Ewigkeit
Frau, Monsieur?«
»Ob ich sie kenne? Das will ich meinen. Sie ist meine Frau.«
»Dann können Sie mir vielleicht erklären, warum sie im Tunnel herumgekrochen ist.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, sagte Floyd. Er nahm den Hut ab und strich sich übers Haar.
Der Mann kratzte sich an der geröteten Knollennase. »Ich weiß, was ich gesehen habe. Vielleicht wäre es das Beste für uns alle, wenn wir das Gespräch im Büro fortsetzen.«
»Wie Sie wünschen«, sagte Floyd, »aber ich kann Ihnen versichern, dass Sie einen schweren Fehler begehen.«
Auger seufzte. »Komm, Wendell. Wir wollen es hinter uns bringen, dann lässt uns dieser Verrückte vielleicht in Ruhe.«
Der Mann ließ sie vorausgehen, dann zog er eine Kette mit einem Schlüssel hervor, um die in verblasstem Grün gestrichene Tür zu einem kargen Büro zu öffnen. Eine einzelne nackte Glühbirne hing von der Decke wie der Köder eines Anglerfisches.
»Setzen Sie sich bitte«, sagte der Mann und zeigte auf einen verzogenen Holztisch und ein paar schlichte Stühle, die schon bessere Tage gesehen hatten.
»Ich werde stehen bleiben, falls es Ihnen nichts ausmacht«, sagte Floyd. »Jetzt lassen Sie mich erklären. Vor einer halben Stunde erhielt ich einen Telefonanruf von meiner Frau. Sie arbeitet in einem Bekleidungsgeschäft an der Gay-Lussac. Alle möglichen Leute kommen in den Laden und gelegentlich erlaubt das Personal den Kunden, den Waschraum ein Stockwerk höher zu benutzen. Bedauerlicherweise hat jemand den Wasserhahn laufen lassen. Warum erzählst du ihm nicht einfach den Rest der Geschichte, Verity?«
»Das Waschbecken floss über«, sagte Auger, als sie Floyds kaum merkliches ermutigendes Nicken sah. »Es kam zu einer Überschwemmung, und irgendwann brach die Decke ein. Alle Angestellten wurden entweder durchnässt oder bekamen etwas vom Schmutz der einbrechenden Decke ab. Deshalb sehe ich so aus. Unser gesamter Warenbestand ist ruiniert. Ich habe meinen Mann angerufen und ihm gesagt, dass wir alle nach Hause geschickt wurden, und er ist zur Station gekommen, um mich abzuholen. In diesem Zustand möchte ich mich nicht allein auf die Straße wagen.«
»Keiner von Ihnen beiden ist Franzose«, sagte der Mann, als würde er eine Tatsache von großer Tragweite verkünden.
»Dagegen gibt es kein Gesetz«, erwiderte Floyd. »Auf jeden Fall dürfen Sie sich gerne meine Papiere ansehen.« Er zeigte dem Mann seinen Ausweis und eine der falschen Geschäftsvisitenkarten, die er für Gelegenheiten wie diese dabeihatte. »Wie Sie sehen können, erfordert meine Arbeit als Literaturübersetzer, dass ich meinen Arbeitstag zu Hause verbringe. Nur zu, Verity – zeig dem guten Mann ebenfalls deinen Ausweis.«
»Hier«, sagte sie, nachdem sie das Dokument aus ihrer Handtasche gekramt hatte.
Er sah sich den Ausweis an, der mit ihren Fingerabdrücken beschmutzt war. »Verity Auger«, las er ab. »Ich werde mir diesen Namen einprägen. Und ich werde mir auch merken, dass keiner von Ihnen einen Ehering trägt.«
Hinter der verschlossenen Tür fuhr ein weiterer Zug in den Bahnhof ein. Auger war in Versuchung, aus dem Büro zu flüchten und in einen Waggon zu springen, aber sie befürchtete, dass der Angestellte die Autorität hatte, den Zug an der Abfahrt zu hindern. »Hören Sie«, sagte sie. »Ich habe Ihnen die Wahrheit erzählt, genauso wie mein Mann. Warum in aller Welt sollte ich in einem U-Bahntunnel herumkriechen? Es war schon schlimm genug, in diesem Zustand in die Métro zu steigen, während mich alle angestarrt haben, als wäre ich eine Landstreicherin.«
»Ich versichere Ihnen, dass alles in Ordnung ist«, sagte Floyd mit einem gewinnenden Lächeln. »Meine Frau neigt wirklich nicht dazu, in einem Métro-Tunnel herumzukriechen.«
»Aber jemand ist darin herumgekrochen«, beteuerte der Mann.
»Das mag ja durchaus sein«, sagte Floyd versöhnlich, »aber Sie können nicht jede Frau verdächtigen, die mit leicht verschmutzter Kleidung aus dem Waggon steigt.«
»Ich habe sie gesehen …«, sagte der Mann, aber es mangelte ihm immer mehr an Überzeugung. »Ich habe jemanden gesehen, der aus dem Tunnel gekommen ist.«
»Und im Strom der kommenden und gehenden Passagiere müssen Sie diesen Jemand aus den Augen verloren und schließlich mit meiner Frau verwechselt haben.« Floyd sprach in sehr verständnisvollem Tonfall. »Hören Sie, ich möchte Ihnen wirklich keine Schwierigkeiten machen, aber meine Frau muss dringend nach Hause, damit
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