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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Namen erwähnt haben, als Blanchard auf der Suche nach einem Privatdetektiv war.«
    »Sie waren die offensichtliche Wahl. Der Tod dieses amerikanischen Mädchens hat mir Kopfzerbrechen bereitet. Irgendetwas daran passte nicht zusammen. Aber der Ermittlungsleiter war mit der Unfalltheorie zufrieden, also konnte ich nichts weiter tun.«
    »Allerdings muss die Polizei jetzt wohl beide Fälle ernst nehmen.«
    »Das hängt davon ab, ob man will, dass einer oder beide gelöst werden.«
    »Belliard schien ziemlich versessen auf Ergebnisse zu sein.«
    »Ja, aber welche Ergebnisse? Als er den ersten Mord ignorierte, hat er einen Fehler gemacht. Er hat die perfekte Gelegenheit verpasst, den Tod der Amerikanerin einer passenden Minderheit anzulasten. Aber jetzt, wo er Custine im Blick hat, wird er dieses Versäumnis mehr als wettmachen wollen.«
    »Hasst er Custine so sehr?«
    »Das tun sie alle.«
    »Und Sie?«, fragte Floyd.
    »Ich kannte Custine. Vor zehn Jahren haben wir mal zusammengearbeitet, im Siebzehnten.« Maillol griff in seinen Mantel und holte eine flache, metallene Zigarettendose hervor, auf der eine Meerjungfrau eingraviert war. Er bot Floyd eine Zigarette an. Floyd lehnte ab, woraufhin Maillol sich selbst mit einem kleinen elfenbeinverzierten Feuerzeug eine anzündete. »Er war ein guter Ermittler. Ein harter Mann, aber einer, dem man immer vertrauen konnte.«
    »Dann wissen Sie, dass er zu einer solchen Tat nicht fähig ist.«
    »Warum ist er dann geflohen?«
    »Vielleicht ist er vom Tatort abgehauen«, räumte Floyd ein, »aber nur, weil es ziemlich dumm gewesen wäre, für längere Zeit dort zu verweilen. Er hat Blanchard nicht vom Balkon gestoßen.«
    »Irgendwer muss es getan haben«, sagte Maillol und ließ die Zigarettenasche auf den Boden fallen. »Ihr Freund ist der perfekte Verdächtige.«
    »Es sieht so aus, als hätte Custine bereits im Taxi gesessen, als Blanchard gestürzt ist.«
    »Womit er noch lange nicht aus dem Schneider ist. Das wissen wir erst, wenn der gerichtsmedizinische Bericht fertig ist. Bis jetzt ist es durchaus möglich, dass er Blanchard getötet hat.«
    »Ich wüsste nicht, wie.«
    »Er könnte den alten Mann niedergestochen haben, ohne ihn sofort zu töten. Er lässt den geschwächten Blanchard zurück, im Wissen, dass er nicht lange überleben wird, und rennt nach unten, um ein Taxi anzuhalten. Oben sammelt Blanchard inzwischen genug Kraft, um aufzustehen und umherzutaumeln, wobei er unglücklicherweise aus dem Fenster fällt.« Bevor Floyd Einspruch erheben konnte, hob Maillol die Hand und sagte: »Das ist natürlich nur ein mögliches Szenario. Andere wären ebenfalls denkbar. Es geht allein darum, dass die beobachtete Reihenfolge der Ereignisse nicht notwendigerweise der Möglichkeit widerspricht, dass Ihr Freund einen Mord begangen hat. Glauben Sie mir, ich habe schon weitaus seltsamere Fälle untersucht.«
    »Dann haben Sie vielleicht eine allzu lebendige Phantasie entwickelt«, bemerkte Floyd. »Wie wäre es mit diesem Szenario: Custine war oben beim alten Mann, entweder im selben Zimmer oder in seiner Nähe. Er hatte jedes Recht, sich dort aufzuhalten – schließlich hat Blanchard uns selbst ins Haus gebeten, um den Fall White zu untersuchen.«
    »Und der geringfügige Umstand von Blanchards Tod?«
    »Jemand anderer hat es getan. Custine war Zeuge, oder er ist zu spät gekommen, um noch etwas verhindern zu können. Natürlich ist er geflohen. In seiner Situation hätte jeder vernünftige Mensch dasselbe getan.«
    »Trotzdem wird das Gesetz seine Flucht nicht in besonders rosigem Licht sehen.«
    »Aber Sie verstehen doch sicher, wenn Sie bedenken, was Sie über Custine wissen, über seine Beziehung zu seinen früheren Kollegen … Was hätte er sonst tun können?«
    Maillol gestand ihm den Einwand mit einer kapitulierenden Handbewegung zu. »Die Tatsache, dass ich Custines Geschichte kenne und dass ich vielleicht dasselbe getan hätte, ändert nichts.«
    »Er ist unschuldig«, beharrte Floyd.
    »Aber Sie können es nicht beweisen.«
    »Und wenn ich es könnte?«
    Hinter den Brillengläsern weiteten sich Maillols grausame blasse Augen unmerklich. »Haben Sie etwas Handfestes?«
    »Noch nicht. Aber ich bin mir sicher, dass ich genug zusammenbekomme …«
    »Es wird mehr nötig sein als Indizienbeweise, um ihn vor Belliard zu schützen.«
    »Dann finde ich das Nötige.«
    »Sie sind ein vernünftiger Mann, Floyd.« Maillol nahm einen langen Zug von seiner Zigarette, bevor er

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