Ewigkeit
zu setzen und ihr etwas Taschengeld für die Zeit hier mitzugeben.«
»Das muss ein hübsches Taschengeld gewesen sein«, sagte Floyd, als er daran dachte, in welchem Tempo Susan Magazine und Bücher gekauft hatte.
»Ich weiß nicht, was Susan getan hat, als sie hier war«, sagte Auger. »Sie konnte sehr überzeugend sein, und vielleicht hat sie die Vertrauensseligkeit anderer ausgenutzt, um sich das zu beschaffen, was sie wollte.«
»Das ist durchaus möglich«, gab Floyd zu. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich eine Frage stelle, die vielleicht etwas taktlos erscheint?«
»Ich bin nicht besonders empfindlich.«
»Woher wussten Sie, dass sie tot ist, wenn Sie so wenig Kontakt hatten? Nach allem, was wir feststellen konnten, hatte Susan fast gar keinen Kontakt zu irgendwelchen Personen in Paris. Die offiziellen Stellen kannten sie nicht und interessierten sich auch nicht für sie. Und trotzdem treffen Sie hier aus Dakota ein, keine vier Wochen nach ihrem Tod.«
»Ich wusste nicht, dass sie tot ist, bis ich mich beim Mietshaus einfand«, antwortete Auger. Ihr Gesicht war eine unlesbare Maske. Floyd hätte nicht sagen können, ob sie verärgert oder gleichgültig war. »Aber ich konnte mir denken, dass etwas geschehen sein musste. Susan stand zwar nicht in Kontakt mit mir, aber sie schickte unserem Onkel in Dakota regelmäßig Postkarten. Er hatte ein- bis zweimal die Woche Nachricht von ihr erhalten, seit sie in Paris angekommen war.«
»Es kamen also keine Postkarten mehr?«
»Nicht nur das. Die letzten paar, die sie geschickt hatte, ließen befürchten, dass es weiter abwärts mit ihr ging.« Auger hielt inne, um sich eine neue Zigarette anzuzünden. Floyd fragte sich, warum sie sich die Mühe machte – die vorige hatte sie kaum geraucht. »Sie schrieb immer häufiger über Leute, die angeblich hinter ihr her waren. Mit anderen Worten, die alten Geschichten. Wir hatten gehofft, dass sie es überwunden hätte, aber offensichtlich war es nicht so.
Diesmal war es sogar noch schlimmer, als hätten sich ihre Phantasien in Europa erst richtig entfaltet. Im Urlaub ist niemand der gleiche Mensch wie zu Hause, Mister Floyd. Jeder verändert sich ein bisschen, manchmal zum Besseren. Aber Susan hat sich eindeutig zum Schlechteren verändert.«
»Was stand auf den Postkarten?«
»Das Übliche, nur in größerem Maßstab. Dass sie beschattet wird. Dass man sie umbringen will. Überall sah sie Verschwörungen.«
»Hatte sie die Angewohnheit, Passagen, die ihr wichtig waren, zu unterstreichen?«
Er bemerkte, wie einen Moment lang Zweifel über ihr Gesicht huschten. »Dann und wann schon, glaube ich. Warum?«
»Ach, nichts«, sagte Floyd und wischte die Frage beiseite. »Nur etwas, das mir durch den Kopf ging.«
Auger sah auf die Dose, die zwischen ihnen auf dem Tisch lag. »Sie hat diese Dose erwähnt. Sie sagte, dass sie eine Menge Beweise gesammelt und sie ihrem Vermieter gegeben hätte, damit er darauf aufpasst.«
»Aber wenn sie Wahnvorstellungen hatte, sind die Papiere in dieser Dose doch allesamt wertlos.«
»Etwas anderes habe ich auch nicht behauptet«, erwiderte Auger. »Aber Susan hatte eine letzte Bitte geäußert, auf einer der letzten Postkarten, die wir von ihr erhalten haben. Sie wollte, dass ich komme und diese Dose abhole, falls ihr irgendetwas zustoßen sollte. Sie meinte, das sei das Wichtigste, was wir für sie tun könnten, und dass sie glücklich sterben würde, wenn sie wüsste, dass die Dose letztlich sicher verwahrt würde.«
»Und haben Sie ihr geantwortet?«
»Ich habe ihr ein Telegramm geschickt, dass ich die Dose abholen würde, wenn ihr etwas zustieße.«
»Aber Sie wussten, dass sie wertlos war. Wollen Sie mir ernsthaft erzählen, dass Sie die Reise quer über den Atlantik nur auf sich genommen haben, um eine Dose mit wertlosen Papieren abzuholen?«
»Für Susan waren sie nicht wertlos«, erwiderte Auger scharf. »In Susans Welt waren sie das Wichtigste. Und ich habe ihr ein Versprechen gegeben. Ich weiß nicht, wie Sie es halten, Mister Floyd, aber ich breche meine Versprechen nicht, ganz gleich, wie sinnlos oder verrückt sie sein mögen.«
Floyd beugte sich vor und schob Auger die Dose zu. »Dann gehört sie Ihnen. Ich wüsste keinen Grund, sie Ihnen vorzuenthalten, besonders nach allem, was Sie mir erzählt haben.«
Sie berührte die Dose vorsichtig, als würde sie ihrem Glück noch nicht ganz trauen. »Sie lassen mich einfach damit verschwinden, ohne irgendwelche Fragen
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