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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Nachkommenschaft bilden.
    Ramon Rita Tiempos de Los Angeles
    Korzenowski schloß die Augen und runzelte die Stirn. Er kam nicht umhin, die Quelle dieser zunehmend häufigen Unterbrechungen und ihre Bedeutung zu erkennen. Als das Mysterium von Patricia Vasquez auf seine vereinigten Partiale übertragen worden war, um sie zu binden und ihnen einen Kern zu geben, waren irgendwie ebenso auch Erinnerung und Antrieb übertragen worden. Das war theoretisch unwahrscheinlich; aber Vasquez hatte sich in großer Verwirrung befunden. Und Korzenowski war ungewöhnlich erschüttert gewesen und konnte kein Mustermodell für den Übertragungsprozeß liefern.
    Er kämpfte nicht gegen die Impulse an. Im Augenblick widersetzten sie sich seinen Wünschen nicht und störten ihn nicht über Gebühr. Aber bald würde die Abrechnung kommen, und er würde sich einer größeren Restrukturierung der Persönlichkeit fügen müssen.
    Das war gewagt, und er konnte jetzt keine Risiken eingehen wegen seiner zentralen Stellung in der Bemühung des Hexamons.
    Da! sagte er sich, als einige Minuten vergangen waren. Ruhe, Friede, Integration.
    »Konrad«, ertönte eine Stimme aus dem Eingang vom Bohrloch der Blase. Korzenowski machte eine Grimasse und wandte sich um, die Stimme zu erkennen. Es war Olmy. Sie hatten seit Wochen nicht miteinander gesprochen. Er breitete die Arme aus, verlangsamte seine Kreiselbewegung und rückte vom Zentrum ab.
    Sie piktographierten herzliche Grüße und umarmten sich in der fast vollkommenen Gewichtslosigkeit. »Mein Freund!« sagte Korzenowski.
    »Ich habe dich in deiner Freizeit belästigt«, sagte Olmy und signalisierte höfliches Bedauern.
    »Allerdings, aber das macht nichts. Ich freue mich, dich zu sehen.«
    »Hast du gehört?«
    »Gehört was?«
    »Garry Lanier hat einen schweren Blutsturz im Gehirn erlitten.«
    »Er war nicht geschützt…« Korzenowski wurde blaß. »Ist er tot?«
    »Beinahe. Karen hat ihn ein paar Sekunden, nachdem es passiert war, entdeckt, und sofort Christchurch gerufen.«
    »Dieser verdammte Stolz der Alten Eingeborenen!« rief Korzenowski. Nicht nur er war wütend.
    »Sie haben ihn binnen zehn Minuten erreicht. Er lebt, braucht aber Rekonstruktion. Das Gehirn ist weitgehend geschädigt.«
    Korzenowski schloß die Augen und schüttelte langsam den Kopf. Er war kein Freund erzwungener Medikation, bezweifelte aber, daß das Hexamon unter den gegebenen Umständen Lanier große Wahl bei der Behandlung lassen würde. »Das haben sie ihm angetan«, sagte er mürrisch. »Wir alle hatten dabei eine Hand im Spiel…«
    »Die Schuld liegt überall«, sagte Olmy. »Wenn Karen der Rekonstruktion zustimmt, kann der größte Schaden behoben werden… Aber er wird eine medizinische Hilfe brauchen, die er bisher immer abgelehnt hat.«
    »Hast du es Ram Kikura gesagt?«
    Olmy schüttelte den Kopf. »Sie steht unter Hausarrest bei völliger Nachrichtensperre. Außerdem hänge ich selbst an kurzer Leine.«
    »Das gilt auch für mich«, sagte Korzenowski. »Aber ich kann weit genug ausholen, um einflußreiche Leute zu erreichen.«
    »Das weiß ich zu schätzen«, sagte Olmy. »Ich fürchte, daß mein politischer Status im Moment unsicher ist.«
    »Warum?«
    »Ich habe mich geweigert, den Befehl über die Notfall-Verteidigungskräfte zu übernehmen.«
    »Du wärst die erste Wahl«, sagte Korzenowski. »Warum die Ablehnung?«
    Olmy lächelte und schüttelte den Kopf.
    Korzenowski starrte ihm in die Augen und empfand einen Hauch von Mitgefühl. Auch er ist nicht allein. Aber er konnte nicht entscheiden, was ihm dies Gefühl eingab, oder was es bedeutete.
    »Ich werde später erklären. Jetzt ist nicht die Zeit dafür. Ich glaube allerdings, daß ich für einige Zeit schwer zu erreichen sein werde.« Die letzte Mitteilung piktographierte er mit engem Richtstrahl, so daß nur Korzenowski sie empfangen konnte. »Wenn du mir irgend etwas sagen mußt, bitte…«
    Korzenowski musterte Olmy kurz und signalisierte dann: »Ich werde mich sehr einsam fühlen, wenn ich nicht mit dir reden kann, falls ich dich brauchen sollte oder Garry oder Ram Kikura.«
    Olmy nickte verständnisvoll. »Vielleicht werden wir alle wieder zusammenkommen, sofern Stern, Schicksal und Geist es wollen.« Er zog sich rasch in das Bohrloch zurück.
    Korzenowski schwebte wieder allein in der Blase, umgeben von rotierenden Maschinen, roten Kugeln und grauen Würfeln. Kein Sinn, jetzt zu ruhen, sagte er sich und ging wieder ans Werk.

 
47.

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