Ewigkeit
Yallos.
»Er ist ein Kelte, nicht wahr?«
»Von den Parisioi«, bestätigte Rhita.
»Es gibt in Galatia viele Kelten«, sagte Yallos. »Ich selbst bin von nabatäischer und hellenischer Abstammung.«
Rhita nickte höflich.
»Wir haben um die erste Stunde des Sonnenuntergangs einen Gruppenrat. Wenn du dazu kommen willst, bist du willkommen. Laß es mich wissen, falls du irgend etwas brauchst. Wir Frauen müssen hier zusammenhalten. Man kümmert sich nicht viel um uns. Kallimachos und seine Leute. Wir sind für seine Verteidigungskontrakte nicht gut.« Yallos stand in der Tür. »Der Kelte muß jetzt mit mir kommen. Ich werde ihm ein Zimmer in den alten Bädern besorgen, wo die Platzwärter ihre Schlafplätze haben.«
Lugotorix wandte seine Schlitzaugen von Yallos, die er deutlich verwünschte, zu Rhita. »Geh!« sagte sie ihm. »Mit mir wird es hier in Ordnung gehen.« Sie war sich dessen allerdings nicht allzu sicher. Sie hatte schon Heimweh und fühlte sich fehl am Platze. Der Kelte zuckte die Achseln und folgte der Führerin des Hauses.
Plötzlich kam Rhita ein Gedanke, und sie rief sie in der Halle an. »Kann ich das Schloß und den Schlüssel haben?«
»Keine Schlösser«, sagte Yallos.
»Ich brauche ein Schloß«, verlangte Rhita hartnäckig. Sie war jetzt ärgerlich und um die Sicherheit der Objekte besorgt.
»Komm zur Ratsversammlung! Wir werden das diskutieren. Oh… wenn du keine Schwester der Isis bist, was bist du?«
Rhita antwortete erstaunlich rasch. »Ich gehöre zu dem Heiligtum der Athene Lindia.«
Yallos blinzelte. »Heidnisch?« fragte sie.
»Von Rhodos«, antwortete Rhita. »Das ist mein Geburtsrecht.«
»Oh!«
Rhita schloß die Tür und musterte ihre schmierige Zelle. Das war also ihr Empfang im Mouseion gewesen. Offensichtlich reichte der Schatten ihrer Großmutter nicht bis hierher. War dies das Werk der Königin? Oder hatte Kleopatra überhaupt von ihrer Ankunft Kenntnis erhalten?
Sie saß eine Weile fröstelnd im Zimmer. Eine einzige elektrische Lampe über dem Bett warf einen gelben Schimmer über diese Ecke und sonst nichts. Es war schon Mittag, und der Raum fing gerade an, sich zu erwärmen. Wie groß war das Risiko für die Objekte, von ihrer eigenen Sicherheit ganz zu schweigen? Welche Risiken würde sie eingehen, ehe – falls sie ihr Ziel erreichte?
Sie drückte an einem Laden, der über ein kleines, tief sitzendes Fenster gequetscht war, und brach sich sofort einen ohnehin kurzen Fingernagel ab. Sie fluchte leise. Ein schwacher Strahl indirekten Sonnenlichts war das kümmerliche Ergebnis.
Entschlossen wischte Rhita Staub vom Pult, benutzte einen abgenutzten Weidenbesen, um den Boden zu fegen, und öffnete den Koffer, um ihre Kleider zu verstauen. Am späten Nachmittag würde sie, wie ihr die Führer gesagt hatten, mit dem Bibliophylax zusammenkommen.
Sie knüpfte daran keine Erwartungen.
11. KAPITEL
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Erde
Der Russe – so dachte man wenigstens für den Augenblick am bequemsten über ihn – stand mit Lanier auf der Veranda und wartete auf das Blinken der Lichter eines Shuttles. Der Nachthimmel war ein Geschmiere von Aluminiumstaub über einer tiefschwarzen Tiefe mit Sternen über Sternen. Die natürlichen Heilkräfte der Natur hatten die meisten Spuren des Brandes in der Atmosphäre beseitigt. Irgendwo gab es auch jetzt noch einige Reste von Verunreinigung, obwohl die Wiederherstellung gut voran kam. Die Technologie des Hexamons war sauber und in sich geschlossen.
Die ersten Lichter, die sie sahen, waren nicht am Himmel, sondern entlang der Straße, die vom Talhang unten zum Haus emporführte. Lanier verzog leicht den Mund und beantwortete den Blick des Russen mit einem Achselzucken. »Meine Frau«, sagte er. Er hatte gehofft, daß der Russe vor ihrer Ankunft weg sein würde.
Das robuste Geländefahrzeug, gestaltet nach Typen, die von den ersten Forschern auf dem Stein benutzt worden waren, mahlte mit den Reifen durch den Kies bis an eine Seite des Hauses und hielt dann mit ausgeschalteten Elektromotoren abrupt an. Karen schwang sich im grellen Schein der automatisch eingeschalteten Flutlichter von der Tür herab, sah Lanier auf der Veranda und winkte ihm zu. Er winkte zurück. Allein schon ihr Anblick ließ ihn sich älter fühlen.
In ihrem gemeinsamen Leben hatte er sie zehn oder zwanzig Jahre lang gesehen, wie sie zusammen mit ihm alterte. Dann wurde sie jünger unter der gleichen Therapie, die er abgelehnt hatte. Sie sah aus wie höchstens eine
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