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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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gestimmt worden.
    »Mein Name ist Auger«, sagte sie. »Ich habe eine Reservierung für die nächsten drei Nächte.«
    »Selbstverständlich, Madame.« Der Portier warf einen Blick auf Auger und auf Skellsgard, dann wandte er sich wieder Auger zu. »Ihr Gepäck ist bereits eingetroffen. Hatten Sie eine angenehme Reise?«
    »Ja, vielen Dank.«
    Er überreichte ihr den Zimmerschlüssel. »Nummer siebenundzwanzig. Ich lasse Ihr Gepäck gleich raufschicken.«
    »Gibt es ein Telefon auf dem Zimmer?«
    »Natürlich, Madame. Wir sind ein modernes Haus.«
    Sie nahm den Schlüssel und drehte sich zu Skellsgard um. »Dann bin ich ab jetzt wohl auf mich gestellt.«
    »Sie haben die Telefonnummer vom Stützpunkt beim Bahnhof. Es ist rund um die Uhr jemand dort. Rufen Sie an, um uns über das, was in den nächsten paar Tagen passiert, auf dem Laufenden zu halten. Wir müssen einen Stromausfall herbeiführen, wenn Sie durch den Tunnel zurückkommen wollen.«
    »Ich schätze, ich werde schon irgendwie dran denken.«
    »Und gehen Sie behutsam mit Blanchard um. Wenn er ihnen die Dose nicht beim ersten Mal gibt, üben Sie keinen Druck auf ihn aus. Er darf nicht den Eindruck gewinnen, dass die Papiere wertvoller sind, als sie aussehen. Sonst tut er noch etwas Unüberlegtes.«
    »Ich werde mir Mühe geben.«
    »Ich weiß, dass Sie das tun werden, Auger.« Skellsgard beugte sich vor und nahm sie in eine kurze, geschwisterliche Umarmung. »Passen Sie gut auf sich auf, ja?«
    »Was auch immer geschieht«, sagte Auger. »Ich bin froh, dass ich das hier gesehen habe.«
    »Ich versuche Aveling rumzukriegen, Ihnen etwas mehr touristische Zeit zu erlauben. Aber ich verspreche nichts, klar?«
    »Klar. Keine Versprechen.«
    Hinter Auger öffnete sich der Aufzug mit einem hellen Klingeln.
     
    Das Telefon war eine echte Antiquität. Auger hatte zu Hause im Museumsbereich bereits mit ähnlichen Exemplaren, liebevoll restauriert und zu einem einfachen Telefonnetzwerk verdrahtet, zu tun gehabt. Ziffer für Ziffer gab sie die Pariser Nummer ein, wobei sie jedes Mal das hübsche Drr abwartete, wenn sich die mechanische Wählscheibe träge in die Ausgangsposition zurückbewegte. Langsam, aber beruhigend. Selbst beim Eingeben einer Telefonnummer hatte man genug Zeit zum Nachdenken. Diese Handlung konnte man jederzeit problemlos abbrechen. Ein anständiger Slasher, der an Sofortkommunikation gewöhnt war, hätte das Wählscheibentelefon als ähnlich unpraktisch wie einen Semaphor empfunden. Für einen Stoker hatte jede Art elektromechanischer Hardware dagegen etwas zutiefst Beruhigendes und Vertrauenerweckendes. Sie konnte nicht lügen oder die Information verzerren, die sie übermittelte. Sie konnte weder in Geist noch in Fleisch eindringen.
    Am anderen Ende der Leitung klingelte ein ähnliches Telefon. Einen Augenblick lang verspürte Auger den Impuls, aufzulegen, bevor Blanchard ans Telefon ging. Plötzlich hatte sie das sichere Gefühl, das alles nicht bewältigen zu können. Die Hand, mit der sie den Hörer hielt, war schweißnass. Aber sie zwang sich, dranzubleiben, und nach ein paar Sekunden nahm jemand ab.
    Eine alt klingende Stimme sagte: »Blanchard.«
    »Guten Morgen, Monsieur«, entgegnete sie auf Französisch. »Mein Name ist Verity Auger. Ich bin mir nicht sicher, ob Sie meinen Namen kennen, aber …«
    »Verity? Die Schwester von Mademoiselle White?«
    »Ja«, antwortete sie. »Ich rufe wegen …«
    Aus Höflichkeit oder aus dem fehlgeleiteten Wunsch, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, wechselte er zu Englisch. Sein französischer Akzent war zwar nicht zu überhören, aber er sprach immerhin verständlich. »Miss Auger, ich bin mir nicht sicher, ob Sie die Nachricht schon gehört haben. Falls nicht, sollten Sie vielleicht …«
    »Es ist schon in Ordnung, Sir«, unterbrach sie ihn ebenfalls auf Englisch. »Ich weiß, was meiner Schwester widerfahren ist.« Sie hörte ihn laut einatmen. Vielleicht war er erleichtert, dass er ihr diese Nachricht nicht hatte überbringen müssen.
    »Es tut mir sehr, sehr Leid, was mit ihr geschehen ist. Ich hatte das Glück, Ihre Schwester recht gut zu kennen. Sie war eine äußerst nette junge Frau.«
    »Susan hat immer gut von Ihnen gesprochen, Sir. Ganz offensichtlich sah sie in Ihnen einen Menschen, dem sie vertrauen konnte.«
    »Geht es um ihre Hinterlassenschaft?«
    »Ja«, antwortete Auger, glücklich, dass er das Thema angesprochen hatte, ohne dass sie nachbohren musste. »Ich habe gehört,

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