Ewigkeit
Papier. »Vielleicht stimmt die Nummer nicht.«
»Warum sollte man eine falsche Nummer im Briefkopf angeben?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Auger. »Vielleicht wurde die Nummer geändert, und es war noch eine große Menge vom alten Briefpapier vorhanden. Vielleicht hat der Mann, der dieses Schreiben geschickt hat, ein Blatt aus einem Stapel benutzt, der seit Jahren in seinem Schreibtisch lagert.«
»Ziemlich nachlässig.«
»Aber kein Verbrechen.«
»Haben Sie auch im Verzeichnis nachgesehen?«
»Dort ist die gleiche Nummer angegeben«, sagte sie. »Aber es scheint schon ein älteres Telefonbuch zu sein. Ich weiß nicht, was ich noch versuchen soll. Auf dem Brief steht eine Adresse, aber es handelt sich nur um ein allgemeines Postfach für die Korrespondenz mit allen Abteilungen des Stahlwerks. Sie sagt nichts weiter aus. Sie verrät uns nicht einmal, wo genau sich diese Fabrik befindet.«
»Warten Sie«, sagte Floyd. »Vielleicht können wir Kaspar Metall ganz außen vor lassen. Wir nehmen einfach Verbindung mit dem Mann auf, der den Brief geschrieben hat, und hören uns an, was er zu sagen hat.«
»Herr G. Altfeld«, las Auger vom Brief ab. »Dieser Altfeld könnte sonstwo leben. Vielleicht steht er nicht einmal im Telefonbuch.«
»Schauen wir doch einfach mal nach.«
Auger nahm das Verzeichnis der Berliner Privatnummern und gab das schwere eselsohrige Buch an Floyd weiter.
»Da hätten wir es ja schon«, sagte er, als er es durchsah. »Altfeld, Altfeld, Altfeld … es gibt eine ganze Menge Altfelds. Mindestens dreißig. Aber nicht viele mit einem Vornamen, der mit ›G‹ anfängt.«
»Wir wissen nicht einmal, ob das ›G‹ wirklich für seinen Vornamen steht«, warf sie ein.
»Es ist zumindest ein Anfang. Wenn wir keinen Treffer landen, gehen wir alle anderen Altfelds durch.«
»Das wird ewig dauern.«
»Mit genau dieser Art von stupider Arbeit verdiene ich mir meinen Lebensunterhalt. Geben Sie mir bitte etwas zu schreiben. Ich werde eine Liste der wahrscheinlichen Kandidaten machen. Und Sie könnten derweil versuchen, Kaffee aufzutreiben. Es könnte ein sehr langer Tag werden.«
Zweiundzwanzig
Auger wusste, dass sie den richtigen Mann erwischt hatte, als er sich am Telefon meldete. Sein respekteinflößender, leicht schulmeisterlicher Tonfall bestätigte ihren Verdacht.
»Altfeld.«
»Entschuldigen Sie die Störung, Herr Altfeld, und entschuldigen Sie bitte auch mein schlechtes Deutsch, aber ich bin auf der Suche nach dem Herrn Altfeld, der ein Angestellter von Kaspar Metall …«
Die Verbindung wurde unterbrochen, bevor Auger ein weiteres Wort sagen konnte.
»Was ist passiert?«, fragte Floyd.
»Ich glaube, das war ein Volltreffer. Er hat ungewöhnlich schnell wieder aufgelegt.«
»Versuchen Sie es noch einmal. Nach meiner Erfahrung gehen die Leute früher oder später doch ans Telefon.«
Sie wählte sich erneut zur Vermittlung des Hotels durch und wartete, bis die Verbindung hergestellt wurde. »Herr Altfeld, ich möchte noch einmal …«
Wieder knackte es in der Leitung. Auger versuchte es ein weiteres Mal, doch nun klingelte das Telefon eine ganze Weile, ohne dass jemand ranging. Auger stellte sich vor, wie das Klingeln durch einen gut ausgestatteten Flur hallte, in dem das Telefon auf einem Tischchen unter dem Druck eines berühmten Gemäldes hing – vielleicht eines Pissaro oder Manet. Sie gab nicht auf und ließ das Telefon weiterklingeln. Schließlich wurde ihre Geduld belohnt, als der Hörer abgenommen wurde.
»Herr Altfeld? Bitte lassen Sie mich aussprechen.«
»Ich habe Ihnen nichts zu sagen.«
»Ich weiß, dass Sie mit Susan White gesprochen haben. Mein Name ist Auger … Verity Auger. Ich bin Susans Schwester.«
Es folgte eine Pause, in der eine recht hohe Wahrscheinlichkeit bestand, dass der Mann wieder auflegen würde. »Fräulein White hatte nicht den Anstand, ihre Verabredung einzuhalten«, erwiderte Altfeld schließlich.
»Das liegt daran, dass sie ermordet wurde.«
»Ermordet?«, wiederholte er ungläubig.
»Deshalb konnte sie die Verabredung mit Ihnen nicht einhalten. Ich bin hier in Berlin, zusammen mit einem Privatdetektiv.« Das entsprach Floyds Ratschlag: Sag nach Möglichkeit immer die Wahrheit. Damit lassen sich erstaunlich viele Türen öffnen. »Wir glauben, dass Susan aus einem bestimmten Grund ermordet wurde und dass dieser Grund etwas mit dem Auftrag zu tun hat, den Kaspar Metall übernommen hat.«
»Ich kann mich nur wiederholen: Ich
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