Ewiges Verlangen
hastig seine Hose an. »Haben Sie auf Ihrer Suche im Haus zufällig Nicholas gesehen?«
»Nein.«
»Natürlich nicht«, murrte er. Sein Bruder verschwand in letzter Zeit viel zu oft, und es war an der Zeit einzugreifen.
Lucian schlenderte angezogen und ein wenig erregt an Bronwyn vorbei und aus der Tür.
»Gern geschehen«, rief sie ihm hinterher.
»Oh ja. Danke, Prinzessin.« Er wandte sich nicht um. »Sie haben mir wirklich den Arsch gerettet.«
Ethan ritzte die Haut von Pearls Bauch, leckte an den Blutströpfchen und senkte dann den Kopf, um zu lauschen. Der Bauch wies nur eine leichte Wölbung auf, aber Ethan konnte unter der blassen Haut den leichten Herzschlag seines nächsten Rekruten hören.
»Dem Balas geht es gut«, sagte er und hob den Kopf. »Du bist eine zuverlässige Wirtin, meine süße Pearl.«
Pearl lächelte und rückte ihm auf ihrem Bett näher. »Ich würde alles für dich tun, das weißt du.«
»Das weiß ich.« Ethan hatte die Kräfte des Erhabenen eingesetzt, um unentdeckt ins Krankenhaus zu gelangen und Pearls Zimmernachbarin weiterhin ahnungslos schlafen zu lassen. Pearl hatte darum gebeten, ihn zu sehen, und obwohl er weder Zeit dafür noch Interesse daran hatte, sie zu besuchen, wollte er auch nicht, dass sie den Ärzten und Schwestern gegenüber erwähnte, was in ihrem Bauch wuchs.
Als Ethan den genervten Ausdruck auf ihrem Gesicht sah, fragte er: »Was ist los, Pearl?«
»Ich hasse das alles hier«, antwortete sie mit gespielt weinerlicher Stimme. »Der Doktor will mich nicht in Ruhe lassen. Ich kann nichts tun. Ethan, wann kann ich gehen? Ich möchte bei dir sein.«
»Bald, meine Liebe«, sagte er. »Aber im Moment muss vor allem der Balas geschützt werden.« Er hörte ihr elendes Seufzen und lachte leise. »Was willst du von mir, Süße?«
»Dich schmecken. Um deinen Balas zu nähren.«
Ethan wölbte dezent beeindruckt eine Augenbraue. Pearl McClean war kein Unschuldslamm. Sie wusste ihn ebenso gut zu manipulieren wie er sie. Sie würden in Zukunft gut miteinander zurechtkommen, wenn er jedes Jahr seinen Samen in sie pflanzte, bis sie ihm nichts mehr geben konnte. Dann würde er sie dahin zurückjagen, wo sie hergekommen war.
»Aber nur kurz«, sagte er. »Dann muss ich gehen.«
Sie nickte, und als er mit den Fängen über sein Handgelenk ritzte und es ihr hinhielt, leckte sie sich gierig die Lippen und senkte dann den Kopf.
29
Sara blickte auf den Wecker auf dem Tisch neben ihrem Bett. Es war fast fünf Uhr. Sie musste aufstehen und sich duschen, obwohl sie auf der äußerst weichen Matratze des Hotels kaum zwanzig Minuten geschlafen hatte. Sie wollte früh zur Arbeit gehen, Peter suchen und kurz ihre Idee mit ihm besprechen. Sie wollte sich beweisen, dass sie immer noch sie selbst war, immer noch hundertprozentig auf Grays Genesung fixiert war, trotz der verschwindend geringen Menge Blut von Alexander, das langsam durch ihre Adern lief.
Sie schaute rasch auf die Wand vor sich, auf die undefinierbare Version abstrakter Kunst des Hotels. Das stark an Miró angelehnte Bild erinnerte sie an innere Organe – Leber, Milz, Lunge, mit sich kreuzenden Blutbahnen. Blut. Das schien jetzt zu ihrer permanenten Wahrnehmung zu gehören, ganz zu schweigen davon, dass es wie eine Art Schalter wirkte, der eine seltsame Mischung aus Angst und Begierde auslöste.
Schließlich ließ sie ihre Sicht verschwimmen, bis die Konturen des Gemäldes zu einfachen Farbsättigungen wurden. Was hatte Alexander gemacht, nachdem sie ihn verlassen hatte? Hatte er nachgegeben und sich von derjenigen, die glaubte, sie wären wahre Gefährten, genommen, was er brauchte? Ihr drehte sich der Magen um, wenn sie sich seinen Mund irgendwo an Bronwyns Körper vorstellte, ganz zu schweigen davon, dass er sich aus ihrer Ader nährte. Aber welche Wahl hatte er? Verhungern? Und welche Wahl hatte sie? Ihr Leben und damit die zukünftige Genesung ihres Bruders riskieren?
Das könnte sie niemals tun.
Sie wandte sich um, sah ihr Handy und griff danach. Die Zahlen auf der Tastatur blinkten sie an, führten sie in Versuchung. Ihre Hände zitterten, als sie die Nummer eingab. Das Herz pochte heftig in ihrer Brust, als das Telefon klingelte. Einmal, zweimal, dreimal …
»Hallo?« Die Stimme einer Frau.
Oh Gott. Sie war so schwach.
»Hallo?« Eine vertraute, weiche, müde Frauenstimme. »Wer ist da?«
Sara legte eine Hand über ihren Mund.
»Ist da jemand?« Ein Moment verging, dann ein weiterer. »Sarafena?«,
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