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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Resignation.
    Die nächsten zehn oder zwanzig Sekunden waren trügerisch, weil der Flug auf einmal wieder traumhaft glatt verlief. Es war, als wären sie vom Rand einer Klippe in die absolute Stille der Luft katapultiert worden.
    »Nanu«, sagte Floyd, »das ist ja gar nicht …«
    Dann stießen sie gegen etwas. Das Schiff streifte seitlich mit einem heftigen Ruck die Tunnelwand. Der Stoß war stärker als alles, was sie bisher durchgemacht hatten. Sie hörten und spürten ein grausames Knirschen, als ein großes Stück Metall von der Hülle gerissen wurde. Floyd griff nach dem Joystick und versuchte den Kurs zu korrigieren, aber seine Bemühungen hatten nicht die geringste Auswirkung auf die quellenden Konturen der Belastungsenergieanzeige.
    »Das ist sinnlos«, sagte Auger mit einer stoischen Ruhe, die sie selbst überraschte. »Wir folgen jetzt einer unkontrollierbaren Bahn.« Um diesen Punkt zu unterstreichen, ließ sie ihren nutzlos gewordenen Joystick los und klappte die Kontrollkonsole hoch. »Lehn dich einfach zurück und genieß den Flug.«
    »Willst du wirklich einfach so aufgeben? Was ist, wenn doch noch etwas Treibstoff in den Tanks übrig ist?«
    »Das hier ist kein Kriegsfilm, Floyd. Wenn das System sagt, dass nichts mehr geht, dann geht nichts mehr.«
    Nach der ersten Kollision folgte ein weiterer Ruck, als der Transporter von der anderen Tunnelseite zurückprallte. Auger behielt immer noch das Gitter und die Zahlenkolonnen im Auge. Die Nase des Schiffes zeigte nun nicht mehr in die Richtung ihrer Vorwärtsbewegung. Es würde wieder einen schweren Stoß geben, wenn sie …
    Der Schlag kam schneller, als sie erwartet hatte. Er fuhr wie ein Elektroschock durch sie hindurch und ließ ihre Kiefer zusammenklappen. Sie biss sich auf die Zunge und schmeckte Blut. Warnleuchten blinkten überall im Cockpit. Eine der noch funktionierenden Sirenen sprang an und brüllte ihr eine Zweitonabfolge in den Schädel. Eine weitere aufgezeichnete Stimme – die verdächtig nach der gleichen Frau klang – sagte: »Achtung! Das Sicherheitslimit für die Integrität der Außenhülle wurde nun überschritten. Ab jetzt ist mit nachhaltigen Strukturschäden zu rechnen.«
    »Hallo, Süße!«, rief Floyd. »Erzähl uns etwas, das wir noch nicht wissen!«
    Aber Auger hatte keine Ahnung, wie man die automatischen Meldungen abschalten konnte. Die eine hatte kaum zu Ende gesprochen, als die nächste mitteilte, dass nun die Strahlungsgrenzwerte für die Besatzung überschritten waren.
    Dann erfolgte wieder ein Stoß, gefolgt vom Rückprall, und schließlich hatte sich die Nase des Transporters um sechzig Grad gedreht, sodass der nächste Schlag eine schwindelerregende Drehbewegung zur Folge hatte, die sich mit der folgenden Kollision noch verstärkte. Bei jeder Rotation wurde Auger zunächst in den Sitz gepresst und dann herausgehoben, während sich ihr ganzer Körper gegen die Gurte stemmte. Ihre Schulterverletzung, die sich in den letzten Stunden taub angefühlt hatte, machte sich jetzt wieder bemerkbar. Die Konturen der Belastungsenergie schwammen viel zu schnell vorbei, um sie entziffern zu können. Das Interpretationssystem war genauso verwirrt wie Auger. Nicht dass es irgendeine Rolle gespielt hätte. Wenn man ohnehin keinen Einfluss mehr nehmen konnte, war es eher eine Gnade, blind fliegen zu müssen.
    Wieder wurde etwas mit dem Kreischen gequälten Metalls von der Hülle abgerissen. Auger spürte ein Knacken in den Ohren, als der Luftdruck plötzlich fiel.
    »Wir haben gerade …« Doch ihr blieb keine Zeit, den Satz zu vervollständigen. Luft strömte brüllend aus der Kabine und wurde mit jedem Atemzug dünner. Mit getrübtem Blick sah sie Floyds panischen Gesichtsausdruck, während sein Körper durch die Rotationsbewegungen im Sitz hin und her geworfen wurde. Sie bemühte sich, ihren unversehrten Arm zu heben, und hatte das Gefühl, sie müsste einen Felsblock aus dem Weg schieben. Ihre Hand schloss sich um den gelb gestreiften Hebel für die Atemmasken. Sie zog ihn herunter und verfluchte das System, das diese Notfallmaßnahme eigentlich von selbst hätte einleiten müssen. Sie drückte sich die harte Plastikmaske aufs Gesicht und nahm einen kalten, belebenden Atemzug.
    Sie gab Floyd Zeichen, dass er das Gleiche tun sollte, und wartete ungeduldig, während er seine Maske suchte und sie dankbar aufsetzte. »Kannst du mich hören?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte er nach einer Weile, doch seine Stimme klang dünn und

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