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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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heraufgebrachter Flora neu bepflanzt worden. Konservatoren ermutigten gefährdete irdische Tiere, sich in verschiedenen eindrucksvollen Zoos zu vermehren, die in den letzten beiden Dekaden fertiggestellt worden waren. Die Bibliotheken der zweiten und dritten Kammer enthielten die genetischen Aufzeichnungen jeder Spezies der Erde, die zur Zeit des Starts von Thistledown bekannt war; aber eine große Anzahl von Arten war in den Jahren nach dem Tod verschwunden. Jetzt hatten sie die Chance, solches Aussterben zu verhindern.
    Der Terrestrische Hexamon-Nexus lag inmitten eines Regenwaldes von vier Quadratkilometern. Eine weite, durchsichtige Kuppel von der Farbe eines klaren Dämmerungshimmels spannte sich über den größten Teil des Waldes und die Sitzungsräume des Nexus. Unter der Kuppel war das Röhrenlicht zu strahlendem Sonnenschein und Wolken umgewandelt worden.
    Der Nexus tagte derzeit nicht. Die Versammlungsräume, eine runde Arena und zentrales Podium, waren fast leer.
    Judith Hoffman saß am Gang nahe der Mittelbühne. Lanier, Mirsky und Korzenowski gingen nebeneinander durch den Gang, und sie drehte sich mit hochgezogener Augenbraue im Sitz um, nahm Mirsky und Korzenowski zur Kenntnis und lächelte dann Lanier an. Der trat beiseite und wurde von ihr zur Begrüßung an die Brust gedrückt, während die anderen beiden warteten.
    Sie sagte: »Wie schön, dich wiederzusehen, Garry!«
    »Es ist so lange her.« Er lächelte breit und fühlte sich in ihrer bloßen Gegenwart energischer und zuversichtlicher. Lanier stellte fest, daß sie sich gestattet hatte, ein wenig zu altern, obwohl sie immer noch zwanzig Jahre jünger schien als er. Ihr Haar war stahlgrau, und ihr Gesicht zeigte eine müde, durch Sorgen gezeichnete Würde.
    Sie hatte bewußt die neueren Moden von Thistledown City ignoriert, wo äußere Erscheinung ebenso illusionär sein konnte wie Kleidung. Statt dessen hatte sie einen neutralen grauen Hosenanzug gewählt, der nur an den Aufschlägen leicht feminin geschnitten war. Sie trug ein piktographisches Halsband und hatte eine kleine, mindestens vierzig Jahre alte Tafel bei sich, die hier einem Federkiel entsprach.
    »Wie geht es Karen? Hast du mit Lenore und Larry Schritt gehalten?«
    »Karen geht es gut. Sie könnte jetzt hier sein. Sie arbeitet mit Suli Ram Kikura an einem sozialen Projekt.« Er schluckte. »Lenore ist jetzt in Oregon, wie ich vermute. Larry ist vor ein paar Monaten gestorben.«
    Hoffmans Mund bildete ein überraschtes O. »Ich hatte nicht gehört… Verdammt, es tut mir sehr leid.« Sie faßte seine Hand und seufzte. »Ich werde ihn vermissen. Ich bin hier oben so ohne Kontakt gewesen – viel zu sehr. Ich habe euch alle vermißt, aber es hat hier viel Arbeit gegeben.«
    Die anderen drei Vertreter kamen von einer anderen Reihe zwischen den Sitzen heran: David Par Jordan, Assistent und Advokat des Präsidenten, ein kleiner, zarter, auf Thistledown geborener Mann mit weißblondem Haar; die Leitende Beamtin der sechsten Kammer, Decorda Ti Negranes, eine hochgewachsene, schlanke Homorphe in schwarzer Kleidung; und Eula Mason, eine untersetzte, kräftige Frau mit einem Falkengesicht, zuständig für die Achse Thoreau, eine orthodoxe, aber nicht extreme Naderitin mit erheblichem Einfluß im unteren Nexus.
    Mirsky betrachtete sie alle mit seiner milden distanzierten Miene wie ein Schauspieler, der auf seinen Auftritt wartet. Hoffman schüttelte Hände und tauschte mit Korzenowski Komplimente aus. Dann wandte sie sich an Mirsky. Sie faltete die Hände vor der Brust und sagte: »Garry, ist dies der Mann, der er sagt, daß er ist?«
    Lanier wußte, daß sein Urteil nur indirekt begründet sein würde. »Zunächst war ich mir nicht sicher, aber jetzt glaube ich, daß es stimmt.«
    »Ser Mirsky, ich freue mich, Sie wiederzusehen«, sagte Hoffman. »Unter friedlicheren und gewiß mysteriöseren Umständen.« Sie löste ihre Hände und hielt ihm eine davon etwas zögernd hin. Mirsky ergriff sie mit den Fingerspitzen und verbeugte sich.
    Galantes Benehmen vom Ende der Zeit, dachte Lanier. Was kommt als nächstes?
    »In der Tat, Ser Hoffman«, sagte Mirsky. »Es hat sich vieles verändert.«
    Als sie den Sitzungsort in einen Raum im Komplex unter der Arena verlegten, erfolgten ringsum Vorstellungen mit einer gesellschaftlichen Unbeholfenheit, die Lanier angesichts der Umstände amüsierte. Menschliche Konvention konnte sogar die bedeutsamsten Anlässe trivial machen; und vielleicht war das auch ihr

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