Ewigkeit
sein.
Mar Kellen sagte: »Ich werde für dich einen Berg besteigen. Einen richtigen, nicht irgend etwas in der fünften Kammer, wo alles durch Maschinen abgetragen ist. Ganz hoch, mit Gletschern und Schluchten. Höher als irgend etwas auf Thistledown.« Er zwinkerte. »Leb wohl!«
Olmy sah zu, wie Mar Kellen in den Aufzug stieg. Er empfing einen mentalen Eindruck – vielleicht Intuition, vielleicht ein schnelles unterschwelliges Piktogramm von Mar Kellens Geist –, daß der alte Krieger sich in die Wildnis verkriechen würde, tief in ein Bergland, wo er sicher sein konnte, nie gefunden zu werden.
Olmy kehrte in das alte Apartment zurück, entspannte sich und meditierte. Er benutzte das Bibliotheksterminal, um sich mit verschiedenen legitimen (und diskreten) Forschungsprogrammen in den umfangreichen Gedächtnisspeichern von Thistledown in Verbindung zu setzen.
Als er sich vergewissert hatte, daß seine Kanäle sicher waren – mit besonderen Vorsichtsmaßnahmen, damit die Spione von Farren Siliom seine gegenwärtige Position nicht erfuhren –, rief er einen alten Verbündeten an, einen Spurensucher, den er selbst aus den Erinnerungen eines Kurzhaarterriers geschaffen hatte. Dieser Spürhund hatte sich als durchaus gründlich erwiesen und schien seine Arbeit zu lieben – wenn Freude einem Ding zugeschrieben werden konnte, das schließlich keine vollständige Mentalität war.
Olmy stellte dem Spürer eine bestimmte Aufgabe. Er sollte alle und jede Hinweise auf den konservierten Jart in den Archiven von Thistledown oder der orbitalen Bezirke auffinden. Viele Archivzentren im Innern des Asteroiden waren nicht mehr aktiv, und manche waren sorgfältig verborgen. Aber der Sucher konnte sich in das unzugänglichste Gedächtnis hineinarbeiten, solange irgendein potentielles Informationsglied existierte.
Olmy rückte von dem tropfenförmigen Terminal ab und faltete die Hände. Seine Miene zeigte geduldige Aufmerksamkeit. Die Augen blickten hierhin und dorthin auf die fast willkürlich von den beginnenden Fortschrittsmeldungen des Suchers entworfenen Piktogramme. Das würde Zeit erfordern.
Er hatte sich vergewissert, daß das implantierte Gedächtnis von Mar Kellen veraltet und minimal war. Beni, als eine ›nicht ganz orthodoxe‹ Naderitin, besaß nur die gesetzlich verlangten Hilfsmittel. Die Jart-Aufzeichnungen hatten die Frau irgendwie getötet, ihre Reserven durcheinandergebracht und Mar Kellen an die Schwelle des Wahnsinns getrieben – in weniger als einer Sekunde des Kontaktes.
Es sah nicht danach aus, war aber doch möglich, daß jenseits des Sicherheitsverhaus die Akten offen gelassen und konserviert worden waren, so daß sie übertragen werden konnten. Aber die Konsole half nur bei Transfer in menschliche Gehirne oder Implantate. Es gab keine Verbindungen für äußere Speicherung. Natürlich konnte er eine solche Schnittstelle einrichten… Aber es mußte einen Grund geben, weshalb eine solche nicht von vornherein existierte.
Eine rasche Deponierung kanalisierter Information in ein unvorbereitetes und nicht unterstütztes Gehirn konnte theoretisch den Geist eines Menschen katastrophal schädigen. Aber welche Art von Maschinerie oder Sicherheitsstromkreisen würde überhaupt irgendein Unheil bei einem arglosen Untersucher anrichten? Offenbar rechnete man nicht mit arglosen Untersuchern… Nur mit Experten.
Vorbereiteten Experten.
Wenn extreme Sicherheit gewünscht war, könnte die Anlage so konstruiert sein, daß sie den Verstand von Eindringlingen verwirrte; aber Olmy hatte nie vernommen, daß Dienststellen des Hexamons in der ganzen Geschichte von Thistledown und des Weges tödliche Schutzmaßnahmen gegen Bürger ergriffen hätten.
Benis erstes Zusammentreffen, ohne Implantate zur Dämpfung des einfallenden Stromes, hätte tatsächlich irgendeine Sicherheitsschaltung aktiviert haben können… Daher würden die Sicherheitsschaltung und der Puffer seiner umfangreicheren Implantate den Zustrom ausreichend gedämpft haben, daß Mar Kellen zwar zerbrochen, aber nicht getötet wurde, als er sich einen Augenblick später, ohne von Benis Verletzung zu wissen, an die zweite Schnittstelle heranmachte.
So viele Geheimnisse und Fragen…
Bei all seinen Unternehmungen hatte Olmy ein Höchstmaß von Vorsicht walten lassen, in Einklang mit der Zeitspanne, die ihm für Planung und Handlung zur Verfügung stand. Aber selbst so hatte er zweimal getötet…
Er nahm Risiken recht wohl auf sich, suchte sie aber
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