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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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hinzukommen.«
    »Aber sie sind massiv.«
    Nach einer Weile kam Basso mit einer Tasse zurück. Der Kaffee darin hatte die zähe, schwarze Beschaffenheit von Maschinenöl, also genau richtig für Floyd.
    »Als du ›massiv‹ gesagt hast, dachte ich nicht, dass du durch und durch massiv gemeint hast. Ich habe angenommen, dass die Hüllen aus massivem Metall ohne Löcher oder Gelenke gegossen werden sollen.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich um massive Kugeln handelt.«
    »Lass mich mal die Zeichnung sehen.«
    Floyd gab ihm den Zettel, setzte sich und trank schweigend seinen Kaffee, während Basso das Papier stirnrunzelnd und mit zusammengekniffenen Augen hin und her drehte. Ein paar Sekunden vor elf ertönten eine Reihe fast gleichzeitiger Klick- und Schnarrlaute aus den Uhren, als ob sich ein Mechanismus aufzöge, und genau zur vollen Stunde verströmten die versammelten Uhren eine Kakophonie von Klingel- und Glockentönen, die gut eine Minute anhielt. Die ganze Zeit über studierte Basso völlig unbeeindruckt vom Lärm die Zeichnung.
    Als die Uhren sich schließlich wieder beruhigt hatten, hob er den Kopf und blickte Floyd an. »Du hast Recht. Es ist eine massive Kugel, und sie scheint etwa so groß zu sein, wie du gesagt hast.« Mit einem dicken Zeigefinger fuhr er die anderen blassen Linien auf dem Papier nach. »Das hier scheint eine Art Tragevorrichtung zu sein, um die Kugel aufzuhängen. Ich frage mich allerdings, wozu die dünnen Drähte gut sein sollen.« Der Finger bewegte sich weiter. »Hierbei scheint es sich um den Querschnitt von einem Bottich oder einem Kübel zu handeln. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass die Kugel in etwas eingetaucht werden soll, was in diesen Kübel reinkommt.«
    »Klingelt da irgendetwas bei dir? Außer dieser Tauchsache, meine ich.«
    »Ich fürchte, so etwas habe ich noch nie gesehen. Hast du noch irgendwelche anderen Informationen darüber?«
    Floyd hielt ihm den Brief aus Berlin hin. »Nur das hier.«
    »Das bezieht sich eindeutig auf den gleichen Vertrag«, sagte Basso. Beim Lesen formte er mit den Lippen lautlos die deutschen Worte. »Drei Kugeln. Kupfer-Aluminium-Legierung mit sehr engen Verarbeitungstoleranzwerten. Hier steht etwas über die Tragevorrichtung. Akustische Dämpfung, wenn ich es richtig verstehe.«
    »Was heißt das?«
    »Es ist eine Vorrichtung, mit der man die Übertragung von Vibrationen vermindert.«
    »Und wie würde das funktionieren?«
    »Das hängt von der Anwendung ab. Wenn die Kugel Ursprung der Vibrationen wäre, wie der Motor bei einem U-Boot, dann müsste man sie vielleicht dämpfen, damit die Vibrationen nicht durch den Rumpf ins umgebende Wasser gelangen, wo feindlicher Radar sie aufspüren könnte.«
    »Für mich sieht das nicht nach einem Unterwassermotor aus«, bemerkte Floyd.
    »Richtig. Womit wir bei einer anderen Möglichkeit wären – nämlich, dass es die Kugel ist, die von Vibrationen abgeschirmt werden muss.«
    »Woran denkst du?«
    »Es könnte so ziemlich alles sein«, erklärte Basso. »Bei jedem empfindlichen wissenschaftlichen oder kommerziellen Apparat könnte so eine Schutzvorrichtung von Nutzen sein.«
    »Damit hätten wir es doch schon etwas eingegrenzt«, sagte Floyd. »Vor einer Weile habe ich mich noch gefragt, ob es vielleicht eine Art Bombe ist.«
    »Nein, das glaube ich kaum.« Er zählte die einzelnen Punkte an den Fingern ab. »Dass es offenbar massiv ist, dass es so exakte Spezifikationen für die Herstellung gibt, die Art der Dämpfung – all das spricht dafür, dass es sich um irgendeine Art Messapparat handelt. Aber ich habe nicht die leiseste Ahnung, um was für einen.« Basso gab Floyd den Zettel zurück. »Natürlich könnte ich auch völlig falsch liegen.«
    »Aber vielleicht bist du auf der richtigen Spur.« Floyd trank den letzten Schluck des dickflüssigen, schwarzen Kaffees. Es fühlte sich an, als würde er sich heißen Asphalt in die Kehle gießen. »Danke, Basso. Du warst mir eine echte Hilfe.«
    »Obwohl ich wahrscheinlich nicht die Fahrt hierher wert war.«
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte Floyd. »Ich musste schließlich die Patientin herbringen, nicht wahr?«
    Basso rieb sich die Hände. »Wollen wir sie uns mal ansehen?«
     
    Auf dem Heimweg hielt Floyd kurz an, um Vorräte einzukaufen und in einem Café am Trocadéro in Ruhe zu Mittag zu essen. Um zwei saß er wieder an seinem Schreibtisch, zog sein Notizbuch hervor und blätterte zu Blanchards Nummer. Es war sehr

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