Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
wollte.
    Atta beriet sich mit dem nächsten Platzhelfer, der nicht geneigt schien, etwas zu sagen, sondern sich darauf konzentrierte, den Schlauch einzurasten und mit dem Treibstoffpumpen zu beginnen. Dann ging Atta hinüber, um mit einem der Fahrer zu sprechen. Hier schien er mehr Glück zu haben. Als er zurückkam, wirkte er, wenn das überhaupt möglich war, noch verzweifelter.
    Rhita stand neben dem Mechanikos, als Atta ihnen sagte, was er gehört hatte. »Es gibt keine Mitteilung aus Alexandreia. Wir bekommen unseren Treibstoff; aber man erwartete, daß wir Luftkarten der Steppen aus dem syrischen Kartenzentrum bekämen. Die sind aber nicht aufgetaucht.«
    »Was heißt das, keine Mitteilung?« fragte Oresias.
    »Eben dies. Kein Radio, kein Telephon, nichts, soweit dem Fahrer bekannt ist. Er ist ein Offizier und spricht mit Piloten, die auf dem Aerodromos hereinkommen. Alle Flüge werden in Alexandreia festgehalten. Unsere sind die einzigen Maschinen, die heute landen sollten.«
    Oresias schlang die Finger um sein Handgelenk und verdrehte sie. »Da ist etwas schiefgegangen.«
    Demetrios blinzelte unsicher: »Was…?«
    Atta sagte: »Man hat uns links liegenlassen. Wir bekommen unseren Treibstoff, aber die Machthaber in Damaske sind mit anderen Annehmlichkeiten zurückhaltend. Das heißt für mich, der Einfluß der Königin wäre für sie jetzt weniger wichtig…«
    Oresias rieb sein Handgelenk, bis die Haut fast zerriß. »Ein Schlag gegen den Palast?«
    Atta schüttelte den Kopf. Er wollte keine Vermutungen anstellen. »Wir haben immer noch unseren Auftrag. Aber irgend etwas stimmt nicht. Das muß unmittelbar vor unserer Abreise geschehen sein. Wir können nicht zurückfunken… Es würde eine Stunde oder länger dauern, in die Stadt zu gehen oder zur Verwaltung des Flughafens und ein Telegramm aufzugeben…« Er zuckte die Achseln. »Wir haben keine andere Wahl, als weiterzumachen.«
    Rhita starrte auf die Türme und Ziggurats von Damaske in der Ferne. Ihr war klar, daß sie eigentlich ängstlich sein müßte, obwohl das nicht der Fall war. Die Mischung aus Aufheiterung und Langeweile durch den Flug hielt sie noch wie eine Droge im Griff.
    »Bitte, prüf dein Schlüsselbein!« sagte Oresias leise zu ihr, als sie wieder einstiegen. »Ich muß wissen, ob unser Ziel noch da ist.«
    Sie holte den Kasten aus dem Regal, öffnete ihn und berührte mit einem Finger die Handgriffe. Die strahlend bunte Welt drehte sich wieder vor ihr, und das Kreuz erschien unverändert in der gleichen Position.
    »Es ist noch da«, bestätigte sie. Oresias schnallte sich fest, lehnte den Kopf zurück und schloß die Augen.
    Nach wenigen Minuten waren die Hubschrauber wieder betankt und flugbereit. Atta kam als letzter an Bord und schlug wütend die Luke zu. Er murmelte: »Was ist mit unserem Lufttanker? Was ist mit der Rückreise?«

 
23. KAPITEL

----
Thistledown
     
    Olmy kam in der vierten Kammer eine Stunde später an, nachdem er in der aufgegebenen Station in der fünften Kammer zugestiegen war. Der Zug überquerte eine breite Fläche aus silbrig schimmerndem Wasser und setzte ihn ab bei einer Raststätte auf Northspin Island im ersten Viertel, nahe dem nördlichen Kap. Olmy hielt sich von den anderen Reisenden fern, mietete einen Traktor, fuhr zehn Kilometer bis zum Ende des Weges und betrat den dichten Nadelwald.
    Innerhalb seiner implantierten Erinnerungen führte das frisch geschaffene Partial isoliert von seiner primären Persönlichkeit eine behutsamere Untersuchung der Jartmentalität durch.
    Drei Stunden später stand er unter einem tausendjährigen Redwood-Baum. Ein leichter Nebel trieb vorbei, und seine Füße sanken in alten Lehm ein.
    Alles, was er an Isolation und Abstraktion nach Monaten der Forschung über nichtmenschliche Psychologie empfunden hatte, war nichts gegenüber seinem jetzigen Gefühl von Selbstvereinsamung. Er dachte ständig an Tapi, der sich vielleicht gerade jetzt durch seine Inkarnationsprüfungen durcharbeitete. Er dachte nicht, daß er seinen Sohn für einige Zeit, wenn nicht sogar für immer, sehen würde – oder Suli Ram Kikura. Es war unwahrscheinlich, daß sich ihre Wege kreuzen würden.
    Er betastete die dicke, zähe Borke der Sequoia und fragte sich, ob er eine Verwandtschaft mit diesem uralten Baum empfinden sollte. In Wirklichkeit hegte er keine verwandtschaftlichen Gefühle mit irgend etwas, nicht einmal seinen Kameraden; und das beunruhigte ihn. Es war kaum möglich, daß seine

Weitere Kostenlose Bücher