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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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die die Oberfläche der Erde verlassen hatten, die in Weltraumhabitaten und Kolonien lebten. Primitive, wacklige Behausungen, die sich kaum aus eigener Kraft erhalten konnten, aber es genügte, um am Leben zu bleiben, während man den Verlust der Erde zu verkraften versuchte. Nicht zu vergessen das lähmende psychische Trauma, mit dem die Überlebenden zu kämpfen hatten. Ungefähr zu dieser Zeit spalteten wir uns in zwei politische Gruppierungen auf. Meine Leute, die Stoker, sagten, dass etwas in dieser Art nie wieder geschehen durfte, und deshalb verdammten wir die Nanotechnologie, die zur Entwicklung der Maschinen – und vieler anderer Dinge – geführt hatte. Die Slasher dagegen waren der Ansicht, dass man mit Rückschlägen leben muss und dass es keinen Sinn hat, sich aus unangebrachten Reuegefühlen einzuschränken.«
    Floyd schwieg eine Weile, während er versuchte, alles zu verarbeiten, was Auger ihm erzählt hatte. »Aber du hast mir gesagt, dass du aus dem Jahr zweitausendzweihundertirgendwas kommst«, sagte er schließlich. »Wenn das alles im 21. Jahrhundert passiert ist, scheint es noch eine Menge Geschichte zu geben, von der du bisher nichts erwähnt hast.«
    »Zweihundert Jahre«, sagte Auger, »aber ich werde dir die Einzelheiten ersparen. Es ist wirklich nicht allzu viel passiert. Die zwei politischen Fraktionen existieren immer noch. Wir kontrollieren den Zugang zur Erde, und die Slasher kontrollieren den Zugang zum Rest der Galaxis. Die meiste Zeit geht die Sache einigermaßen friedlich ab.«
    »Die meiste Zeit?«
    »Es gab ständig kleine … Meinungsverschiedenheiten. Die Slasher versuchen immer wieder, die Erde zu reparieren, ob mit oder ohne unser Einverständnis. Bisher haben sie alles nur noch schlimmer gemacht. Da unten gibt es jetzt ein komplettes maschinelles Ökosystem. Als sie es das letzte Mal versucht haben – das ist jetzt dreiundzwanzig Jahre her – führte das zu einem kleinen Krieg um die Zugangsrechte. Daraus entwickelte sich eine ziemliche Schweinerei, eine richtig große Schweinerei, aber anschließend konnten wir die Sache wieder hinbiegen. Aber es ist eine Schande, was mit dem Mars geschehen ist.«
    »Schön, dass Kriege immer noch nicht aus der Mode gekommen sind«, sagte Floyd.
    Auger nickte traurig. »In den letzten paar Monaten ist die Lage jedoch wieder kritisch geworden. Deshalb war ich nicht gerade begeistert, als ich feststellen musste, dass sich die Slasher in deinem Paris breit gemacht haben. Das kann nur bedeuten, dass sie etwas im Schilde führen, und das macht mir Sorgen. Ich fürchte, dass das keine guten Neuigkeiten sind.«
    »Warte mal«, sagte Floyd. »Etwas würde ich gerne klarstellen. Vor ein paar Stunden hast du mir gesagt, dass du keine Zeitreisende bist.«
    »Richtig«, sagte Auger und kniff die Lippen zusammen.
    »Aber du erzählst mir ständig Geschichten aus der Zukunft, dass du im Jahr zweitausendsowieso geboren bist und so weiter. Du hast mir sogar eine Zusammenfassung aller Ereignisse zwischen meiner und deiner Gegenwart gegeben. Wie das Wetter durchdreht … wie die Maschinen durchdrehen … wie Menschen im Weltraum leben …«
    »Ja«, sagte Auger und zog erwartungsvoll eine Augenbraue hoch.
    »Dann musst du von der Zukunft in die Gegenwart gereist sein. Warum behauptest du etwas anderes? Dieses Schiff scheint deine Zeitmaschine zu sein oder wie man so etwas nennen will. Bringst du mich jetzt in die Zukunft?«
    Sie sah ihm in die Augen. »Welches Jahr haben wir, Floyd?«
    »1959«, sagte er.
    »Nein«, sagte sie. »Das stimmt nicht. Wir haben das Jahr 2266 – über dreihundert Jahre nach dem Zeitpunkt, den du für deine Gegenwart hältst.«
    »Du meinst, dieses Jahr werden wir haben, wenn wir am anderen Ende von diesem Ding herauskommen. Oder befinden wir uns jetzt schon irgendwie in dieser Zukunft.«
    »Nein«, sagte sie mit grenzenloser und besorgniserregender Geduld. »Jetzt ist nicht 1959. Gestern war auch nicht 1959, und es war auch nicht 1959, als wir uns letzte Woche begegnet sind.«
    »Jetzt verstehe ich dich noch weniger als sonst.«
    »Ich will damit sagen, dass deine gesamte Existenz …« Sie suchte nach Worten, mit denen er etwas anfangen konnte. »Sie ist anders, als du denkst. In gewisser Weise lässt sich nicht einmal behaupten, dass du Wendell Floyd bist.«
    »Vielleicht hätte dieser Roboter dich doch operieren sollen. Du scheinst im Fieberwahn zu reden.«
    »Ich wünschte mir, es wäre ein Delirium. Das würde allen

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