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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Betroffenen das Leben einfacher machen.«
    »Nicht unbedingt für mich.« Floyd kratzte sich am Kopfverband und fragte sich, ob er derjenige war, der unter Wahnvorstellungen litt. Sein Arm schwebte haltlos in der Luft, leicht wie ein Luftballon. Es war, als würden sie fallen, wie in einem Traum. Gleich würde er in seinem Zimmer an der Rue du Dragon aufwachen und bei schlechtem Kaffee und verbranntem Toast all dies mit lautem Gelächter abschütteln. Ein Schlag gegen den Kopf – das war sein einziges Problem.
    Aber er wachte einfach nicht auf.
    »Also fangen wir mit mir an«, schlug er vor. »Fangen wir mit dem armen Schlucker namens Wendell Floyd an. Erklär mir, warum ich vielleicht nicht der bin, der ich zu sein glaube.«
    »Wendell Floyd ist tot«, sagte Auger. »Er ist vor ein paar hundert Jahren gestorben.«
    In diesem Moment ging irgendwo in der Kabine ein Alarm los. Floyds Hand zuckte zum Joystick, bereit, das Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Aber Auger schüttelte den Kopf und hob warnend drei Finger. »Das ist etwas anderes«, sagte sie. »Das Leitsystem ist immer noch online.«
    »Und was ist nun das Problem?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich habe nur die Idiotenversion der Flugausbildung für dieses Ding bekommen.« Auger betätigte mehrere Schalter und bewirkte, dass andere Zahlen und Diagramme auf den Leuchtschirmen erschienen. Mit ihren Bemühungen erreichte sie nicht, dass der Alarm verstummte.
    »Irgendeine Idee?«, fragte Floyd.
    »Ich glaube nicht, dass etwas mit dem Schiff nicht stimmt«, sagte sie. »Alle Werte sehen gut aus – oder zumindest akzeptabel. Es gibt keinen Hinweis darauf, als hätte es etwas mit der Tunnelgeometrie zu tun.«
    »Was könnte es dann sein?«
    Sie drückte weitere Schalter und tippte mit dem Nagel des Zeigefingers gegen einen Bildschirm. Stirnrunzelnd betrachtete sie die Lawine aus Ziffern und Buchstaben, mit denen er sich füllte. »Das ist nicht gut«, sagte sie. »Das ist gar nicht gut.«
    »Sag es mir einfach«, forderte Floyd sie mit hörbarer Frustration in der Stimme auf.
    »Etwas befindet sich hinter uns, und es kommt näher. Das will uns das Alarmsignal mitteilen. Die Nahortung empfängt so etwas wie ein rückwärtiges Echo. Ich kann die Zahlen nicht gut genug einschätzen, um sagen zu können, was es ist, aber vielleicht ist es ein anderes Schiff.«
    »Wie kann es hier ein anderes Schiff geben?«
    »Ich weiß es nicht. Glaub mir, ich würde es selber sehr gerne wissen. Am Pariser Ende ist der Tunnel vakuumversiegelt. Selbst wenn es irgendwie möglich wäre, zwei Schiffe gleichzeitig hineinzuschießen – und ich bin mir gar nicht sicher, ob die Mathematik das überhaupt zulässt –, können wir diesen Fall sowieso ausschließen, weil es auf E2 kein zweites Schiff in der Eintrittssphäre gibt. Wir müssten die einzige Ratte im Abflussrohr sein.«
    »Also etwas ganz anderes? Eine andere Maschine und nicht zwangsläufig ein Schiff?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht fliegen irgendwelche Trümmer hinter uns her. Bei der Penetration wurden wir heftig durchgeschüttelt, sodass vielleicht etwas von der Schiffshülle abgerissen wurde. Das Zeug könnte uns folgen, in unserem Fahrwasser mitgerissen werden. Falls es hier so etwas wie Fahrwasser gibt.«
    »Wenn das so ist, warum haben wir dann vorher nichts davon bemerkt?«
    »Das ist eine berechtigte Frage«, sagte sie flüsternd, als wäre er jemand, der auf gar keinen Fall die Antwort darauf erfahren sollte.

 
Neunundzwanzig
     
     
    Irgendwann schaffte Auger es, den akustischen Alarm abzustellen. Floyd stieß einen erleichterten Seufzer aus, als der Lärm verstummte und nur noch das gewohnte Rauschen der Hintergrundgeräusche in der Kabine zu hören war. Dieses Rauschen hatte etwas Maritimes, das auf seltsame Weise besänftigend wirkte. Es erinnerte ihn an den Maschinenraum eines normalen Schiffes, an das ferne, beruhigende Tuckern eines Dieselmotors.
    »Es wäre schön gewesen, wenn man mir gesagt hätte, wie ich diesen Mist interpretieren soll«, sagte Auger. Ihre Stirn hatte sich in tiefe Falten der Konzentration gelegt, während sie auf die wandernden Zahlenkolonnen starrte. »Es sieht fast so aus, als würde das verdammte Echo näher kommen. Aber das kann doch gar nicht sein, nicht wahr?«
    »Ich kann dazu gar nichts sagen«, erwiderte Floyd mit einem hilflosen Achselzucken.
    »Wenn es ein Trümmerstück wäre, dürfte es nicht näher kommen. Das meiste hätten wir verlieren müssen, als wir durch den

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