Ewigkeit
drängelnder Pinguine Fische zu. Altfeld stand vor einer kleinen Zuschauergruppe am Geländer. Er ließ sich nicht anmerken, ob er sich bewusst war, dass er verfolgt wurde. Bald nahm der Zoomitarbeiter seinen leeren Eimer und entfernte sich. Das schien für Altfeld das Stichwort zu sein, in seiner Papiertüte zu kramen und den Vögeln silbrig glänzende Leckerbissen zuzuwerfen.
Auf der anderen Seite des Geheges stand jemand, der Floyds Aufmerksamkeit erregte. Es war Auger. Sie war herumgegangen und hatte es irgendwie geschafft, sich in die erste Reihe der Zuschauer zu drängen, und nun wurde sie gegen das Geländer gedrückt. Sie achtete gar nicht mehr auf Altfeld, sondern starrte in offensichtlicher Faszination auf die wimmelnde Versammlung der Pinguine mit ihren adretten schwarzen Fräcken, den albernen kleinen Flossen und dem Ausdruck äußerster Würde, selbst wenn sie auf dem Bauch ins Wasser rutschten oder rückwärts hineinplatschten. Es war, als hätte sie noch nie in ihrem Leben Pinguine gesehen.
Floyd vermutete, dass es nicht viele Zoos in Dakota gab.
Die Zuschauer zerstreuten sich, und nur wenige blieben zurück, unter ihnen auch Altfeld. Als er die Vögel mit den letzten Bissen aus seiner Tüte gefüttert hatte, beobachtete er sie mit der schicksalsergebenen Distanziertheit eines Generals, dessen Truppen eine peinliche Niederlage erlebten.
Floyd und Auger näherten sich dem alten Mann.
»Herr Altfeld?«, sagte Auger.
Er wandte ihnen ruckartig den Kopf zu, ließ die Papiertüte fallen und antwortete auf Englisch: »Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber Sie hätten mir niemals folgen dürfen.«
»Wir möchten nur, dass Sie uns ein paar Fragen beantworten«, sagte Floyd.
»Wenn ich Ihnen etwas zu sagen hätte, hätte ich es bereits gesagt.«
Auger trat einen Schritt näher an ihn heran. »Ich bin Verity«, sagte sie. »Susan war meine Schwester. Sie wurde vor drei Wochen ermordet. Ich weiß, dass Sie wegen des Kaspar-Vertrags mit ihr in Verbindung standen. Ich glaube, dass der Mord irgendetwas mit diesem Auftrag zu tun hat.«
»Es gibt nichts, was ich Ihnen über den Auftrag sagen könnte.«
»Aber Sie wissen von diesem Vertrag«, sagte Floyd. »Und Sie wissen, dass es kein gewöhnlicher Auftrag war.«
»Es war eine künstlerische Arbeit«, sagte er mit leiser Stimme. »Daran war nichts Außergewöhnliches.«
»Das glauben Sie doch selber nicht, auch wenn es im ersten Augenblick tröstlich klingen mag«, sagte Auger.
»Wir wollen nur wissen«, sagte Floyd, »wohin diese Objekte geschickt wurden. Wir sind schon mit einer einzigen Adresse zufrieden.«
»Selbst wenn ich bereit wäre, es Ihnen zu sagen – was ich nicht bin – existiert diese Information nicht mehr.«
»Gab es in Ihrer Firma keine Aktenablage, um später in wichtigen Dokumenten nachsehen zu können?«, fragte Auger und hob überrascht eine Augenbraue.
»Diese Akten wurden … beseitigt.«
Floyd versperrte Altfeld den Blick auf die Vögel. »Aber Sie müssen sich doch an bestimmte Einzelheiten erinnern.«
»Ich habe mir keine dieser Einzelheiten eingeprägt.«
»Weil jemand Ihnen gesagt hat, dass Sie es nicht tun sollen?«, fragte Auger. »Ist das der Hintergrund, Mr. Altfeld? Hat jemand Sie unter Druck gesetzt und Ihnen befohlen, sich nicht zu aufmerksam damit zu beschäftigen?«
»Es war ein komplizierter Vertrag. Natürlich habe ich ihm meine ganze Aufmerksamkeit gewidmet.«
»Geben Sie uns etwas«, sagte Floyd. »Irgendetwas. Nur den ungefähren Stadtteil in Paris, in den eine der Kugeln geliefert wurde. Das wäre immerhin schon besser als gar nichts.«
»Ich erinnere mich nicht.«
»Wurde jemals über den Zweck dieser Kugeln gesprochen?«, bohrte Floyd weiter.
»Wie ich bereits sagte, es war ein künstlerischer Auftrag.« Altfelds Stimme klang immer angespannter, und es schien, als könnte er jeden Augenblick die Beherrschung verlieren. »Kaspar Metall hat in diesem Zeitraum viele andere metallurgische Aufträge abgearbeitet. Wenn die Anforderungen erfüllt waren, bestand für uns kein Grund, die spätere Nutzung der Werkstücke zu hinterfragen.«
»Aber Sie müssen doch neugierig gewesen sein«, sagte Floyd.
»Nein. Ich war nicht neugierig.«
»Wir glauben, dass diese Kugeln Teil einer Waffe sein könnten«, sagte Auger. »Zumindest die Komponenten von etwas, das militärischen Zwecken dienen soll. Sie müssen auf dieselbe Idee gekommen sein. Haben Sie keinen Augenblick lang weiter darüber nachgedacht?«
»Der
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