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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Bündel Falschgeld lagen auf dem Gleisbett, während ein drittes ein gutes Stück weiter geschleudert worden war, an der Grenze der Reichweite ihrer Taschenlampe.
    Auger schnappte sich das nächste Geldbündel, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass sie alles andere zurücklassen sollte, um so schnell wie möglich aus dem Tunnel herauszukommen. Sie bezweifelte, dass das Geld noch da war, wenn sie zum Portal zurückkehrte, aber dort gab es noch jede Menge mehr davon. Irgendwer – höchstwahrscheinlich ein schlecht bezahlter Métro-Arbeiter – würde sich demnächst über eine großzügige Prämie freuen.
    Sie erreichte das Ende des Tunnels genau in dem Moment, als der nächste Zug in den Bahnhof einfuhr. Sie wartete in der Dunkelheit, bis der Zug angehalten hatte und die Passagiere sich um die besten Positionen an den Türen drängelten. Der Führer hob eine Zeitung vom Armaturenbrett auf und blätterte gelangweilt zur letzten Seite um, nahm den Stift, den er sich hinters Ohr geklemmt hatte, und schrieb etwas nieder.
    Auger nutzte den Moment der Unaufmerksamkeit, um auf den Bahnsteig zu klettern. Die meisten ausgestiegenen Passagiere hatten den Zug bereits verlassen und strömten dem Ausgang entgegen. Wenn sie sich unter sie hätte mischen können, wäre es ihr vielleicht gelungen, ins Tageslicht zu treten, ohne dass jemandem auffiel, dass sie gar nicht aus dem Zug gestiegen war. Aber zwischen ihr und der kleinen Menschenmenge lag viel leerer Bahnsteig, auf dem sich mindestens vier wartende Fahrgäste aufhielten, an denen sie unbemerkt vorbeikommen musste.
    »Mademoiselle, folgen Sie mir bitte.« Der Franzose sprach in ruhigem, aber bestimmtem Tonfall.
    Sie blickte sich um und sah jemanden von einer Sitzbank aufstehen und mit entschlossenem Blick auf sie zukommen. Er hatte in einer Zeitung gelesen, sie aber auf der Bank liegen gelassen. Nun wurde erkennbar, dass er die dunkelblaue Uniform eines Métro-Angestellten trug. Während er sprach, setzte er seine Mütze auf.
    »Wie bitte?«, antwortete Auger auf Französisch.
    »Mademoiselle, ich bitte Sie, mir zu folgen. Ich fürchte, ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »Ich verstehe nicht. Was habe ich getan?«
    »Das werden wir noch feststellen.« Er zeigte auf eine Tür mit der Aufschrift ›Kein Zutritt‹. »Wenn Sie bitte in unser Büro treten würden. Es wäre für alle Beteiligten das Beste, wenn Sie keine Szene machen würden.«
    Sie rührte sich nicht. Der Angestellte war ein Mann mittleren Alters mit einem ergrauten Schnurrbart und einer rosafarbenen Nase, die von geplatzten Äderchen durchsetzt war. Er wollte ganz bestimmt keine Szene, dachte Auger.
    »Ich verstehe immer noch nicht …«
    »Uns wurde gemeldet, dass vor etwa zwei Stunden eine junge Frau den Tunnel betreten haben soll«, sagte er leise. »Zunächst wollten wir gar nicht weiter darauf eingehen, aber es gab mindestens zwei Zeugen, die diese Geschichte bestätigten. Also habe ich beschlossen, diesen Bahnhof als reine Vorsichtsmaßnahme zu überwachen, falls jemand aus dem Tunnel kommen sollte.«
    »Aber Sie haben nicht gesehen, dass irgendjemand aus dem Tunnel gekommen ist«, warf Auger ein. »Jedenfalls nicht mich. Weil ich gerade aus dem letzten Zug gestiegen bin.«
    »Ich weiß, was ich gesehen habe.«
    »Dann müssen Sie sich täuschen.«
    Er scharrte befangen mit den Füßen und schien sich zu überlegen, ob er sie dazu zwingen sollte, ihm ins Büro zu folgen, oder ob er einen Kollegen zu Hilfe rufen sollte. »Bitte machen Sie es mir nicht schwerer, als es ist«, sagte er. »Wir hätten das Recht, die Polizei zu rufen. Wenn es jedoch eine einfache Erklärung gibt, wird das vielleicht nicht nötig sein.«
    »Gibt es ein Problem?«, fragte eine andere Stimme mit einem ganz anderen Akzent.
    Auger drehte sich um. Ein Passagier lief auf sie zu, die Hände in den Taschen eines langen grauen Regenmantels. Er trug einen Filzhut, dessen Krempe er sich tief ins Gesicht gezogen hatte, aber sie erkannte ihn trotzdem sofort wieder.
    »Wendell«, sagte sie.
    »Was ist hier los, Verity?«
    Sie hatte keine Ahnung, was los war, aber Floyd schien zu erwarten, dass sie eine bestimmte Rolle übernahm, zu der nur er das Drehbuch kannte. »Ich bin mir nicht sicher, Floyd«, sagte sie stockend, »aber dieser Mann möchte, dass ich in dieses Büro gehe und ihm ein paar Fragen beantworte.«
    Floyd musterte den Mann mit der Miene geduldiger Besorgnis. »Warum in aller Welt will er so etwas tun?«
    »Kennen Sie diese

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