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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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ist komplizierter«, erwiderte der Russe.
    »Haben wir Zeit zuzuhören, Ser Lanier?«
    »Ich schon«, sagte Lanier.
    Mirsky sagte: »Ich möchte, daß Ser Olmy hier wäre.«
    »Leider antwortet Ser Olmy nicht auf seine Mitteilungen. Ich vermute, er befindet sich auf Thistledown, weiß aber nicht, wo. Ich habe ein Partial entsandt, um ihn zu finden und ihm die Lage zu eröffnen. Vielleicht trifft er zu uns, vielleicht auch nicht. Ich hätte Ihre Geschichte gern so bald wie möglich gehört.« Korzenowski setzte sich hin, zog einen der weißen Klumpen in den Schoß und knetete ihn mit den Händen.
    Mirsky starrte einen Moment auf den fleckenlosen Fußboden und seufzte. »Ich werde anfangen. Alles mit Worten zu erzählen, wäre quälend langsam und unbeholfen. Darf ich einen Ihrer Projektoren ausleihen?«
    »Gewiß.« Korzenowski wies einen Traktionsstrahl an, den nächsten Projektor herabzusenken. »Brauchen Sie eine Schnittstelle?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Mirsky. »Ich bin etwas mehr, als ich scheine.« Er berührte das tropfenförmige Gerät mit dem Finger. »Entschuldigen Sie, wenn ich mich Ihrem Apparat nicht völlig offenbare!«
    »Schon in Ordnung«, sagte Korzenowski mit absurder Herzlichkeit. Laniers Körper kribbelte wieder. »Fangen sie an!«
    Das Innere des Raumes verschwand und wurde durch etwas ersetzt, das für Lanier zuerst schwer verständlich war – eine gedrängte Wiedergabe des Weges, der Achsenstadt, Mirskys erstem Tag im Wald der Centralstadt, der Reise den Weg hinunter, Beschleunigung längs der Fehlstelle…
    Die projizierte Information drehte sich und flimmerte. Jedes Zeitgefühl hörte auf. Mirsky erzählte seine Geschichte auf seine eigene Art. Korzenowski und Lanier erlebten sie mit.
     
    Nennt es Flucht oder das größte Versagen aller Zeit. Weglaufen vor der schrecklichen Vergangenheit, meinem eigenen Tod, dem Tod meiner Nation, dem drohenden Tod meines Planeten. Wenn man unter ›weglaufen‹ die Flucht einer halben Stadt verstehen kann, voll von Zehntausenden Millionen an Seelen und vielleicht einer Dutzend Million körperlicher menschlicher Wesen – eine Flucht, die einen unendlichen Tunnel in Raum-Zeit hinabführt, durch das rasende Herz eines Sterns auf der Schleppe eines länglichen ›Knotens‹, eines Nabels an Unmöglichkeiten…
    Der Tunnel selbst ist ein ungeheurer Bandwurm, der sich durch die Böen des realen Universums schlängelt und Poren öffnet zu anderen Universen, die gleichermaßen real, aber nicht unsere sind, zu anderen, ebenso realen Zeiten… Diese Poren werden durch unsere Passage verätzt. Der Tunnel verändert sich oder wurde verändert durch unsere Flucht. Er faltete sich und expandierte von dem Moment seiner Entstehung an mit dem Vorherwissen unseres Entweichens. Wie erklärt man das einem nicht verstärkten Menschen?
    Dies ist unmöglich.
    Ich mußte all dies ändern und tat das auch, vielmals während Dekaden und Jahrhunderten der Flucht. Ich wurde zu vielen Personen, und bisweilen wollte eine davon kaum die andere erkennen, bis sie miteinander verschmelzen und private Mitteilungen austauschen konnten. Ich war nicht mehr der Russe Mirsky. Ich war es vielleicht nicht mehr gewesen seit meiner Ermordung in der Bibliothek von Thistledown. Aber ich war ein Bewohner der Geshel-Nachbarschaften der Nader-Achse und von Central City. Bürger einer neuen Welt, der sich seiner unglaublichen Umgebung anpaßte. Wir waren nicht mehr Herren über alles, das wir überschauten, so wie die Achsenstadt einst fast gewesen war…
    Ich sah die Menschen, die mit mir von der Erde gekommen waren, sich entwickeln wie ich, oder schließlich dahinschwinden und sterben in dem letzten Weg, der Unsterblichen geblieben war, indem sie sich selbst vergaßen und von anderen vergessen wurden. Der Rest von uns lebte und verschmolz.
    Die Reise dauerte aus unserer Sicht Jahrhunderte lang. Du weißt, daß die Zeit eine veränderliche Größe ist, viel weniger wichtig, als unsere Jugend und Schwäche uns denken lassen. Flexibel, aber allgegenwärtig, zusammengefaltet und gekrümmt in die eine oder andere kaum erkennbare Gestalt.
    Ich habe viele verschiedene Leben durchgemacht: Die Zeit, als die Stadt mit relativistischen Geschwindigkeiten den Weg hinabfuhr, die Zeit, die ich in direkter Kommunikation mit meinen Mitreisenden verbracht habe wie jetzt mit dir. Die Zeit hat sich gebündelt und zusammengerollt wie eine Sprungfeder. Wenn alle Zeit zu einer geraden Linie ausgestreckt würde, hätte

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