Ewigkeit
Gewahrsam gestorben ist. Bei einer Befragung.«
»Glaubst du es?«
»Ich habe keinen Grund, es nicht zu glauben.«
»Custine ist dein Freund, Floyd.«
»Ich weiß, und ich komme mir schon schäbig vor, weil ich auch nur daran denke, dass er etwas mit Blanchards Tod zu tun haben könnte. Aber so funktioniert mein Verstand nun mal.«
»Gab es Zeugen?«
»Custine wurde gesehen, wie er vom Tatort flüchtete. Das kann gewesen sein, bevor Blanchard stürzte oder danach. Und jemand hat einen seltsamen kleinen Jungen gesehen.«
»Und das soll etwas zu bedeuten haben?«
»Seltsame kleine Kinder tauchen bei diesem Fall mit der Regelmäßigkeit von falschen Fünfzigern auf.«
»Du glaubst, dass ein Kind es getan haben könnte?«
»Ich glaube, dass vielleicht ein Kind darin verwickelt ist, aber ich wüsste nicht, wie und warum.«
Greta drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus und trommelte mit kohlschwarzen Fingernägeln auf den Rand.
»Vergiss die Kinder mal für einen Augenblick. Hattest du Kontakt zu Custine?«
»Nicht persönlich, aber er hat mir eine Nachricht im Büro hinterlassen. Er muss direkt dorthin gegangen sein, als ihm klar geworden ist, in welchen Schwierigkeiten er steckt.« Floyd lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lüftete das Hemd vor seiner Brust. Es war schweißnass, als wäre er an einem heißen Sommertag gerannt. Er zwang seine Stimme, zumindest so etwas wie den Anschein von Ruhe zu vermitteln, als er sagte: »Mir blieb gerade genug Zeit, den Brief zu lesen, bevor einer der Jungs aus dem Großen Haus mir einen Besuch abgestattet hat – ein ausgesprochen liebenswürdiger Kerl namens Belliard mit zwei Handlangern im Schlepptau.«
»Von dem habe ich noch nie gehört.«
»Dann hoffe, dass du auch weiterhin nie von ihm hören wirst. Er hat Custine ganz schön auf dem Kieker, und ich glaube, er würde mich gerne mitreißen, wenn er ihn zugrunde richtet.«
»Was hat er gesagt?«
»Er wollte wissen, ob ich Kontakt zu Custine hatte. Ich habe natürlich gelogen, aber sie wissen, dass Custine früher oder später Verbindung mit mir aufnehmen wird.«
Sie musterte ihn lange und eindringlich, bevor sie die nächste Frage stellte. »Und was will Custine von dir?«
»Nichts. Er schreibt, dass er selbst auf sich aufpassen kann.«
»Aber er ist dein Freund«, sagte sie. »Und auch mein Freund. Wir müssen ihm helfen.«
Floyd musterte ihr Gesicht und versuchte, ihre Stimmung zu erahnen. »Wie geht es Marguerite?«
»Willst du das wirklich wissen, oder geht es dir nur darum, das Thema zu wechseln?«
»Ich will es wirklich wissen«, antwortete er. »Glaubst du, die Lage in Paris wird so schlimm, wie sie denkt?«
»Sie wird offensichtlich nicht unbedingt besser.«
»Maillol hat mehr oder weniger das Gleiche gesagt, als ich ihm in Blanchards Haus begegnet bin. Es macht einem Angst, dass so eine Veränderung sich unbemerkt anschleichen kann.«
»Ich wette, dass die Leute vor zwanzig Jahren das Gleiche gesagt haben.«
»Denkst du dabei an das, was Marguerite gemeint hat, als sie sagte, dass das Unkraut zurückkommt?«
»Ja«, antwortete sie.
»Vielleicht hat sie Recht. Vielleicht braucht man die Perspektive eines alten Menschen, um die Dinge so klar zu erkennen.«
»Ein Grund mehr, von hier zu verschwinden«, sagte Greta.
»Es sei denn, die Leute unternehmen hier und jetzt etwas dagegen, bevor es zu spät ist.«
»Leute wie du, Floyd?« Sie konnte ihre Amüsiertheit kaum verbergen.
»Leute wie wir«, gab er zurück.
»Du hast noch mehr zu erzählen, nicht wahr?«
»Ja. Ich habe etwas von Susan Whites Schwester gehört. Sie hat im Büro angerufen, kurz bevor ich hergefahren bin.«
»Heute ist anscheinend der Tag der großen Fortschritte. Was wollte sie?«
»Die Dose.«
»Wirst du sie ihr geben?«
»Ich will, dass sie sie bekommt. Aber ich will sie auch beschatten, wenn sie das Büro verlässt. Dafür werde ich ein bisschen Hilfe brauchen.«
»Ich verstehe.«
»Wirst du es tun? Wenn nicht für mich, dann für Custine?«
»Übertreib es nicht, Floyd.«
»Ich meine es ernst. Maillol sagt, dass er Custine aus der Patsche helfen kann, wenn ich etwas Handfestes vorlege.«
»Was zum Beispiel?«
»Einen anderen Verdächtigen. Ich weiß, dass es ziemlich unwahrscheinlich klingt, aber das Mädchen ist meine einzige Spur. Wenn ich ihr nicht folge, ist Custine am Ende.«
Floyd und Greta traten durch die Schwingtür ins Le Perroquet Pourpre und gingen an der Reihe gerahmter
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