Ewigkeit für deine Liebe
»Mit Geisterhunden hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.«
Alle lachten.
Ellie erzählte ihnen schnell eine ziemlich schwer zu erfassende Geschichte: Sie hatte sich einst auf einer Art Zwischenebene befunden, war also nicht ganz tot, aber auch nicht ganz lebendig gewesen. Sie hatte in einem Koma gelegen, aus dem sie zeitweise immer wieder erwacht war und so die Grenzen zwischen Lebenden und Toten überschritten hatte. Schließlich hatte Gawan, damals ein fast tausendjähriger Engel, seine Lebenskraft geopfert, um Ellie zu retten. Das Schicksal hatte es gut mit ihnen gemeint und dafür gesorgt, dass sie ein Paar wurden, auf die romantischste Weise, von der Emma je gehört hatte. Dann erzählte Ellie, dass Davy, der bei ihrer ersten Begegnung selbst ein Geist gewesen war, in Wirklichkeit ihr Großonkel war.
Es war kaum zu fassen.
Anscheinend war dem Jungen die Chance auf ein zweites Leben gewährt worden, da sein erstes ihm auf solch furchtbare Weise genommen worden war: Er hatte den Mord an seinem Bruder – Ellies Großvater – gesehen. Die Chance des kleinen Davy kam, nachdem Ellie, die Ahnenforscherin war, den Fall aufgeklärt hatte. Emma konnte nicht umhin, an all die anderen Geister zu denken, die sie kennengelernt hatte, und sich zu fragen, warum sie keine zweite Chance erhalten hatten. Weil Gawan eine Verbindung zu höheren Mächten gehabt hatte? Oder war es einfach so, dass die anderen noch nicht an der Reihe waren?
Emma sah Christian an, der ihr gegenübersaß und seinen sexy Blick auf sie gerichtet hielt. Unwillkürlich fragte sie sich, was für ein Opfer es erfordern mochte, ihm sein Leben zurückzugeben.
Ihr nächster Gedanke war, dass sie bereit wäre, dieses Opfer zu bringen. Sie war nur ein bisschen überrascht darüber, dass sie gar nicht überrascht über die Erkenntnis war.
»Nun«, sagte Gawan, »unsere Gäste werden morgen eintreffen, und so, wie ich diese Dreadmoors kenne, ziemlich früh. Gott sei Dank begleitet Lady Andi sie diesmal. Sie scheint immer einen Weg zu finden, sie im Zaum zu halten. Was mich betrifft, so gehe ich jetzt zu Bett, und ich würde auch allen anderen vorschlagen, das zu tun.«
»Jetzt sagst du uns schon, wann wir schlafen gehen müssen?«, bemerkte Justin Catesby mit seinem ausgeprägten schottischen Akzent.
Alle lachten.
Gawan grinste. »Ich sage nur, dass diese Jungs vermutlich noch vor Tagesanbruch mit ihren Motorrädern über die Zugbrücke donnern werden. Und wenn sie erst mal hier sind, werden sie gleich mit dem Trainieren beginnen wollen.« Ein schelmisches Grinsen klang in seiner Stimme mit, als er sich an Christian wandte. »Genau wie ich.«
Alle erhoben sich, und Emma sammelte Geschirr ein, um beim Abräumen des Tischs zu helfen. Im Nu hatten sie und Ellie, unterstützt von Nicklesby und Jason, wieder Ordnung geschafft und die Spülmaschine eingeräumt. Als alle die Küche verließen, fanden sie Gawan und Christian am Kamin. Die kleine Ensley schlief in ihrer Babyschaukel neben Christian, und Gawan hatte einen Zwilling in jedem seiner starken, tätowierten Arme.
Es war ein Anblick, bei dem Emma ganz warm ums Herz wurde.
Als Ellie und sie näher kamen, erhob sich Christian und machte eine angedeutete Verbeugung vor Ellie. »Meine Liebe, obwohl es sehr frustrierend ist, nicht die Fähigkeit zu haben, deinem hervorragenden Essen zuzusprechen, war die Gesellschaft wie immer die Allerbeste«, sagte er lächelnd und zwinkerte ihr zu. »Aber nun werde ich euch euren Gast entführen.«
Er sah Emma an und nickte ihr zu, wobei wieder dieses übermütige, sexy Lächeln um seine Lippen spielte.
Emma schluckte und hoffte, dass die anderen es nicht bemerken würden.
»Emma?« Jason räusperte sich. »Möglicherweise brauchst du mich, um an deiner Tür zu wachen, wenn du schläfst?« Er warf Christian einen amüsierten Blick zu. »Um unerwünschte Gäste fernzuhalten, weißt du? Ganz zu schweigen davon, deine Ehre zu bewahren.«
Christian bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Sie braucht weder einen Hüter ihrer Tür noch ihrer Tugend. Ist das klar, Junge?«
Alle brachen in schallendes Gelächter aus.
Jason verbarg sein Grinsen hinter seiner Hand. »Ah ja, natürlich nicht! Was habe ich mir bloß dabei gedacht? Christian of Arrick-by-the-Sea ist schließlich einer der tugendhaftesten Ritter, die ich kenne – nach mir selbst.« Er verbeugte sich vor Emma. »Falls du mich aber trotzdem brauchst, bin ich nur drei Türen weiter.«
Wieder lachten
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