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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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er sich.
    Er las den Brief noch einmal. Kein Hinweis auf Custines derzeitigen Aufenthaltsort, also musste Floyd auch nicht bluffen, wenn ihn irgendwer danach fragte. Obwohl er einen Verdacht hatte … den er sofort wieder verdrängte. Es war sicherer für sie beide, wenn er nicht einmal darüber nachdachte, wo Custine untergetaucht sein mochte.
    Er las den Brief erneut und zwang seine Hände, stillzuhalten. Der Hinweis auf die Schreibmaschine … Was hatte das zu bedeuten? War in Custines Erinnerung plötzlich etwas in Gang gekommen?
    Tu etwas!
    Floyd ging zum Regal und zog ein Branchenverzeichnis von Paris hervor. Er schlug bei »H« auf und fuhr mit dem Finger über die Adressen, bis er schließlich den Eintrag des Pariser Büros von Heimsoeth und Rinke fand. Er war ziemlich überrascht, dass die Firma überhaupt existierte.
    Er wählte die Nummer.
    »Heimsoeth und Rinke«, meldete sich eine professionell klingende Frauenstimme. »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Ich habe eine elektrische Schreibmaschine, die repariert werden muss. Können Sie mir sagen, ob Sie im Pariser Umkreis eine Filiale haben, die sich um so etwas kümmert?«
    »Eine Schreibmaschine?«, fragte sie. In Floyds Ohren klang es überrascht.
    »Ein Modell von Heimsoeth und Rinke. Ich habe sie in der Erbmasse meiner verstorbenen Tante gefunden. Sie scheint nicht zu funktionieren, aber sie sah ziemlich teuer aus, also dachte ich mir, dass es sich vielleicht lohnen würde, sie für den Weiterverkauf reparieren zu lassen.«
    »Da muss ein Irrtum vorliegen. Unsere Firma stellt keine Schreibmaschinen her, und ganz sicher repariert sie keine.«
    »Aber auf dem Kasten der Schreibmaschine steht …«
    Er konnte deutlich hören, wie die Frau am anderen Ende der Leitung allmählich die Geduld verlor. »Heimsoeth und Rinke stellen Verschlüsselungsgeräte her, keine Schreibmaschinen. Unser beliebtestes Modell ist die Enigma, die man möglicherweise für eine Schreibmaschine halten könnte.«
    Ihr Tonfall teilte ihm mit, dass man ausgesprochen dumm sein musste, um solch einem Irrtum zu erliegen.
    »Was hätte meine Tante mit einer Verschlüsselungsmaschine anfangen sollen?«, fragte Floyd. »Ich dachte, die sind für Spione oder Soldaten gedacht?«
    »Das ist ein verbreiteter Irrtum. In den vergangenen dreißig Jahren haben wir viele tausend Enigma-Maschinen an verschiedenste Kunden verkauft, darunter auch Banken und Unternehmen, die ihre Geschäftsinteressen schützen wollen. Natürlich sind die Militärmodelle komplexer, aber es gibt kein Gesetz, das es einer Privatperson verbietet, eine Enigma-Maschine zu besitzen. Möchten Sie sie immer noch reparieren lassen, vorausgesetzt, dass sie überhaupt kaputt ist?«
    »Ich denke darüber nach«, antwortete Floyd. »Bis dahin vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Als Floyd gerade den Hörer auf die Gabel legte, klopfte es an der Tür. Irgendetwas stimmte daran nicht – es klang, als würde sich die Person bereits in der Wohnung befinden. Floyd war kaum zu diesem Schluss gelangt, als er auch schon drei Paar glänzender Schuhe erblickte, die sich aus dem Nebenraum näherten. Er blickte auf und sah zwei uniformierte Quai-Beamte und einen dritten Mann, der beunruhigend jung und geschmeidig wirkte und, wie alle Beamten in Zivil, einen langen Regenmantel über einem schweren Serge-Anzug trug. Die uniformierten Beamten behielten ihre Mützen auf, aber der Inspektor in Zivil hatte die Melone bereits abgenommen.
    »Kann ich Ihnen helfen …?«, setzte Floyd an.
    Der Zivilbeamte begann schon zu sprechen, während die drei das Büro betraten. »Ich bin froh, Sie bei der Arbeit anzutreffen, Monsieur Floyd. Ich habe gehört, wie Sie telefonierten – ich hoffe, wir stören Sie nicht bei etwas Wichtigem.«

 
Vierzehn
     
     
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, worum es hier geht«, sagte Floyd, »aber dort, wo ich herkomme, klopft man für gewöhnlich an.«
    »Das haben wir getan«, erwiderte der junge Inspektor freundlich.
    »Ich meine, man klopft und wartet, bis man hereingebeten wird. Genau genommen kann man sogar versuchen, vorher anzurufen, um einen Termin zu vereinbaren. Das nennt sich Höflichkeit.«
    Der Inspektor lächelte. »Das haben wir getan. Unglücklicherweise war bei jedem unserer Versuche besetzt. Deshalb sind wir natürlich davon ausgegangen, dass jemand zu Hause ist. Sonst wären wir später am Nachmittag gekommen.«
    »Und der Anlass für Ihren Besuch wäre …?«
    »Verzeihen Sie«, sagte der Beamte

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