Ewigkeit für deine Liebe
...
Emma schickte ein tief empfundenes Stoßgebet zum Himmel und hoffte, dass sie die Kraft haben würde, die Veränderung herbeizuführen.
32. Kapitel
E in Geheimnis von solcher Tragweite zu bewahren, erwies sich als Emmas größte Herausforderung bis dato. Wann immer sie Christian ansah, an ihn dachte – oder schlimmer noch, wenn er sie ansah -, hätte sie am liebsten so laut sie konnte herausgeschrien: Ich erinnere mich! Ich liebe dich!
Zoe wäre stolz auf sie, dass sie ein Geheimnis wie dieses für sich behalten hatte.
Emma Calhoun war im zwölften Jahrhundert geboren ...
Es war immer noch so überwältigend, dass sie kaum über die Erinnerungen nachdenken konnte, die sie ununterbrochen bestürmten, ohne dass ihr der Kopf schwirrte. Sie erinnerte sich noch genau, was sie angehabt hatte, als sie Christian de Gaultiers zum ersten Mal begegnet war. Ein langes, cremefarbenes Wollkleid mit smaragdgrünen Stickereien um den Ausschnitt, zu dem sie einen breiten Ledergürtel und einen Umhang mit Kapuze getragen hatte, Lederstiefel und eine lange wollene Strumpfhose natürlich. Sie schüttelte den Kopf und unterdrückte ein Lächeln. Gott, wie diese Dinger gejuckt hatten!
Sie erinnerte sich auch an ihre Krankenschwesternuniform und -haube aus ihrem letzten Leben. Gestärkt, gebügelt und strahlend weiß, mit dicken Strümpfen, die hinten eine Naht hatten, und den hübschesten Pumps mit den höchsten Absätzen, die es je gegeben hatte. Komisch. Eine Krankenschwester mit hohen Absätzen. Heutzutage trugen sie Schlappen oder Turnschuhe. Sie erinnerte sich, wie sie mit Christian im Salon der Ballasters gesessen hatte, wie sie vor einem prasselnden Kaminfeuer Cole Porter gehört hatten. Sie wusste noch, wie er sie damals immer angesehen hatte. Wie er mit seinem Finger die Konturen ihres Kinns und ihrer Lippen nachgezeichnet hatte, ohne sie wirklich zu berühren. Und trotzdem hatte sie die imaginäre Zärtlichkeit als versengend heiß empfunden. Gott, wie sie ihn liebte!
Emma musste sich wirklich ungeheuer konzentrieren, um nicht ihr Geheimnis zu verraten, weil so viele ihrer alten Ichs in ihr zu erwachen begannen. Dieselbe Seele, aber dreizehn andere Leben.
Sie war Christian schon zwölf Mal begegnet ...
Und dieses war das dreizehnte. Dreizehn Mal hatte sie sich rettungslos in ihn verliebt.
Jetzt wusste sie, warum.
Er war der Mann, der ihr bestimmt war. Ihr Seelenverwandter. Für immer und in alle Ewigkeit ...
Und sie durfte ihm nicht sagen, dass sie es wusste.
Fast zwei volle Tage hatte sie eine Fassade aufgesetzt. Es gefiel ihr nicht, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass sie diesmal anders handeln musste. In ihren anderen Leben hatte sie sich Christian buchstäblich an den Hals geworfen, so überwältigt war sie gewesen vor Liebe und Freude, als sie sich erinnerte. Und kurz danach passierte jedes Mal ein Unfall. Sie erinnerte sich nie an irgendetwas nach dem Unfall, aber sie konnte nur annehmen, dass sie gestorben war.
Emma ging durch das Zimmer zum Fenstersitz und ließ sich auf den weichen Kissen nieder. Sie drückte ihre Wange an das eisige Glas und schloss ganz fest die Augen. Kummer überfiel sie und schnürte ihr die Kehle zu, sodass sie kaum noch schlucken konnte. Diesmal war es jedoch Kummer wegen dem, was Christian ausgestanden haben musste. Alle zweiundsiebzig Jahre begegnete er einer ganz neuen Emma, von der er allerdings wusste, dass sie dieselbe Seele war. Er hatte immer geduldig auf sie gewartet. Und jedes Mal, wenn sie sich begegnet waren, hatte er sie dazu gebracht, sich wieder von Neuem in ihn zu verlieben. Sie hatte ihre Erinnerung an ihn und ihr gemeinsames Leben zurückgewonnen, und sie waren überglücklich gewesen, sie als Sterbliche und er als Geist. Aber immer nur für kurze Zeit. Dann hatte dieser dumme Fluch sie gezwungen, ihn zu verlassen, und Gott, hatte er gelitten! Das wusste sie, weil sie noch nie einen Mann gekannt hatte, der so liebevoll und fürsorglich war wie Christian de Gaultiers of Arrick-by-the-Sea. Wenn er liebte, liebte er mit seinem ganzen Wesen. Seinem ganzen Sein. Und ihr war diese wundervolle Liebe dreizehn Mal zuteil geworden ...
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie ließ zu, dass Schluchzer ihren ganzen Körper schüttelten. Gott, wie sie ihn vermisst hatte!
Schließlich sprang sie auf, suchte ein Taschentuch und trocknete ihre Augen. Dann starrte sie sich und ihre roten Augen im Spiegel an und seufzte schwer und tief.
All das würde nicht wieder
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