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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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fortfuhr. »Das ist mir schon aufgefallen, als wir uns beim Monceau-Fall begegnet sind. Damals habe ich Ihnen gesagt, dass Sie sich raushalten sollen, und Sie haben es getan. Das habe ich zu schätzen gewusst. Und ich weiß, dass Sie es gut mit Ihrem Partner meinen. Auch, wenn Ihnen das nichts hilft: Ich bezweifle, dass Custine es getan hat. Aber das Einzige, womit er vielleicht vom Haken kommt, ist ein anderer Verdächtiger.«
    »Dann finde ich einen anderen Verdächtigen.«
    »Einfach so?«
    »Wie ich schon sagte: was auch immer nötig ist.«
    »Haben Sie jemanden im Auge? Wenn ja, dann sagen Sie es mir lieber gleich. Wenn Sie es nicht tun, könnte das als Zurückhaltung von Beweismaterial ausgelegt werden.«
    »Ich habe niemanden im Auge«, antwortete Floyd.
    »Um Custines willen hoffe ich, dass Sie lügen.« Maillol warf den Zigarettenstummel auf den Boden und trat ihn aus. Floyd bemerkte, dass seine Schuhe alt und abgetragen waren. »Unglücklicherweise habe ich eher den Verdacht, dass Sie die Wahrheit sagen.«
    »Ich bin erst seit zwei Tagen an dem Fall dran.«
    »Nur gibt es keinen Fall mehr«, bemerkte Maillol. »Der Mann, der Sie beauftragt hat, ist tot.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Sie machen sich Sorgen um Custine. Vielleicht wissen Sie sogar, wo er sich aufhält. Aber das hier ist ein Kampf, den keiner von Ihnen gewinnen kann. Wenn Custine noch die Möglichkeit dazu hat, ist für ihn jetzt der günstigste Zeitpunkt, Paris zu verlassen. Das würde ich an seiner Stelle tun.«
    »Es sind Männer wie Custine, die zwischen dieser Stadt und den Wölfen stehen.«
    »Dann sollten wir vielleicht alle darüber nachdenken, von hier zu verschwinden«, erwiderte Maillol.

 
Fünfzehn
     
     
    Als Floyd die Tür zu seinem Büro in der Rue de Dragon aufschloss, klingelte bereits das Telefon. Er nahm mit der bangen Vorahnung ab, dass es Custine sein würde, während er gleichzeitig hoffte, dass sein Partner klug genug war, ihn nicht unter einer Nummer anzurufen, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vom Quai überwacht wurde.
    »Hallo?«, meldete er sich und nahm am Schreibtisch Platz.
    »Ist da das Detektivbüro Floyd?« Die Stimme am anderen Ende der Leitung gehörte einer französisch sprechenden Frau mit einem Akzent, den er nicht zuordnen konnte. »Mein Name ist Verity Auger. Ich rufe wegen meiner Schwester an.«
    Floyd setzte sich auf, riss ein leeres Blatt von einem Notizblock und kratzte mit seinem Füller darauf herum, bis Tinte herausschoss. »Ihre Schwester?«, fragte er.
    »Susan White. Ich glaube, Sie untersuchen den Mord an ihr.«
    »Das tue ich allerdings«, antwortete Floyd. »Sie können auch Englisch sprechen, wenn Ihnen das leichter fällt. Ihr Französisch klingt in meinen Ohren ziemlich gut, aber da wir beide Amerikaner sind …«
    »Ich hatte schon angenommen, dass Sie Amerikaner sind«, sagte sie auf Englisch, »aber es erschien mir unhöflich, einfach davon auszugehen.«
    »Wie haben Sie von mir erfahren?«
    »Ich war in der Menge auf der Rue des Peupliers, als Sie Ihre Visitenkarten verteilt haben. Dort hatte ich auch schon mit ein paar Mietern gesprochen, und die haben erwähnt, dass Sie Fragen über Susan gestellt hätten. Ich hätte vielleicht gleich dort mit Ihnen reden sollen, aber es geht um eine delikate Angelegenheit, und ich wollte nicht vor all den Leuten darüber sprechen.«
    »Und um was für eine delikate Angelegenheit handelt es sich?«
    »Um die Hinterlassenschaft meiner Schwester. Ich habe gehört, dass der bedauernswerte Mister Blanchard sie Ihnen überlassen hat, bevor er …«
    »Ich habe sie«, sagte Floyd. »Es ist nur eine Dose mit Papierkram drin. Sie können sie gerne abholen. Sie haben meine Adresse auf der Visitenkarte, nicht wahr?«
    »Ja, Rue de Dragon.«
    »Brauchen Sie eine Wegbeschreibung?«
    »Nein, ich finde mich schon zurecht. Ich könnte in einer Stunde da sein. Wäre das in Ordnung? Oder etwas später, wenn Ihnen das besser passt.«
    Floyd wollte gerade zustimmen, sich in einer Stunde mit ihr zu treffen, aber dann hielt etwas ihn zurück. Er würde ihr die Dose geben, aber er wollte auch herausfinden, was sie damit machen würde, wenn sie sein Büro verließ. Ohne Custine konnte es kompliziert werden, sie zu beschatten. Selbst wenn sich Greta schnell dazu bewegen ließ, aus Montparnasse herüberzukommen, würde sie es kaum allein schaffen.
    Noch während er zögerte, nahm ein Plan in seinem Kopf Gestalt an – allerdings keiner, den er

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