraft fliegen kann?«
Cruen sah sich zu den übrigen Mitgliedern des Ordens um, die eifrig mit der Triba beschäftigt waren und ihre Unterhaltung nicht hören konnten. Dann schnaubte er und sagte: »Unmöglich.«
»Es geschah vor meinen Augen«, sagte Alexander. »Und er hat eine ganze Gruppe Unreiner mit sich genommen.«
Cruen wurde einen Moment lang nachdenklich. Dann zuckte er die Achseln und vollführte eine abfällige Geste. »Das war ein Trick. Zweifellos menschliche Magie.«
»Das ist Unsinn, und ich denke, das weißt du.«
»Du überraschst mich, Alexander Roman. Ich hatte gehört, dass du und deine Brüder große Krieger wärt, scharfe Beobachter – aber nun bist du auf einen billigen Trick hereingefallen.«
»Das war kein verdammter Vegas-Trick, Cruen. Ich kenne den Unterschied. Das war echtes Fliegen mit Geisteskraft.«
»Ruhe«, zischte Cruen. Die übrigen Mitglieder des Ordens beendeten ihre Sitzung gerade. »Du wirst zurückkehren und deine Aufgabe erfüllen. Und das nächste Mal werden wir dich rufen. Verstanden?« Seine blauen Augen blitzten, und er zischte leise und gehässig: »Sohn des Breeding Male .«
Alexander ging mit gebleckten Fängen auf den Paven los. Aber er traf Cruen trotz seiner Entschlossenheit und erschreckenden Schnelligkeit nicht. Der Paven war im Handumdrehen verschwunden, und Alexander wurde durch eine unsichtbare Macht aus der Credenti geworfen, in die nun schon vertraute Dunkelheit geschleudert und wieder neben dem Eingang der Höhle fallengelassen.
Schäumend vor Wut nahm er einen großen Stein vom Boden auf und warf ihn gegen die Wand der Höhle. Er zersprang in hundert kleine Stücke, und Alexander wünschte sich, es wäre Cruens arroganter breiter Kopf gewesen.
Er fluchte laut in der kalten Bergluft, kniff die Augen zu und transportierte sich nach Hause.
Dreißig Minuten später saß er in einem der braunen Ledersessel in seiner Bibliothek, einen Vorrat an Waffen auf dem Tisch neben sich. Eine Vampirärztin, die gekommen war, um nach seiner Schulterwunde zu sehen, schritt nun vor ihm auf und ab.
»Haben Sie also eine Antwort auf das alles?«, fragte Alexander, der das Gespräch mit dem Orden verdrängt hatte. Für den Moment.
Leza schüttelte den Kopf. »Ich fürchte nein.« Sie blieb vor ihm stehen und strich mit der Hand über die glatte Haut seiner Schulter. »Sind Sie sicher, dass die Wunde offen war?«
»Natürlich bin ich sicher!«, erwiderte Alexander schroff. »Ich habe es gespürt und gesehen – habe gesehen, wie die Blutstropfen daraus hervorsickerten.«
»Nun, es ist von selbst wieder geheilt.«
Alexander legte den Kopf auf die Seite. »Sehen Sie mich nicht so an, als hätte ich den Verstand verloren, Leza. Sara hat es auch gesehen. Tatsächlich hat sie …«
»Was hat sie?«, unterbrach die Ärztin ihn mit vor Neugierde verengten Augen.
Der Blick ließ Alexander innehalten. Er würde nicht die Details von Saras unglücklichem, unvergesslichen Kuss auf seine Schulter preisgeben. Wenn er es täte, würde er höchstwahrscheinlich eine Predigt zu hören bekommen, ganz zu schweigen von dem Vorschlag, dass die Frau auf ihre menschliche Substanz geprüft werden sollte. Und nach dem, was er gerade mit dem Mistkerl Cruen erlebt hatte, wollte er nicht noch einmal zurechtgewiesen werden.
Lezas Blick durchbohrte ihn misstrauisch, als er nicht weitersprach. Alexander erhob sich mit angespanntem Kiefer, trat zum Tisch und lud seine Pistole. »Sara hat die offene Wunde bezeugt, das ist alles.«
Aber das kaufte Leza ihm nicht ab. »Wenn ich das richtig sehe, ist diese Veränderung an Ihrer Wunde eingetreten, während Sie mit Dr. Donohue zusammen waren. Sie könnte etwas damit zu tun haben.«
»Nein«, sagte er schlicht.
»Sie haben nie dazu geneigt, die Realität einer Situation zu leugnen, Alexander Roman.«
»Die Realität ist, dass keine noch so große Anstrengung dieses Siegel brechen können sollte.«
»Stimmt.« Leza zuckte die Achseln. »Ich habe noch nie gehört, dass es geschehen wäre. Wenn eine Veana eine Wunde versiegelt, dann war das bisher stets unwiderruflich.«
Alexander lud weiterhin seine Waffen, aber sein Geist kehrte in Saras Schlafzimmer, zu ihren sanften Augen und zu ihrem süßen Mund zurück. Wenn sie tatsächlich der Katalysator war, durch den sich seine Wunde wieder geöffnet hatte, was könnte dann der Grund dafür sein? Hatte sie eine Art Macht über ihn? Etwas, das er nicht verstehen konnte? Oder war es einfach
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