Ewigkeit
war wesentlich, daß Olmy mit allem persönlichen Aufwand jede mögliche Information aus dieser Quelle herauszog.
Er grinste, als ihm klar wurde, daß in vielen seiner Überlegungen eine Grundwahrheit steckte. Er traute der gegenwärtigen Führung nicht. Sie stieg lieber in die Vergangenheit hinab, anstatt sie zu verstehen. Sein eingewurzelter Glaube an soldatische Überlegenheit hatte letztlich über sein Vertrauen in die Richtigkeit der Befehlsstruktur gesiegt.
»Ich werde selbst zum Schurken«, gestand er dem alten Leichnam des Jarts ein. »Zur Hölle mit allem!«
10. KAPITEL
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Gaia
Alexandreia war erheblich dreckiger, als sie aus ihren Besuchen in vergangenen Jahren in Erinnerung hatte. Es schien einen Mantel aus Rauch und Ruß als Schutz gegen seine vielen Mißhelligkeiten zu tragen. Die sagenhaften Marmorpassagen waren von Verfall gesprenkelt. Viele der Statuen waren in große Planen aus Öltuch gehüllt.
Die Repräsentativen des Bibliophylax, der Direktor und Archivar des Mouseions, holten sie und ihr Gepäck eilends von der Straße vor der berühmten östlichen Stoa und setzten sie dann in einen klapprigen Wagen. Sie bestanden darauf, daß sie fuhr und nicht zu Fuß ging.
Die Wohnung der Frauen war ein zweistöckiger Block aus Stein und Ziegeln, der unvorteilhaft in einer staubigen, baumlosen Ecke des Mouseiongeländes plaziert war. Rhitas Stimmung sank, als sie das sah. Lugotorix, der neben dem Kutscher saß, ließ ein leises, verächtliches Pfeifen hören.
Sie fuhren in einen Hof mit einem Boden aus zerbrochenen Ziegelsteinen und gestampftem Erdreich ein. Eine ältere Frau in einem schwarzen Schal fegte mürrisch Staub und Sand im Schatten eines eingefügten Torwegs und schenkte ihnen kaum einen Blick. Die Tür ging auf, und eine blonde, matronenhafte, junge Frau etwa gleichen Alters wie Rhita kam heraus, die Hände über dem Kopf zum Gruß gefaltet.
»Willkommen, willkommen!« schrie sie, schnalzte mit der Zunge und nahm die Hände herunter, um ihr langes braunes Gewand aus dem Staub zu heben. »Du kommst aus Rhodos? Vom Hypateieon?«
Rhita lächelte und nickte ihr zu. Der Wagen hielt mit einem Ruck an, und der Fahrer half dem Kelten ein wenig, das Gepäck abzuladen. »Du kannst nicht hier bleiben, wie du weißt«, sagte die Frau in scharfem Ton zu ihm. »Hier gibt es keine Männer.«
Rhita sagte: »Er ist mein Leibwächter.«
»Meine Liebe, so schlimm die Dinge für uns auch im Mouseion stehen, keine von uns braucht Leibwächter! Er wird anderswo bleiben müssen. Du bist Rhita Berenike Vaskayza?«
»Ja.«
Die Frau nahm sie kräftig in den Arm. »Ich bin Jorea Yallos, aus Galatia. Deine häusliche Betreuerin. Du studierst Mathematik?«
»Ja.«
»Faszinierend! Ich studiere Tierzucht in der Ackerbauschule. Man hat mir aufgetragen, dir deine Unterkunft zu zeigen und alle deine Fragen zu beantworten.«
Rhitas Hoffnungen sanken, als Yallos sie auf das obere Stockwerk drängte und vor ihr durch einen langen Korridor eilte. »Wir freuen uns, daß du hierhergekommen bist. Es tut mir leid, daß wir nicht mehr für dich tun können. Im Sommer kühlen diese Räume nachts schneller ab. Im Winter ist es nicht so, wie man es wünscht. Aber tagsüber sind sie angenehm warm.« Sie holte einen großen eisernen Schlüssel hervor und steckte ihn in das Vorhängeschloß, tat dann Schloß und Schlüssel in die Tasche und stieß die dünne hölzerne Tür auf. Sie kratzte traurig über dem Fußboden aus zerbrochenen Fliesen.
»Bist du eine Tochter der Isis?« fragte Yallos.
Rhita trat ein. Der Raum war wie eine Klosterzelle, mit einem Paar kleiner Fenster hoch in der Außenwand und einem ledernen Bett in einer Ecke. Hinter der Tür trug ein wackliger Ständer einen Nachttopf und eine Schüssel. An der rechten Wand war ein verschrammtes Holzpult unter ein verblaßtes Wandbild der Kanopischen Isis gedrängt mit ihrem kleinen gefiederten Sohn mit weiten Augen und einer schützenden Schlange.
»Nein«, bemühte sich Rhita zu antworten.
»Schade! Dorca, die Frau hier vor dir, eine reizende Helferin, schwärmte übrigens für Isis. Du kannst die Dekoration sicher nicht ändern ohne Genehmigung der Frauen.«
»Daran würde ich nicht im Traum denken«, sagte Rhita. Sie winkte Lugotorix, daß er ihr Gepäck hereinbrachte. Er quetschte sich durch die Tür mit Reisekoffern und Holzkästen unter beiden Armen, setzte sie sanft auf dem Boden ab und blieb an der Seite stehen, entfernt von der mißtrauischen
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