Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
wird glauben, dass ein Kind zu diesen Morden fähig war.«
    »Aber wenn genügend Zeugen etwas sagen – genügend Leute, die diese Dämonen gesehen haben – dann ändert das vielleicht etwas.«
    »Floyd«, sagte Custine mit plötzlichem Nachdruck, »bitte benutz deinen Kopf. Diese Wesen sind in diesem Moment da draußen unterwegs. Sie sind in der Stadt. Sie bewegen sich, ohne Aufsehen zu erregen. Und darüber hinaus scheinen sie ihr Möglichstes zu tun, um jeden zu töten, der auch nur die geringste Verbindung zu Susan White hatte. Das schließt jetzt auch uns drei ein.«
    »Dann ist die Sache jetzt wohl eine persönliche Angelegenheit geworden.«
    »Lass die Untersuchung fallen, mein Freund. Lass sie fallen und geh mit Greta nach Amerika.«
    »Noch nicht. Wie ich bereits sagte, habe ich ein Gespräch mit der Schwester verabredet.«
    »Du spielst mit dem Feuer.«
    »Nein«, erwiderte Floyd, »ich spiele mit der einzigen Spur, die bei diesem Fall noch übrig ist. Und mit dem Einzigen, was mich zu diesen Kindern führen und dir aus der Patsche helfen kann.«
    Custine ließ sich an die Wand zurücksinken. »Ich kann dich nicht davon abbringen, was?«
    »Du würdest nicht weniger für mich tun.«
    »Was nur beweist, dass es uns beiden an gesundem Menschenverstand mangelt.«
    »Der wird ohnehin überbewertet«, antwortete Floyd mit einem Lächeln.
    »Sei vorsichtig«, sagte Custine. »Diese Kinder sind vielleicht Dämonen, aber es gibt keine Garantie, dass die Schwester nicht genauso gefährlich ist.«
     
    Um neun Uhr am nächsten Morgen kam Verity Auger in Floyds Büro. Das Sonnenlicht, das in Streifen durch die Jalousien schien, traf sie von der Seite und ließ eine elektrische Silberaura entlang ihrer Umrisse aufscheinen. Sie trug einen dunklen Nadelstreifenanzug und Schuhe mit flachen Absätzen, und wenn sie einen Hut aufgehabt hatte, musste sie ihn draußen an die Garderobe gehängt haben. Ihr zu einem sauberen Mittelscheitel geteiltes helles Haar fiel ihr glatt über die Schultern und bildete einen leichten Aufwärtsbogen an den Spitzen, als hätte es sich im letzten Moment anders entschieden. Floyd fühlte sich an die Walfontänen auf alten holländischen Lithographien erinnert. Sie hatte sehr dünne Augenbrauen, und ihr Gesichtsausdruck schien innerhalb weniger Herzschläge von ernst zu heiter und zurück zu wechseln.
    Sie hatte sich bereits gesetzt, bevor Floyd überhaupt auffiel, dass sie ihrer Schwester eigentlich nicht besonders ähnlich sah.
    »Ich muss mich für den Zustand meines Büros entschuldigen«, sagte Floyd mit einer Handbewegung zum kaum aufgeräumten Papierkram. »Jemand hat beschlossen, dass es umgeräumt werden muss.«
    »Sie müssen sich nicht entschuldigen«, sagte Auger und nahm ihre Handtasche auf den Schoß. »Ich bin einfach nur dankbar, dass Sie bereit sind, sich so kurzfristig mit mir zu treffen.« Sie blickte ihm direkt in die Augen. »Mir ist klar, dass all das sehr ungewöhnlich ist, Mister Floyd.«
    »Wenn es um ein Tötungsdelikt geht, gibt es nichts ›Gewöhnliches‹«, erwiderte Floyd. »Und ich kann mir nicht vorstellen, dass all das besonders leicht für Sie war.«
    »Ich will nicht so tun, als wäre es leicht gewesen«, sagte sie. »Andererseits will ich auch nicht so tun, als hätten Susan und ich sich für Geschwister besonders nahe gestanden.«
    »Familienprobleme?«
    »Nichts so Dramatisches. Wir waren einfach nie sehr häufig zusammen, während wir aufgewachsen sind. Zunächst einmal waren wir nur Halbschwestern. Susans Vater starb, bevor ich geboren wurde. Sie war vier Jahre älter als ich. Das klingt vielleicht nicht nach einem großen Unterschied, aber für Kinder liegen Welten dazwischen. Susan hätte genauso gut erwachsen sein können, soweit es unsere Gemeinsamkeiten betraf.«
    »Und später, als Sie beide älter waren?«
    »Da wurde der Altersunterschied wohl weniger wichtig, aber inzwischen verbrachte Susan immer weniger Zeit zu Hause. Sie war ständig mit Jungs unterwegs. In unserer Kleinstadt hat sie sich zu Tode gelangweilt.«
    »Tanglewood, Dakota«, sagte Floyd mit einem Nicken.
    Ihre Augen weiteten sich leicht, entweder vor Überraschung oder vor Unglauben. »Sie kennen diesen Ort?«
    »Ich weiß nur, dass sie von dort stammt, aus den Papieren in der Dose Ihrer Schwester. Das Seltsame daran ist: Ich wollte die Stadt im Ortsverzeichnis nachschlagen, aber sie scheint nicht zu existieren.«
    »Sie meinen, sie ist nicht im Ortsverzeichnis aufgeführt. Ich

Weitere Kostenlose Bücher