Ewigkeit
innerhalb von einer Stunde in die Tat umsetzen konnte.
»Hören Sie«, sagte er schnell, bevor sie Verdacht schöpfte, »heute ist es ein wenig ungünstig. Ich muss noch wegen eines anderen Falls aus dem Büro.«
»Sie sind ein beschäftigter Mann, Mister Floyd.«
Er konnte nicht feststellen, ob sie sich über ihn lustig machte oder beeindruckt war. »Nichts besonders Aufregendes. Es wäre einfach nur günstiger, wenn wir uns gleich morgen Früh treffen könnten.«
»Überhaupt kein Problem.«
»Also um neun.«
»Bis dann, Mister Floyd.« Sie legte auf.
Floyd legte ebenfalls auf und starrte das bekleckste Blatt Papier an, auf das er kein einziges Wort geschrieben hatte. Dann blätterte er im Telefonbuch, bis er die Nummer von Maurice Didot, dem Aufzugtechniker, fand.
»Das Ding ist doch nicht etwa schon wieder kaputt, Monsieur Floyd!«
»Nicht direkt«, antwortete Floyd, »aber ich dachte mir, dass Sie vielleicht eine Kleinigkeit für mich arrangieren könnten.«
»Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.«
»Können Sie morgen Früh um halb neun hier sein?«
»Halb neun? Morgen ist Samstag.«
»Ich werde Ihnen alles erklären«, versicherte Floyd. »Und ich werde dafür sorgen, dass es sich für Sie lohnt.«
Eine Stunde später fand er Greta in ihrer Küche in Montparnasse, wo sie in einer Filmzeitschrift blätterte und gerade die letzten Züge von einer Zigarette nahm. Auf dem Umschlagbild war ein Pressefoto aus dem neuesten düsteren Kriminalfilm zu sehen. Sie blickte auf und sah ihn aus müden Augen mit verschmiertem Make-up an.
»Ich habe nicht so schnell mit dir gerechnet.«
Floyd schloss die Tür hinter sich. »Der Fall hat eine neue Wendung genommen. Eine ziemlich ernste.«
»Setz dich.« Sie schlug das Magazin zu und schob es über den Tisch zur Seite.
»Es geht um Custine.«
»Was ist mit ihm?«
»Er ist auf der Flucht.«
»Das ist doch hoffentlich nicht irgendein …«
»Hört es sich vielleicht an, als ob ich Witze mache?«, unterbrach er sie scharf. »Monsieur Blanchard ist tot.«
»Monsieur wer?«
»Der Vermieter aus der Rue des Peupliers – der Mann, dem Susan White die Dose mit den Papieren anvertraut hat. Der Mann, der Custine und mich engagiert hat, um zu beweisen, dass sie ermordet wurde. Man hat ihn heute Morgen tot auf dem Bürgersteig gefunden.« Floyd zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch.
»Nein«, sagte sie leise.
»Doch. Und Custine war zur Tatzeit zufällig im Haus, um Untersuchungen anzustellen.«
»Du glaubst doch nicht, dass er irgendwas damit zu tun hatte!«
Floyd vergrub das Gesicht in den Handflächen. »Ich möchte glauben, dass es so ist. Alles, was ich über ihn zu wissen meine, sagt mir, dass er dazu nicht fähig wäre.«
»Na also.«
»Aber er sollte mit dem Vermieter über die Möglichkeit reden, dass er Susan White ermordet haben könnte. Nicht, indem er ihn direkt fragt … er sollte ihn nur ein bisschen prüfen, um diese Möglichkeit auszuschließen.«
»Habt ihr wirklich geglaubt …?«
»Wir mussten uns irgendwie vergewissern. Nur weil er uns wie ein netter alter Herr mit einer plausiblen Geschichte vorkam …«
»Aber du hast doch erzählt, dass die Polizei gar nicht daran interessiert war, den Tod dieses Mädchens zu untersuchen. Warum hätte der alte Mann riskieren sollen, den Verdacht auf sich zu lenken?«
»Custine und ich haben uns gefragt, ob er vielleicht erwischt werden wollte. Wenn er getötet hat, um Aufmerksamkeit zu erregen, und keine bekommen hat, wäre es für ihn nur logisch gewesen, uns einzustellen.«
»In eurem Beruf habt ihr wirklich eine sehr unschöne, misstrauische Art.«
»Es war nur eine Hypothese«, verteidigte sich Floyd. »Der Punkt ist, dass ich Custine erlaubt habe, Blanchard unter Druck zu setzen. Und ein paar Stunden später findet man Blanchard mit dem Gesicht nach unten auf dem Bürgersteig liegend.«
»Glaubst du, dass Custine vielleicht zu tief gebohrt hat?«
»Wir reden hier von einem Mann, der am Quai regelmäßig Verhöre durchgeführt hat und der darauf spezialisiert war, Angst und Schmerzen einzusetzen, um Ergebnisse zu erhalten.«
»Jemand hat dir Zweifel eingeredet.«
Floyd blickte sie zwischen seinen Fingern hindurch an. »Heute habe ich etwas über Custine erfahren, was ich noch nicht wusste.«
»Lass mich raten. Einer von seinen früheren Kollegen hat ein Wörtchen mit dir geredet, nicht wahr?«
»Er hat gesagt, dass ein Unschuldiger in Custines
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