Ewigkeit für deine Liebe
gewesen waren. Die meisten der Gebäude seien viel neuer, erläuterte er, aber das etwas höhere, schmale Bauwerk auf einer Anhöhe war früher und auch heute noch die Kirche dieses Dorfs.
Nicht viele Leute waren unterwegs, und das war auch gut so. Zwei Mal schon hatte Emma nämlich miterlebt, wie schnell ein über ein Meter neunzig großer Krieger sein konnte. Einmal kamen sie an einem älteren Mann und seiner Frau vorbei, die stehen blieben und sie nach dem Weg zu einer Reihe uralter Hinkelsteine fragten. Christian flüsterte Emma die Beschreibung zu, und sie gab sie weiter. Als sie dann aber gehen wollten, hielten die alten Herrschaften geradewegs auf Christian zu, und er musste aus dem Weg springen – wie er es bei jedermann tun musste -, um zu vermeiden, dass die Leute durch ihn hindurchgingen.
Wenn sie wüssten!
Alles in allem stellte Christian sich als der perfekte Reiseführer, Gentleman und Begleiter heraus, fand Emma. Er hatte überall geduldig angehalten, wo sie fotografieren wollte, selbst wenn es Aufnahmen einiger der Dorfbewohner waren. Menschen waren das beste Motiv für sie.
Obwohl die weibliche Bevölkerung des Orts sehr spärlich war, konnten die wenigen jungen und alten Frauen gar nicht anders, als Christian anzustarren. Sogar aus den Ladenfenstern spähten ihm Gesichter nach, wenn er vorbeiging. Emma wusste es, weil sie sich umgedreht und sie gesehen hatte.
Christian dagegen schien sich dessen nicht einmal bewusst zu sein. Komischerweise schien seine ganze Aufmerksamkeit ihr zu gelten.
Sie hatte ihn ein paarmal dabei ertappt, wie er sie anstarrte.
All diese Aufmerksamkeit des gut aussehenden Ritters machte sie ein bisschen nervös, aber es war unmöglich, sich nicht wie etwas Besonderes zu fühlen, wenn Christian sie ansah. Sie war es einfach nicht gewöhnt, der Gegenstand solch interessierter Musterungen zu sein. Es freute sie, was sie jedoch niemals zugeben würde.
Das Einzige, was ihm zu widerstreben schien, war ein Besuch in der Kirche. Emma hatte an seinem Gesichtsausdruck gemerkt, dass er nicht dorthingehen wollte. Vielleicht barg sie schlechte Erinnerungen für ihn. Emma wusste es nicht, doch nachdem er den ganzen Tag so nett gewesen war, würde sie jetzt bestimmt nicht schmollen, nur weil er die Kirche nicht betreten wollte.
Ihr letzter Besuch an diesem Nachmittag galt dem Fish-and-Chips-Laden. Emmas Magen knurrte angesichts des verlockenden Dufts von gebackenem Fisch und Pommes frites, der aus dem offenen Lokal herausdrang. Drei steinerne Bänke standen gleich davor, und Emma wandte sich lächelnd Christian zu.
»Ich werde den Schwestern etwas mitnehmen. Sie sind so nett zu mir gewesen«, sagte sie mit einem Blick auf ihre verletzte Hand.
Christian nickte zu den Bänken draußen. »Ich warte hier«, schlug er nach einem Blick in den Imbiss vor. »Da drinnen ist es zu eng für mich, glaube ich.«
Emma nickte. »Okay. Ich bin gleich wieder zurück. Versuch, dich nicht in Schwierigkeiten zu bringen.« Sie schmunzelte, bevor sie in den Laden ging.
Ein großer, schlaksiger Mann mit dichtem schwarzem Haar und grünen Augen stand hinter der Theke. Er grinste, als sie durch die Tür kam. »Hallo, Miss«, begrüßte er sie freundlich. »Was kann ich für Sie tun?«
Emma lächelte. »Fünfmal Fisch und Chips bitte.«
Der Mann legte den Kopf schief. »Alles für Sie?«
Emma lachte. »Das klingt verlockend, aber nein. Ich nehme es mit nach Hause.«
Der Mann schüttelte lachend den Kopf, dann begann er, den Fisch zu braten. Emma sah ihm zu. Gelegentlich steckte sie den Kopf zur Tür hinaus, um nach Christian zu sehen.
»Ihrem Akzent nach sind Sie weit weg von hier zu Hause, aye?«, fragte er. »Auf Urlaub aus Amerika?«
Emma nickte. »Für einen Monat. Ich wohne in der Pension der Ballasters.«
»Oho«, gab der Mann lachend zurück. »Sind Sie da draußen schon ein paar Geistern übern Weg gelaufen?«
Emmas Blick glitt zu Christian, der aufgestanden war und an einem Laternenpfahl vor dem Laden lehnte. Sie unterdrückte ein Lächeln. »Warum fragen Sie?«
Das Zischen des in heißem Öl backenden Fischs übertönte fast sein Lachen. »Haben die alten Mädchen Ihnen nichts von der Legende erzählt?«
Sie hatten ihr einige erzählt, aber nach ihrer Begegnung mit Christian war es ihr schwergefallen, sich noch mit Mythen und Legenden zu befassen. Sie lächelte. »Von ein paar sogar. Warum? Kennen Sie auch welche?«
Er lachte, schüttelte den Korb mit dem Fisch und hängte ihn dann
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