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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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herauszuhören. Es hätte jetzt ohnehin keine Rolle mehr gespielt. Die Würfel waren gefallen.
    Sie stieg die Wendeltreppe zur unteren Konsole hinab, sah erneut auf die Uhr und begann dann, die Stabilisierungsenergie zu verringern, wie Skellsgard es ihr gezeigt hatte. Als alles weit genug heruntergefahren war, schalteten sich die Sirenen, Warnleuchten und Alarmmeldungen ab, bis sie nur noch vom warmen Summen der Maschinen umgeben war. Die gelben Funken und Fäden hatten sich wieder beruhigt. Auger kehrte auf die erhöhte Galerie zurück und blickte in den Penetrationsschacht, aber vom abgeflogenen Schiff war nichts mehr zu sehen. Das Haltegestell fuhr bereits zur Eintrittssphäre zurück, während ein Reinigungsmechanismus die zurückgebliebenen Reste der verglühten Arme aus der Röhre fegte.
    »Skellsgard? Maurya?«, sagte sie ins Mikrofon.
    Aber es kam keine Antwort.
    Auger sah auf die Uhr und rechnete sechzig Stunden weiter. Jemand könnte ein Signal durch die Verbindung schicken, wenn Skellsgard eintraf, aber höchstwahrscheinlich würde Auger erst wissen, ob sie erfolgreich gewesen war, wenn ein neues Schiff in die Sphäre fiel.
    Sie wollte nicht mehr in Berlin sein, wenn das geschah.
     
    Augers dritter Durchgang durch den Zensor war genauso ereignislos wie die ersten zwei. Sie erschauderte und rappelte sich auf, dann machte sie sich daran, die Dinge zusammenzusuchen, die sie für den letzten Teil ihrer Mission benötigte. Sie fand eine funktionierende Taschenlampe und stopfte saubere Kleidung und bündelweise einheimische Währung in einen roten Koffer. Sie hatte Skellsgards Pistole an sich genommen und in den Regalen der Zensorkammer ein volles Magazin mit Munition gefunden. Nun steckte die Waffe in ihrer Handtasche neben der des Kriegsbabys. Es fühlte sich gut an, bewaffnet zu sein, während sie sich auf den langwierigen und schmutzigen Weg zur Métro-Station machte. Nach zehn Minuten hatte sie den U-Bahntunnel erreicht, und im Licht der Taschenlampe schimmerten die tödlichen Streifen der Stromschienen.
    Sie hielt erschrocken den Atem an.
    An den Strom hatte sie gar nicht mehr gedacht.
    Nachdem Aveling und die anderen nicht mehr da waren, gab es niemanden, der für einen Kurzschluss sorgen konnte, während sie durch den Tunnel lief. Es würde noch fast einen halben Tag dauern, bis die nächtliche Betriebspause begann, und dann würde sie vor dem zusätzlichen Problem einer verschlossenen Métro-Station stehen. Wenn sie erst zur Öffnung des Bahnhofs am nächsten Morgen herauskam – vorausgesetzt, sie wurde in der Zwischenzeit nicht wegen verdächtigen Benehmens verhaftet –, hätte sie von den sechzig Stunden bis zur Rückkehr des Schiffs fast einen ganzen Tag vergeudet. Vielleicht fand sie eine Möglichkeit, die Gleise kurzzuschließen, aber sie würde es nicht schaffen, die Störung wieder zu beseitigen, nachdem sie den Tunnel verlassen hatte. Und wenn das geschah, war die Gefahr zu groß, dass die Métro-Techniker sich genauer im Tunnel umsahen und den Eingang zum Portal fanden.
    Auger wartete in der Sicherheit des Nebentunnels, bis ein Zug vorbeifuhr. Die hell erleuchteten Waggons rasten nur Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt vorbei, und Auger musste im warmen Sturm der aufgewirbelten Luft blinzeln. Ein paar Minuten später kam der nächste Zug, dessen Waggons bis auf ein paar Pendler fast leer waren. Die mittägliche Rushhour war vorbei, aber die Züge fuhren immer noch nach dem gleichen Fahrplan. Sie verfluchte das Métro-System für seine rücksichtslose Effizienz.
    Sie hatte keine andere Wahl – sie würde rennen müssen. Ihr blieben schätzungsweise anderthalb Minuten, um Cardinal Lemoine zu erreichen, wenn sie Glück hatte, sogar zwei, und sie konnte nur hoffen, dass sie nicht stürzte oder irgendwie im Tunnel stecken blieb, wenn ein Zug früher als erwartet eintraf.
    Bring es einfach hinter dich, sagte sich Auger.
    Sie wollte losrennen, nachdem der nächste Zug vorbeigefahren war, und machte sich bereit, damit sie keine Sekunde verlor. Noch nach einer Minute war immer noch kein Zug gekommen. Eine weitere Minute verstrich … und noch eine. Sie wartete fünf Minuten lang im Tunnel, bis sie hörte, wie sich quietschend und ratternd der nächste Zug näherte. In dieser Pause hätte sie mühelos den Bahnhof erreichen können, aber die nächsten zwei Züge folgten sehr schnell hintereinander, fast ohne Pause.
    Sie würde es einfach riskieren müssen.
    Sie sah kaum die roten Lichter des letzten

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